Ferdinand Franz Engelberger, ehemaliger jüdischer Rabbi (Wien, 1642)

Es ist bekannt, welche entsetzlichen Verfolgungen schon im 16. Jahrhundert die Juden in Deutschland ausstehen mußten. Diese Verfolgungen währten auch noch im 17. Jahrhundert fort. Meist wurde das gemeine Volk durch eifrige Predigten aufgebracht. 1615 verjagten die Bürger von Worms alle Juden aus der Stadt, zerstörten ihre Synagogen und Gräber. Ein Jahr vorher war ein ähnlicher Aufstand in Frankfurt, bei dem die Juden die Stadt räumen und ihre Reichtümer im Stich lassen mußten.

Der Verbrecher Ferdinand Franz Engelberger gab zu einer harten Judenverfolgung 1642 in Wien Anlaß. Er hatte sich einige Jahre vorher in Polen zur christlichen Religion bekannt, wandte sich von dort nach Wien, wo er in eine Verbindung mit Diebesjuden trat und das Amt eines Baldobers verwaltete. Zwei dieser Juden stahlen aus dem Tresor des Erzherzogs Matthias (1612–1619) einige tausend Taler, wurden aber entdeckt und mußten ihr Leben am Galgen lassen. Bei der Untersuchung bekannten sie, daß der ehemalige Rabbi Engelberger ihnen alle Anschläge zu diesem Diebstahl gegeben hatte. Sein Urteil sah vor, daß er gleichfalls gehängt werden sollte. Darüber wurde er so wütend, daß er sich wieder zum Judentum bekannte, das Kruzifix mit Füßen trat und eine geweihte Hostie in den Abtritt warf.

Ein Jesuit, der die Behandlung des Kruzifixes mit ansah, sagte zum Volk: Es sei kein Wunder, daß man die Juden alle zu Boden schlüge und mit Füßen trete. Das war ein Signal für das Volk zu einer grausamen Judenverfolgung. Sie wurden auf den Straßen mißhandelt und ihre Gewölbe geplündert. Rabbi Ferdinand Franz Engelberger aber wurde auf folgende grausame Art hingerichtet: Auf den vier Hauptplätzen der Stadt wurde er mit glühenden Zangen gerissen. Anschließend wurden ihm vom Halse aus vier Riemen aus dem Leib geschnitten und abgerissen. Mitten unter den großen Schmerzen dieser abscheulichen Exekution schrie er mit lauter Stimme: »O Gott Adonai, der du nie geboren bist, erbarme dich meiner!« Eine Schleife, eine Art Schlitten, schleppte ihn alsdann an die Richtstatt, wo ihm die Zunge herausgeschnitten und die rechte Hand abgeschlagen wurde. Der Überrest des noch lebenden Körpers wurde mit den Füßen an den Galgen gehängt, bei einem kleinen Schmauchfeuer lebendig gebraten und am Ende verbrannt. Ähnliche barbarische Hinrichtungen sind 1650 zu Cadom in Böhmen und 1672 an einem jüdischen Arzt, welcher vermeintlich die hl. Maria lästerte, zu Prag vorgefallen.

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