Neuerscheinung: Gerd Frank – Totmacher 1 / Der Vampir von Nürnberg und andere unheimliche Kriminalfälle deutscher Serienmörder (1945-1977)

Bücher über „Wahre Kriminalfälle“ (True Crime) sind seit jeher beliebt und finden ein breites, wenngleich vornehmlich weibliches Lesepublikum. Der Verlag Kirchschlager hat sich auf Kriminalgeschichte und die Herausgabe sogenannter Pitavals (Sammlungen historischer Kriminal- und Strafrechtsfälle) spezialisiert.

Gerd Frank schildert in diesem Pitaval zwölf außergewöhnliche und unheimliche Mordfälle aus der Nachkriegszeit der Bundesrepublik Deutschland. In einem spannenden, klaren Stil führt er uns in Hinterhöfe, auf die Straße, in die Gosse, in die Abgründe der menschlichen Seele. Einige der beschriebenen Fälle dürften dem interessierten Publikum bereits bekannt sein, etwa der Fall des selbsternannten Totmachers Rudolf Pleil oder des Vampirs von Nürnberg, Kuno Hofmann. Andere Fälle sind in Vergessenheit geraten, wie zum Beispiel der des Würgers von Braunschweig, Ferenc Sos, der im Januar 1977 eine fünfköpfige Bankiersfamilie mit einer Paketschnur brutal erdrosselt hat und als Massenmörder zu definieren ist. Gleiches gilt für den bestialischen Frauenmörder von Osnabrück, Gerhard Dittrich, dessen mildes Urteil als Skandal angesehen wurde. Einen faden Nachgeschmack hinterläßt auch die Verurteilung der Mörder, auf deren Konto die sogenannten „Hamburger Taximorde“ kommen. Immer wieder wird die Leserschaft mit psychopathischen Serienmördern konfrontiert und muß erstarren, wie sogenannte „Gutachter“ die Gefährlichkeit der Verbrecher einschätzen und oftmals unterschätzen.

Täteraussagen, Geständnisse und psychologische Gutachten lassen uns erschauern. Nicht immer sind es jedoch Waffennarren, Psychopthaten oder Sadisten, die morden! Oft suchen wir nach einem klaren Motiv und finden es in der Geldgier!

„Das Geld übt eine unerhörte Macht aus. Jeder jagt hinter dem Gelde her. Das einzige Ziel jedes einzelnen ist das Vergnügen. In dieser wahnsinnigen Jagd nach Geld sind kleine Fälschungen und Diebstähle Zwischenfälle, die man nicht tragisch nimmt. Unsere Jungen und Mädchen lesen überall von hochangesehenen Männern, die die Gesetze verletzt haben und doch reiche und oft angesehene Persönlichkeiten wurden. So haben wir dem Verbrechertum zu einer Karriere verholfen, anstatt es als eine Schande zu brandmarken. Viele unserer Staatsmänner, viele unserer Polizeibeamten sind von der Korruption angesteckt. Wie können solche Männer die Helden und Führer unserer jüngeren Generation sein? … In den Kinos können unsere Jungen und Mädchen die Spielhöllen studieren. Sie sehen die Überspanntheit, die Ausschweifungen der faulen Reichen und nehmen schließlich an, dieser Zustand und diese Verhältnisse seien der normale Verlauf des Lebens und der Gesellschaft. Geld und Autos sind notwendige Voraussetzungen, die man sich um jeden Preis verschaffen muß.“ Die Worte von Andrews Bruce, des ehemaligen Präsidenten des amerikanischen Obergerichtshofes, erklären nicht nur das Motiv des Würgers von Braunschweig oder der meisten anderen in unserem Pitaval, nein, sie klingen erschreckend aktuell. Doch das Zitat entstammt keinem Buch der Gegenwart, sondern ist dem ersten Band des großartigen Sittengemäldes vom Verbrecher von Robert Heymann entnommen und der stammt aus dem Jahre 1930!

Die Auswahl der hier behandelten Mordfälle reicht von 1945 bis 1977, ja eigentlich bis 2008. In diesem Jahr wurde der Vampir von Nürnberg aus der Haft entlassen (und begann mit der Niederschrift seiner „Memoiren“). Weitere gefährliche und untherapierbare Mörder werden folgen, unbegreiflicherweise. Abschließend muß man feststellen: unsere Gesellschaft trägt an vielen Verbrechen und Verbrechensarten ihren ureigensten Anteil. Das sollte uns zum Nachdenken anregen!

Taschenbuch, 200 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, Preis: 12.80 Euro.

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