Gerd Frank: Marcel André Henri Félix PETIOT – ein französischer Serienmörder (1897-1946)

Marcel André Henri Félix PETIOT (*17. Januar 1897 in Auxerre, * 25. Mai 1946 in Paris hingerichtet): französischer Arzt und Serienmörder werden könnte. In Jugendjahren wurde ihm eine „geistige Erkrankung“ bescheinigt. Als Soldat im Ersten Weltkriegs diente er bei der Infanterie, wurde verwundet, erlitt eine Gasvergiftung und einen Nervenzusammenbruch. Später wegen Diebstahls von Armeedecken in Orléans verhaftet. Petiot kam in eine psychiatrische Klinik in Fleury-les-Aubrais, wo man bei ihm erneut verschiedene Geisteskrankheiten diagnostizierte. Trotzdem wurde er im Sommer 1918 wieder an die Front geschickt, aber bald darauf wegen einer weiteren klinischen Diagnose endgültig aus dem Heer entlassen; er hatte sich absichtlich selbst in den Fuß geschossen.

Petiot wurde eine Invalidenrente zuerkannt, mit der er an einem Ausbildungsprogramm für Kriegsveteranen teilnahm. In nur acht Monaten schloß er sein Medizinstudium ab und arbeitete dann als Praktikant in einem psychiatrischen Krankenhaus von Évreux. Nach der Bestallung zum Arzt 1921 zog er nach Villeneuve-sur-Yonne, wo er sich beruflich niederließ. Von diesem Zeitpunkt an nahm er süchtig machende Betäubungsmittel ein, ohne die er fortan nicht mehr auskam.

Petiots erstes Opfer könnte Louise Delaveau, die Tochter eines seiner Patienten, gewesen sein Die Frau verschwand im Mai 1926 und Nachbarn versicherten Ermittlern gegenüber, daß sie den Arzt gesehen hätten, wie er einen Torso in sein Auto geladen habe. Der Fall wurde jedoch nie aufgeklärt. Zur selben Zeit kandidierte Petiot als Bürgermeister, gewann die Wahl und heiratete die vermögende Georgette Lablais. Ein Jahr darauf wurde Sohn Gérard geboren. Als Bürgermeister unterschlug er Gelder der Stadt, auch hagelte es Beschwerden über Diebstähle und allerlei dunkle Geschäfte. Vom Amt suspendiert, trat er zurück. Dessen ungeachtet wurde der Arzt kurze Zeit später als Stadtrat für den Bezirk Yonne gewählt, wobei sich das Ganze nahezu wiederholte. 1932 wurde er wegen Diebstahls elektrischer Energie angeklagt, verlor seinen Sitz im Gemeinderat und zog nach Paris, „um dort neu anzufangen“.

In Paris eröffnete Petiot eine medizinische Praxis unter der Anschrift Rue Caumartin Nummer 66. Gerüchte um illegale Abtreibungen kamen auf. 1941 kaufte Petiot ein Haus unter der Anschrift Rue Lesueur Nummer 21. Ein Jahr später wurde er wegen übermäßiger Verschreibung von Betäubungsmitteln verurteilt, obwohl zwei Suchtkranke, die gegen ihn aussagen sollten, plötzlich verschwunden waren. Petiot erhielt eine Geldstrafe von 2400 Francs.

Um diese Zeit setzte Petiot Gerüchte in die Welt, geheime Waffen entwickelt zu haben, die angeblich Deutsche töten konnten, ohne forensische Spuren zu hinterlassen. Zudem habe er Treffen auf höchster Ebene mit den Alliierten gehabt, sei in Widerstandsbewegungen aktiv gewesen und habe mit einer Gruppe spanischer Antifaschisten zusammengearbeitet. In den Kriegsjahren entwickelte Petiot dann sein lukrativstes Geschäft. Unter dem Decknamen „Dr. Eugène“ sicherte er Flüchtlingen zu, über Portugal für eine sichere Passage nach Argentinien oder auch andere südamerikanische Länder sorgen zu können, vorausgesetzt, daß sie sich die Überfahrt in Höhe von 25000 Francs pro Person leisten könnten. Unter dem Vorwand, die südamerikanischen Behörden verlangten Impfungen, injizierte er seinen Opfern dann eine tödliche Dosis Cyanid, raubte sie aus und ließ ihre Leichen entweder in der Seine verschwinden oder löste sie in ungelöschtem Kalk auf. Gelegentlich verbrannte er sie auch.

Dem Pariser Polizeikommissar Massu gelang es schließlich, unter zeitweiliger Zusammenarbeit mit der Gestapo, Petiot der Verbrechen zu überführen. Am 31. Oktober 1944 wurde Petiot an einer Pariser Metrostation erkannt und festgenommen. Bei ihm wurden eine Pistole, fast 32000 Francs Bargeld und 50 verschiedene Identifikationsunterlagen gefunden.

Petiot konnte keinerlei Verbindungen zu Widerstandsgruppen nachgewiesen werden. Er kam am 19. März 1946 vor Gericht und wurde wegen 135 Straftaten – darunter wegen 27 Morden aus Habgier – angeklagt; die Höhe seiner Beute wurde auf ca. 200 Millionen Francs geschätzt.

René Floriot, Petiots Verteidiger, stellte seinen Mandanten nachwievor als Helden der französischen Widerstandsbewegung hin, konnte aber weder den Richter noch die Geschworenen überzeugen: Petiot wurde wegen 27fachen Mordes zum Tode verurteilt und am 25. Mai 1946 von dem Scharfrichter Jules-Henri Desfourneaux auf der Guillotine hingerichtet. Gerd Frank

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