Neuerscheinung: Mordfälle im Bezirk Gera II von Hans Thiers

Hardcover, Fadenheftung, Leseband, 288 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, Preis: 18,95 Euro. Bestellungen bitte über www.verlag-kirchschlager.de.

Mit diesem Band, in welchem auch einige ausgewählte historische Mordfälle aus dem Bezirk Gera vorgestellt werden, schließt Kriminalrat a. D. Hans Thiers sein kriminalistisches Lebenswerk ab. Über 70 Mordfälle sind nun in zwei Bänden dokumentiert, ein einzigartiges publizistisches Werk. Erneut geht Hans Thiers mit uns, der interessierten Leserschaft, an grauenvolle Tatorte, auf Spurensuche, beschreibt unglaubliche Mordtaten, läßt uns teilhaben an der Arbeit der K und der Polizei zu DDR-Zeiten, analysiert Tatmotive, zitiert aus psychologischen Gutachten und den erschreckenden Geständnissen der Täter und weist auf die jeweiligen Strafmaße hin. Bei einigen Fällen, besonders denen im ersten Teil des Buches, kannte man mit den Mördern keine Gnade. Das Urteil lautete zumeist auf Todesstrafe, vollzogen mittels Fallschwertmaschine und später per Genickschuß.

Als Leser und Familienvater hält sich mein Mitleid gegenüber diesen Tätern, besonders den Kindesmördern, in Grenzen, und es erinnert mich an gegenwärtige Situationen, wenn von „Resozialisierung“ die Rede ist und die Täter aufgrund zweifelhafter psychiatrischer Gutachten wieder auf die Menschheit losgelassen werden.

Der Sexualstraftäter und Kindesmörder Elmo Becher, der bereits 17 Jahre wegen sexueller Übergriffe gegen Kinder im Gefängnis saß, war so ein Mensch. Die sozialistische Gesellschaft wollte ihn wieder integrieren – auf Kosten eines jungen Menschenlebens, eines fünfjährigen Mädchens! Elmo Becher wurde hingerichtet.

Unser „Rechtsstaat“, der schnell aus Mord „Totschlag“ macht, der „Gutachtern“ die Möglichkeit von Irrungen zugesteht und die Öffentlichkeit mit der „Sicherungsverwahrung“ von schweren Straftätern in Sicherheit wiegen will, hat in breiten Bevölkerungskreisen an Autorität und Zutrauen verloren. Wir verstehen Justitia kaum noch.

Auch haben wir haben in Deutschland mittlerweile „Kriminalitätsarten“ und neue, schwere „Verbechertypen“, deren Straftaten eindeutig auf tiefe gesellschaftliche Mißstände zurückzuführen sind. Dazu zählen Amokläufer an Schulen, „Familienauslöscher“ (hauptsächlich Väter, die in einem erweiterten Suizid sich und ihre Familienangehörigen töten) und politisch und / oder sozial motivierte „Massenmörder“, allesamt politisch, gesellschaftlich und / oder sozial gescheiterte, von politischem Wahn und unbeschreiblichem Haß besessene Menschen.

Und auch das Problem der Kindstötung nach der Geburt, zweifellos nicht unbedingt nur ein gesellschaftliches Problem des Kapitalismus, ist immer wieder gegenwärtig. Aber es ist alles noch viel schlimmer, in unserer ach so freien, modernen und auf Konsum ausgerichteten „Spaßgesellschaft“: Jeden Tag werden in Deutschland mehr als 500 Kinder von Erwachsenen aus ihrem familiären Umfeld mißhandelt! Fast jeden Tag wird ein Kind durch körperliche Gewalt getötet! Und erschreckend hoch ist die Zahl der Opfer, die später selbst zu Tätern werden.
Das erschütternde Buch der beiden engagierten Rechtsmediziner Michael Tsokos und Saskia Guddat – „Deutschland misshandelt seine kinder“ – hält unserer Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vors Gesicht. Die beiden Rechtsmediziner unterbreiten Vorschläge, wie das deutsche Kinder- und Jugendschutzsystem verbessert werden kann, um das gesetzlich verankerte Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung zu sichern. Vor allem aber fordern sie ein beherztes Einschreiten gegen Kindesmißhandler – und gegen all jene, die die alltägliche Mißhandlung von Kindern durch Wegschauen, Verharmlosen und Tabuisieren begünstigen.

Seit 15 Jahren haben Kinder in Deutschland ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende
Maßnahmen sind unzulässig. Erst im Jahre 2000 hat
der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Ächtung der Gewalt im Paragraph 1631
Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches verabschiedet – 11 Jahre nach
Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention. Inzwischen haben 48 Länder
Körperstrafen in der Erziehung untersagt. „Wir haben mit diesem Gesetz in Deutschland zwar schon viel erreicht, müssen aber weiter dranbleiben“, mahnt der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers: „Kinder sind weiterhin
von Gewalt und Vernachlässigung betroffen, davon zeugen die steigenden Zahlen
in Bezug auf Inobhutnahmen sowie Fremdunterbringungen.“ Der Deutsche Kinderschutzbund fordert daher, die Kinderrechte endlich im
Grundgesetz zu verankern.

Peter Scholl-Latour sagte einmal: Der Mensch ist nicht gut. Ich sage, unsere Gesellschaft ist nicht gut. Wir sollten stets an ihrer Verbesserung arbeiten. Möge das publizistische Lebenswerk von Hans Thiers nicht nur Aufklärung über schreckliche Dinge der Vergangenheit bringen, mögen seine Bücher auch einen sinnvollen Beitrag für unsere Zukunft leisten.

Michael Kirchschlager, Arnstadt, im Juli 2015

Dieser Beitrag wurde unter Buchvorstellungen, Hans Thiers veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.