Neue Rezension von „Eskalina“ (Amazon.de, Buechereule.de) für KCDR II von Wolfgang Krüger

Nachdem ich schon den ersten Teil „Kriminalchronik des Dritten Reiches – Band 1“ gelesen habe, habe ich mir nun auch den zweiten Band, der den Zeitraum 1938-1945 umfasst, zugelegt.
Es sind nicht nur die vielen gut recherchierten Fälle, die dieses Pitaval so interessant machen, es sind auch die Geschichten und Schauplätze drumherum, die ein umfangreiches Zeitzeugnis ablegen und außerdem Einblick in die Arbeit der Strafjustiz geben. Die ganz alltäglichen Verbrechen jener Zeit gerieten über den großen historischen Ereignissen schnell in Vergessenheit. In diesem Buch finden sich wieder einige Aufsehen erregende Mordfälle, die die damalige Bevölkerung in Atem hielten; zum Beispiel der Bauernsohn Leitges, der seiner Braut auf dem Weg zum Standesamt die Kehle durch schnitt und sie dann noch ausraubte, oder der Wilderer Paul Schubert, der einen kleinen Jungen ermordete, um seine Wilderei zu verdecken, oder der Schwesternmörder von Urach, der seine Schwester umbrachte, weil sie ihn gemaßregelt hatte, das alles sind Fälle, die trotz der damaligen verschärften Strafen begangen wurden und die in Brutalität und Gewalt nicht hinter den Verbrechen unserer Zeit zurück stehen.

In den Jahren 1940 bis 1945 wurden im deutschen Reich mehr als 12000 Menschen hingerichtet, da die Anwendung der Todesstrafe nach Kriegsbeginn erheblich ausgeweitet wurde. Die 1939 eingesetzten Sondergerichte ersetzten die Schwurgerichte und sie handelten schnell und kompromisslos. Hauptverhandlungen dauerten teilweise nur wenige Stunden, wie der Autor in seinem Vorwort beschreibt und Berufungsverfahren wurden verwehrt. Vorsätzliche Morde wurden mit dem Tode bestraft.
Auch hier wurden wieder unzählige zeitgenössische Tageszeitungen ausgewertet und für die Berliner Mordfälle konnte auf das Material des Landesarchivs zurückgegriffen werden.
Zu den einzelnen Fällen finden sich Abbildungen der Zeitungsausschnitte und teilweise alte Postkarten, die die Umgebung darstellen, sie runden das Gesamtbild sehr gut ab.
Erneut ist es die inzwischen leider selten zu findende gute Herstellungsqualität des Buches, die sofort auffällt, neben hochwertigem Papier und Fadenheftung, ist auch ein Lesebändchen vorhanden und so macht nicht nur das Lesen Spaß – es bereitet auch Freude, so ein sorgfältig gefertigtes Buch in der Hand zu haben.

Mein Fazit: Wieder eine volle Leseempfehlung für Freunde des Pitavals.

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