Der Raubmörder Masch und seine Höhlen

Zu den schrecklichsten Raubserienmördern des Königreichs Preußen zählte zweifellos Karl Friedrich Masch, der jüngste Sohn des Tagelöhners Martin Masch, geboren 1824 zu Brunken bei Borlinchen in Preußen.

Karl Masch

Schon als Kind zeichnete er sich durch Grausamkeit gegen Singvögel aus. Nach Diebstählen und Brandstiftungen zog er sich im Sommer 1856 in den Pyritzer Forst zurück, dessen dunkelste Plätze er zu seinem Versteck wählte. Um sich vor Herbstnässe und Winterkälte zu schützen, erbaute er sich in einem selten besuchten Teil des Pyritzer Forstes eine wohnliche Höhle.
Im Frühjahr 1858 wurde er daraus vertrieben. Die Jagd nach ihm verlief jedoch ergebnislos. Nach dem Verlust der Pyritzer Höhle fand er
seinen nächsten Schlupfwinkel nahe bei dem Dorf Trampe im Kreis Soldin. (…) Im Winter 1858 zu 1859 benutzte er den in der Nähe von Derzow befindlichen Bermlingskanal zu seinem Aufenthalt. Nach dem Eintreten des Tauwetters verließ er seine Winterwohnung, begab sich in den Warsiner Forst und fing dort an, sich eine neue Höhle zu graben.
Seine Schwägerin Charlotte, Martins Frau, besorgte ihm die Wäsche und bereitete Speisen. Ihr Mann Martin war, um keinen Verdacht gegen sich aufkommen zu lassen, sehr vorsichtig. Als herrschaftlicher Tagelöhner war er vom frühen Morgen bis zum Abend auf seinem Posten. Am Abend blieb er meistenteils zu Hause, und nur selten, etwa an Sonntagen, und dann, wenn er etwas Besonderes mit seinem Bruder Karl zu besprechen hatte, begab er sich auf Umwegen zur Warsiner Forsthöhle, wo er auf ein gegebenes Zeichen Einlaß fand. Häufiger dagegen kam Karl in nächtlicher Stunde nach Schönow und kehrte im Haus seines Bruders ein, brachte ein paar Flaschen Wein und Lebensmittel mit, verweilte aber gewöhnlich nicht lange bei ihm, sondern verließ das Haus bald wieder, entweder allein, oder, wenn sie etwas gemeinschaftlich vorhatten, mit Martin.
In diesen zwei Jahren wurden von ihm mehr als 100 Diebstähle verübt, so daß durchschnittlich auf jede Woche die Ausführung eines Diebstahls kommt, seiner Brandstiftungen und Morde nicht gedacht.
Am Abend des 15. Mai 1861 entdeckten zwei Bauern seine Höhle und machten Anzeige.
Man legte ihm neben zahllosen Diebereien sechs Morde und drei Mordversuche zur Last. Der erste Mordversuch geschah 1857 gegen ein 17jähriges Mädchen, Emilie Frank, dem er in einem Wald begegnete und das er dann zur Unzucht verleiten wollte. Er warf die Widerstrebende zu Boden, preßte ihr mit beiden Händen die Kehle zu und kniete auf ihrer Brust, bis sie die Besinnung verlor. An seinem Ziel wurde er durch ein plötzlich aufkommendes Wagengeräusch gehindert. Später kam das Mädchen wieder zu sich, raffte sich auf und gelangte mühsam nach Hause. Es fiel aber in Folge der erlittenen Mißhandlungen in eine langandauernde Krankheit, durch die es dem Rand des Grabes nahe kam, sich zwar wieder erholte aber nicht mehr völlig genas.
Der zweite Mordversuch, am 11. September 1858, galt einem fahrenden Handelsmann, den er in einem Wald zu erschießen versuchte, um ihn zu berauben.
Der dritte Mordversuch, am 8. Oktober 1858, ging auf einen Straßengeldeinnehmer, auf den Masch ins Zimmer schoß. Der Getroffene fiel, aber Masch getraute nicht, ins Haus zu gehen und verzichtete auf den beabsichtigten Raub. Der Getroffene war an siebzehn Stellen verwundet, genas jedoch nach längerer Krankheit völlig wieder.
Den ersten Mord verübte er Mitte April 1858 an einer 60jährigen Bettlerin, deren Leiche er schändete. Das zweite Opfer seiner Mordlust wurde ein 22jähriges Dienstmädchen, namens Henriette Fehlhaber.
Der dritte Mord, den er, wie sich später ergab, in Gemeinschaft eines Anderen, Karl Liebig, verübte, betraf ein junges Ehepaar, das am Eingang des kleinen Dorfes Stölpchen eine Wirtschaft betrieb. Am Morgen des 9. September wurden die Morde entdeckt.

Karl Masch

Das Karl Masch der Täter sei, vermutete damals noch niemand, wohl aber wälzte sich der Verdacht sofort auf Karl Liebig, dessen Leumund so beschaffen war, daß man ihn einer solchen Tat für fähig hielt. Schon am 11. September wurde Liebig verhaftet, und die Schuldbeweise mehrten sich durch ein bei ihm gefundenes Stemmeisen, das offenbar beim Einbruch gebraucht worden war.
Chursdorf liegt im Kreis Soldin in der Neumark. In der Nähe befindet sich eine anmutige Mühlenbesitzung. Das dazu gehörige Wohnhaus liegt hart an der Straße und an dieses schließt sich der durch Wirtschaftsgebäude und Bretterzäune eingeschlossene Hof. Die zur Besitzung gehörige Windmühle steht, etwa 120 Schritt davon entfernt, jenseits der Straße auf einer kleinen Anhöhe im Feld. Das Mühlengrundstück gehörte dem Müller Baumgardt, der noch im Frühling 1861 mit dem größten Teil seiner zahlreichen Familie dort wohnte. In jener Zeit schlief Baumgardt, ein kräftiger Fünfziger, und seine um einige Jahre jüngere Frau in einem zum Hof gelegenen Eckzimmer. In zwei anstoßenden Zimmern schliefen drei seiner Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren und ein 16jähriges Dienstmädchen. Höher in einer Bodenkammer schlief der Bäckergeselle Großmann. Baumgardts ältester, 15jähriger Sohn, hatte als Müllerlehrling seine Schlafstelle auf der Mühle. Baumgardt war ein recht wohlhabender Mann, der auch, wohl etwas unvorsichtig, kurz vorher ausgesagt haben soll, er besitze eine bedeutende Summe baren Geldes, welche er auf den Ankauf eines Grundstückes verwenden wolle.
Als der Bäckergeselle Großmann am Morgen des 11. Mai gegen fünf Uhr aufstand und an seine Arbeit ging, fiel ihm bald auf, daß sich niemand von den übrigen Hausbewohnern sehen ließ, zumal Baumgardt und seine Frau sonst schon um vier Uhr aufzustehen pflegten. Endlich trat er in das Schlafzimmer und sah, statt der ruhig Schlafenden, mit Blut bedeckte Leichen – teils auf dem Fußboden, teils in ihren Betten liegen. Entsetzt beeilte er sich, Baumgardts Sohn in der Mühle von dem Gesehenen Kunde zu bringen. Außer Fassung begab sich dieser mit Großmann auf die Stätte des Todes.
Da lagen sie alle, alle – Vater, Mutter, Schwester, Brüder – von Mörderhand erschlagen und zum Teil gräßlich verstümmelt. Ihr Blut klebte an den Wänden, hatte die Betten rot gefärbt und bedeckte den Fußboden. An zwei der Kinder bemerkte man noch ein leises Röcheln, allein trotz herbeigerufener ärztlicher Hilfe verschieden die Knaben nach wenigen Stunden. Mit äußerster Energie wurden jetzt alle erdenklichen Anstrengungen unternommen, Masch und seine Mitschuldigen zu fangen, wobei Kriminalbeamte mehrerer Städte Hilfe leisteten.
Masch wurde am 23. August in Frankfurt an der Oder verhaftet.
Nach der Verhaftung Maschs wurde kurze Zeit später auch sein Bruder Martin, seine Schwägerin und die alte, 72jährige Mutter verhaftet. Die Hausdurchsuchung bei ihnen wies zur Genüge nach, daß sie aus den Räubereien Karls auch ihren Vorteil zu ziehen pflegten. Und so sehr Karl Masch sich bemühte, auf Martin nicht einen Schatten von Schuld fallen zulassen und in allem ganz allein und für sich allein gestohlen und gemordet zu haben, so konnte das bei der Zahl und Gewichtigkeit der Gegenbeweise doch weder den Bruder noch die beiden Weibspersonen retten. Auch Karl Liebig, der noch immer in Untersuchung saß, konnte von den Beteuerungen des Masch, alle die bekannten Morde allein verübt zu haben, nicht profitieren, da schon vorher die unzweifelhaftesten Beweise gegen ihn ausgemittelt worden waren.
Über den Mord im Baumgardtschen Haus sagte Masch folgendes aus: Er hatte sich mehrere Abende vor der Mordnacht ganz allein zur Chursdorfer Mühle begeben, sich das Gehöft genau angesehen und den Plan zur Ermordung der Baumgardtschen Eheleute entworfen. Am Abend des 10. Mai ging er wieder dorthin. Gegen zehn Uhr stieg er über den Zaun in den Hof, brachte die Hunde durch Steinwürfe zur Ruhe, öffnete, um sich die Flucht zu sichern, den vorderen Torweg, brach mit einem Hebebaum die Traillen der einen Kellerluke aus, stieg rückwärts in den Keller und zog sein mit einer Art von Bajonett versehenes Doppelgewehr nach sich. Darauf stieg er die Kellertreppe hinauf, riegelte, um sich den Rückzug zu sichern, die zum Hof führende Tür auf und begab sich nun durch die Küche in die Schlafstube der Eheleute Baumgardt. Er zündete ein auf dem Tisch stehendes Licht an und versetzte dem Müller Baumgardt mit einem mitgebrachten Beil ein paar Schläge auf den Kopf. Als dessen Frau dabei erwachte und laut aufschrie, sprang er auf sie los und raubte ihr durch zwei Beilschläge die Besinnung. In diesem Augenblick trat ein Mädchen aus der Vorderstube in das Schlafgemach. Masch schlug es mit dem Beil zu Boden. Dann durchschnitt er mit seinem scharfen Taschenmesser dem noch röchelnden Baumgardt den Hals und stieß ihm mit seinem Bajonett zwei Mal in die Brust. Darauf begab er sich in die Stube, aus der das Mädchen gekommen war, erblickte dort im Bett ein zweites Kind und schlug es tot. Jetzt, nachdem er so ins Morden hineingekommen war, ging er weiter.
Er öffnete die Tür zur Giebelkammer. Da schrie das Dienstmädchen laut auf, er aber schlug ihr zwei Mal auf den Kopf und schnürte ihr mit einem Kopftuch den Hals zu. In dieser Kammer stand nun noch ein zweites Bett und unter dem Deckbett lag ein kleiner Knabe verborgen. Er hob das Deckbett in die Höhe, das Knäblein lachte ihn freundlich an, aber Masch erhob sein Beil und zerschlug auch diesem Kind den Schädel. Damit war das Morden vollendet und Masch fing an, die Kästen und Schränke zu durchsuchen und sich in den Besitz des Geldes zu bringen. Was er fand, nahm er mit und entfernte sich durch die Hoftür. Aber er kehrte noch einmal zurück, fand ein bißchen Geld und nahm noch einen Kalender mit hinweg.

Karl Masch wurde allein in der Frühe des 28. Juli zur Richtstätte geführt. Ruhig und in sein Schicksal ergeben, bestieg er das Schafott und nach wenigen Vorbereitungen fiel sein Haupt. Kurze Zeit später starb seine Mutter im Zuchthaus. Martin wurde zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt. Die Abbildungen stammen aus der Criminal-Bibliothek, Band IV. Weitere Serienmörder bei www.historische-serienmoerder.de

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