Alphonsus Diaz, ein Brudermörder (1541)

Der Spanier Diaz war Doktor der Rechte und Beisitzer der Rota Romana zu Rom, der Justizbehörde bei der römischen Kurie. Sein Bruder Johann Diaz hatte dreizehn Jahre in Paris studiert und war ein in der orientalischen Literatur sehr erfahrener Mann. Das Lesen der Bibel und der Schriften Luthers, der Umgang mit dem Reformator und Begründer des Calvinismus Johannes Calvin (1509-1564) zu Genf und mit dem Dominikaner, Reformator und Superintendent in Straßburg Martin Bucer (1491-1551) bewogen ihn, die katholische Religion zu verlassen. Er wohnte 1541 einem Auftrag des Straßburgischen Rats gemäß, dem Kolloqium zu Regensburg bei und ging darauf nach Neuburg, um dort ein Buch von Bucer, betreffend seinen Religionsabfall, drucken zu lassen. Petrus Malreroda, ein katholischer Spanier, der davon in Regensburg erfuhr, schrieb die Sache an den Alphonsus Diaz. Alphonsus reiste sogleich nach Neuburg und wandte alle möglichen Überredungsmittel an, seinen Bruder zu bewegen, die neue Lehre zu verlassen.

Wie er sah, daß er nichts ausrichten konnte, schien er ihm zuzustimmen und riet ihm, mit nach Italien zu kommen und dort mehr Menschen zu bekehren. Aber sein Bruder traute ihm nicht. Nach etlichen Tagen nahm Alphonsus von ihm Abschied und ritt in Richtung Augsburg. Er kehrte aber bald wieder um und ritt mit seinem Bedienten, einem italienischen Banditen, nach Neuburg. Sie banden die Pferde vor der Stadt an einen Zaun und gingen in der Frühe zur Wohnung des Bruders. Das Dienstmädchen zeigte ihnen, daß der Bruder oben wäre. Sie gingen zu ihm hinauf.

Beim Eintritt in das Zimmer zog der Bruder einen Brief heraus und bat, daß er ihn lesen möchte, weil er deshalb zurückgekommen sei. Während der unglückliche Johann den Brief las, spaltete ihm der Knecht mit einem Hieb von hinten den Kopf, so daß er tot zu den Füßen seines Bruders stürzte. Darauf eilten die Täter schleunigst zu ihren Pferden und ritten nach Innsbruck. Das Gerücht dieser Mordtat verbreitete sich bald in der Stadt. Es wurde den Tätern auf Befehl der Obrigkeit nachgesetzt, und sie gerieten in Innsbruck in gefängliche Haft. Der Papst und verschiedene Kardinäle verwendeten sich aber für diese Verbrecher, so daß sie nach kurzer Zeit ohne Strafe auf freien Fuß gestellt wurden. Beispiele ähnlicher Abscheulichkeiten liefert die Geschichte der damaligen Zeiten mehrere.

Quelle: Mörder / Räuber / Menschenfresser

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