Gerd Frank: Henri Désiré LANDRU (*12. April 1869 in Paris; + 25. Februar 1922 in Versailles) – Ein französischer Blaubart

Henri Désiré LANDRU (*12. April 1869 in Paris; + 25. Februar 1922 in Versailles, hingerichtet) war ein französischer Serienmörder, der vermutlich elf Menschen – darunter zehn Frauen – umgebracht hat.

Der Sohn eines Hüttenarbeiters und einer Schneiderin hatte eine katholische Schule besucht, war Chorknabe und Meßdiener gewesen und hatte sich durch seinen Lerneifer ausgezeichnet. Nach der Schulzeit fand er Anstellung in einem Architekturbüro, heiratete und führte nach außen hin ein gut-bürgerliches Leben: Das Paar hatte insgesamt vier Kinder.

Mit 20 Jahren ging Landru zum Militär, schied als Unteroffizier aus. Ohne geregelte Arbeit lebte er vom Ertrag kleinerer Betrügereien; gab sich als Möbelhändler und Garagenbesitzer aus. Seit 1908 Heiratsschwindler und Verwendung unterschiedlichster Namen, gab selbst Heiratsanzeigen auf oder antwortete auf sie, wobei er alleinstehende Frauen mittleren Alters bevorzugte (Kontakt mit 283 Frauen).

Landru war weder Raucher noch Trinker, relativ bedürfnislos und extrem pedantisch. Er führte Notiz- und Tagebücher, auch über seine Morde (vgl. Mordlisten). Landrus Mordserie erstreckte sich über den Zeitraum von 1914 bis 1919. Die Verbrechen liefen immer nach dem gleichen Schema ab. Mietete zunächst in Vernouillet, später in Gambais ein Landhaus, in das er seine Opfer einlud, um sich dort „besser kennenzulernen“. Kaufte stets eine einfache Fahrkarte für die Frauen, eine Hin- und Rückfahrkarte für sich selbst; die Frauen kehrten nie wieder zurück. Danach löste er ihre Wohnungen auf, verkaufte die Möbel, leerte die Bankkonten und verkaufte die Versicherungspolicen mittels Unterschriftsfälschung. Wertsachen und persönliche Gegenstände brachte er unter Verschluß. Zusammen mit dem ersten Opfer verschwand auch der Sohn (der einzige Mann unter den elf Opfern).

Landrus Verbrechen wurden erst durch Nachforschungen der Angehörigen bekannt. In Vernouillet entdeckte man Reste von Damenkleidung und verkohlte Knochen von Schädeln, Füßen und Händen, in einem Lagerraum in Clichy persönliche Gegenstände der verschwundenen Frauen. Die Untersuchung in Gambais förderte lediglich die Kadaver der Hunde eines der Opfer zu Tage. Im November 1921 fand ein Indizien-Prozeß statt, der nicht klären konnte, auf welche Weise Landru seine Morde beging. Der Strafverteidiger de Moro-Giafferi hob hervor, daß der Umstand, daß man die zehn Frauen nicht wieder gefunden hatte, zwangsläufig nicht bedeute, daß sie ermordet worden seien. Dennoch gingen die Geschworenen von Mord aus und so verurteilte das Gericht Landru, der bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, zum Tode. Landru wurde vom Scharfrichter Anatole Deibler auf der Guillotine hingerichtet. Gerd Frank

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