Rache eines Mädchens (1578)

Im Jahre 1578, als der „Hertzog von Alenzon“ im Hennegau lag, trug sich folgender Kriminalfall in dem Dorf Becout zu. Ein Capitain mit Namen la Pont logierte im Haus eines Bauern, der eine sechzehnjährige Tochter sein eigen nannte. Auf die hatte der Offizier es abgesehen. Er begehrte das Mädchen zur Frau, wurde aber vom Vater abgewiesen. Daraufhin trieb er den Vater aus dem Gemach und verging sich an dem Mädchen. Danach ließ er auch „seine Soldaten ihren Mutwillen mit ihr treiben“. Dann setzte er sich an einen Tisch und verspottete das Opfer. Doch das vergewaltigte Mädchen sann auf Rache und erstach in einem günstigen Augenblick ihren Peiniger. Als der Diener des la Pont diesem etwas heimlich in ein Ohr sagte, „stach sie ihm unversehens ein Messer ins Hertz/daß er stracks niedersanck und starb. Aber es kostete sie auch ihr Leben: Dann als sie zu entrinnen vermeynte/ward sie von den Soldaten ereylet/an einen Baum gebunden/und also erschossen.“

Matthäus Merian, Theatrum Europaeum, 1657, Kupferstich und Text Sammlung Kirchschlager, Arnstadt

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