Der Vampir Peter Plogojowitz (1725)

In dem Dorf Kisolova verstarb der Untertan Peter Plogojowitz und wurde nach einigen Tagen christlich zur Erde bestattet. Nachdem er ein paar Tage beerdigt war, wurden auf einmal mehrere Personen im Dorf plötzlich krank, und innerhalb von 8 Tagen starben 9 Personen, alte und junge, nach einem kurzen Krankenlager von einem, oder längstens von zwei Tagen.

Alle diese Personen beteuerten auf ihrem Sterbebett, daß gedachter Peter Plogojowitz die alleinige Ursache ihres Todes sei, weil er des Nachts im Schlafe als Vampir zu ihnen gekommen, sich auf sie gelegt, ihren Hals gewürgt und ihnen Blut ausgesogen hätte.

Um dem allgemeinen Unglück im Dorf ein Ende zu machen, entschloß man sich endlich, das Grab zu öffnen. Da wurde allen Umstehenden zum größten Erstaunen gewahr, daß der Körper dieses Verstorbenen, obgleich er schon drei Wochen im Grabe lag, nicht den allergeringsten Totengeruch von sich gab. Er war auch, außer der Nase, die etwa eingefallen zu sein schien, noch ganz frisch und unverwest. Die Haare, der Bart und die Nägel waren ordentlich gewachsen. Die alte Haut hatte sich wie abgeschält, und eine frische darunter hervor getan. (Anmerkung des Autors: Erfahrene Ärzte, Anatomen, Physiologen werden diese Umstände am besten zu erklären verstehen.)

Das Gesicht, die Hände und Füße, sowie der ganze Leib, waren in einem solch vollkommenen Zustand, wie sie bei Lebzeiten nur sein können. In seinem Munde bemerkte man etwas frisches und gesundes Blut, von welchem ein jeder der Umstehenden behauptete, daß es Peter Plogojowitz aus dem Körper des Unglücklichen, den er zuletzt zu Tode gebracht, gesogen hätte.

Man nahm hierauf den Körper aus dem Grab heraus, spitzte einen Pfahl und durchschlug damit das Herz dieses Vampirs, da dann wiederum ganz frisches Blut häufig durch Mund und Ohren geflossen kam. Als der Pfahl eine Zeit lang durch das Herz des Vampirs getrieben war, so verbrannte man den Leichnam, und verwandelte ihn zu Staub und Asche.

Das Einschlagen eines Pfahls durch die Brust oder das Herz eines bzw. einer Delinquentin stellt eine zweite Form des Pfählens dar und soll in diesem Fall den Vampir „an die Erde nageln“. Desweiteren sollte er ihn bzw. sie an einer Wiederkunft hindern. Hier ging man noch auf Nummer sicher und verbrannte den Vampir. Gleiches praktizierte man auch mit Kindsmörderinnen, die ebenfalls als verflucht galten.

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