Der Kopf in der Ilm – eine Rezension von Heidi Zengerling

Der Kopf in der Ilm enthält keine fiktiven Kriminalgeschichten, sondern solche, die wirklich passiert sind – und diese werden „erzählt“ von einem, der es wissen muss: von Klaus Dalski – seines Zeichens mehr als 20 Jahre im Dienst als Kriminalist …
Es war ja so, dass man als DDR-Bürger so ziemlich im Unklaren gelassen wurde, was an Negativem passierte. In den Medien hörte man nichts und die Mund-zu-Mund-Propaganda war auch nicht das A und O – weil einfach kaum etwas durchsickerte. Umso mehr interessierten mich die beiden Bücher von Klaus Dalski, die ich regelrecht verschlungen habe.
Heute möchte ich über den Kopf an der Ilm „sprechen“, der 33 Kriminalgeschichten nacherzählt. Dazu muss man sagen, dass der Autor aus seiner Erinnerung niedergeschrieben hat. Die Erzählungen sind sehr bildhaft, als habe der Autor sie gerade erst erlebt. Man spürt, wie verwurzelt der Autor mit seinem Job ist und war und wie tief in ihm drin diese Fälle noch immer verwurzelt sind. Daher liest sich das Buch auch so spannend und authentisch real.
Ich finde die Auswahl der Fälle sehr ansprechend, weil sie abwechslungsreich ist und umfangreich aus der Arbeit eines Kriminaloberrates a. D. berichtet. Die Fälle sind teilweise erschreckend, teilweise aber auch skurril und kurios. Das Buch liest sich sehr kurzweilig und ist nicht nur für ehemalige DDR-Bürger oder Thüringer sehr interessant und aufschlussreich.
Die Art und Weise, wie der Autor die schon lange zurück liegenden Geschichten wieder zum Leben erweckt ist wirklich genial. Er berichtet präzise von den Fällen und rollt diese sozusagen noch einmal auf und klärt sie. Die Erzählungen sind einfach und leicht verständlich und man kann dem Autor sehr gut zum Tatort verfolgen und mittels des Buches real bei den Vernehmungen dabei sein.
Erzählt wird beispielsweise von Parfüm und Feuchtgebieten, vom Schlüpferstürmer von Arnstadt oder dem Kopf in der Ilm, dem Fall, der dem Buch den Namen gegeben hat. Nicht alle Fälle, die Dalski erzählt, wurden aufgeklärt. Der Frauenmord von Sömmerda beispielsweise wurde bis heute nicht aufgeklärt.

Leseprobe: Die Hilfe des Senders „Weimar“

„Ab und zu gingen bei uns auch Anrufe ein, wenn Gewalt angedroht wurde. Dabei handelte es sich zum Teil um Sprengungen von Gebäuden, aber auch Brücken. Es war in den 80er Jahren sicherlich seltener als heute, aber die potentielle Gefahr war die gleiche.
Ich kann mich noch erinnern, dass ein Unbekannter androhte, das Viadukt in Apolda in die Luft zu sprengen. Über diesen Brückenkomplex verlief ein reger Zugverkehr zwischen Eisenach über Erfurt nach Berlin.“

Man sieht, die Schreibweise ist eine einfache aus der Erinnerung heraus. Der Autor schreibt, wie er es erlebt hat und wie es in seinen Gedanken ist und man kann als Leser nicht nur die spannenden und sehr unterschiedlichen Fälle kennen lernen, sondern auch das System der DDR und die Arbeit der Kriminalpolizei damals mit ihren Ermittlungsmethoden und Möglichkeiten. Absolut lesenswert!!! (5 Sterne bei Amazon.de)

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