Im Jahr 1669 äußerten sich zu gleicher Zeit bei mehreren Kindern zu Mora, diesem in der Schwedischen Geschichte durch Gustav Wasa und Gustav III. so berühmten Orte, sowie in der umliegenden Gegend seltsame Zufälle. Die Kinder fielen in tiefe Ohnmachten, litten an heftigen Nervenübeln und Krämpfen, verzerrten die Gesichter, sprachen und phantasierten wachend und im Paroxismus von Blocula und den dortigen Hexentänzen etc. etc.
Die Sache machte ungemeines Aufsehen. Man fand die Ursache davon in Zauberei, und das Gerücht verbreitete sich in der ganzen Provinz, das Übel rühre daher, daß die Mora`schen Hexen die Kinder nach einem unbekannten, in der Hexensprache Blocula genannten Orte mit sich geführt haben sollten.
Der Lärm, das Jammergeschrei über die Untaten der Hexen und der Kinder Elend wurde so groß und verbreitete sich so abenteuerlich durch das ganze Land, daß sich der König genötigt sah, Bevollmächtigte nach Mora zu senden, die nach der königlichen Instruktion mit den öffentlichen Richtern und fast sämtlichen Predigern der Provinz ein Gesamtgericht bildeten, um die Sache an Ort und Stelle gerichtlich zu untersuchen. Die ganze Bevölkerung von Mora war offenbar im Kopfe verrückt, die Richter zugleich mit ihr von der Seuche befallen, und die Inquisition, wobei, wie kaum erinnert zu werden braucht, die Folter nicht das letzte Beweismittel war, endigte sich damit, daß 72, schreibe zweiundsiebzig Weiber, als der Zauberei überwiesen, nebst 15 der älteren Kinder zum Tode verdammt, 56 mit anderen schweren Strafen belegt, und 47 anderen, in die Untersuchung verwickelten Individuen eine weitere Untersuchung der Sache bewilligt wurde.
Eine Inquisition bei der der Teufel- und Zauberglauben so sehr sich selbst übernommen hatte, daß er damit in Schweden mit einem Male einen Kulminationspunkt erreichte, so daß der Hexenprozeß in diesem Lande, wie wir noch erinnern müssen, kurz nachher gesetzlich zuerst sehr eingeschränkt, und bald darauf gänzlich aufgehoben wurde.
Fast alle zum Tod verurteilten Schlachtopfer bekannten folgende Unsinnigkeiten, worin der Hexenaberglauben bis zur absoluten Tollheit und Hirnentzündung gesteigert erscheint.
„Der Ort, wohin sie die Kinder mitgenommen hätten, heiße Blocula, und sei nur ihnen (den Hexen) bekannt. Hier erscheine ihnen der Teufel unter allerhand Gestalten, gemeiniglich aber in einem grauen Rock, roten Beinkleidern und blauen Strümpfen. Er habe einen roten Bart, trage einen hohen Hut mit einer Menge bunten Bändern. Dergleichen lange buntfarbige Bänder trage er auch an den Beinkleidern. Er führe sie durch die Luft nach Blocula, jedoch müßten sie ihre eigenen oder anderer Kinder, die sie zur Nachtzeit raubten, mitbringen, und war jetzt mehrere als vormals, indem er sie hart schlage, wenn sie nicht wenigstens 15 bis 16 Kinder mitbrächten.
Sie ritten auf der Hexenfahrt auf allerlei Tieren, bisweilen auch auf Menschen, Spießen und Stöcken. Wenn sie au Böcken oder anderen Tieren ritten und hätten viel Kinder bei sich, so steckten sie dem Bock eine Stange in den hintern, worauf die Kinder dann ganz sicher und bequem sitzen könnten. (Anmerkung des Autors: Was in der Welt soll man hierzu sagen?)
Hätten sie, oder die Kinder auf dem Teufelstanz zu Blocula zu viel zu sich genommen, so müßten sie sich auf dem Heimweg öfters aus der Luft herunter erbrechen. Das Ausgespieene sei aurorafarbig, mit weicher Butter zu vergleichen, und werde oft in den Kohlgärten und an anderen Orten gefunden. Die sei die eigentliche Hexenbutter. (Anmerkung des Autors: Ist es nicht gerade, als ob die unglücklichen aus Verzweiflung ihre Richter hätten zum Besten haben wollen, da sie, vom Folterschmerz gezwungen, nun doch einmal etwas bekennen und sterben mußten.)
Zu Blocula müßte sich jede Hexe in den Finger schneiden, und ihren Namen mit ihrem eigenen Blute in des Teufels buch schreiben. Darauf ließe sie der Teufel durch einen Priester oder geistlichen, den die Hexen dahin zitieren müßten, taufen. Darauf gäbe ihnen der Teufel ein Beutelchen mit abgefeilten Glockenspänen, woran en Stein befestigt sei, und dies Beutelchen müßten sie mit folgenden Worten ins Wasser werfen: Wie diese Feilspäne nie wieder zur Glocke kommen, so komme meine Seele nie in den Himmel.
Hierauf fange die Mahlzeit an, und der Teufel bewirte sie gewöhnlich mit Kohlsuppe, Speck, Haferbrei, Milch, Butter und Käse. Nach dem Essen werde getanzt, wobei sie öfters Streit bekämen und sich untereinander schlügen. Wenn sich der Teufel einen rechten Spaß machen wolle, so ließe er alle Hexen auf langen Spießen vor sich die kreuz und quere durcheinander herumreiten, zöge ihnen dann plötzlich die Stangen unter den Beinen hervor und prügele sie dermaßen damit ab, daß sie oft braun und blau nach Hause kämen. Dann stelle er sich hin und lache, daß ihm der Bauch schüttere. Bei dieser Gelegenheit schlage er auch die Kinder zu Zeiten, daher es komme, daß die Meisten, die zu Blocula waren, so elend und krank sind. (Anmerkung des Autors: Man sieht, diese Mora`sche Dämonomanie war eine körperliche Krankheit, die näher zu bestimmen aber mir die nötigen wissenschaftlichen, ärztlichen Kenntnisse mangeln.)
Bisweilen betrage sich der Teufel auch sehr gnädig gegen sie, alsdann spiele er allerhand schöne Stücke vor ihnen auf der Harfe, und nehme anschließend diejenige Hexe, die ihm am besten gefalle, mit sich in ein Nebenzimmer. Alle, heißt es im Protokoll, haben es bekannt, dergleichen Schande mit dem Teufel getrieben zu haben. Denn der Teufel, heißt es weiter, hat nach ihrer Aussage auch leibliche Söhne und Töchter, die er zu Blocula verheiratet hat. Aus ihrer Ehe aber würden keine natürlichen Kinder, sondern nur Schlangen, Eidechsen und Kröten erzeugt.“
Und nun kommt das Tollste von Allem, womit wir schließen wollen. „Einige, sagt das Protokoll, haben auch ausgesagt, daß der Satan zu Zeiten krank würde, und dann müßten ihn die Hexen zur Ader lassen und Schröpfköpfe ansetzen, ja der Böse soll nach ihrer Aussage einmal dem Tode nahe, und nach anderen gar für kurze Zeit verstorben sein, worüber zu Blocula großes Wehklagen unter ihnen entstand.“
Zur gleichen Zeit äußerten sich bei mehreren Kindern in Holland ähnliche Erscheinungen.
Aus: Kirchschlagers Criminal- & Curiositäten-Cabinett, Band 2.