Das Schloßverlies von Barchfeld

Zum Tag des Denkmals war heute das Schloßverlies von Barchfeld in Südthüringen geöffnet, welches sich in einem quadratischen Turm des 13. Jahrhunderts befindet. Das besondere daran: es enthält zahlreiche Reliefs aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die ein Gefangener eingeritzt hat. Drei Jahreszahlen – 1566, 1572 und 1579 – datieren die 14 plastischen Ritzungen des unglücklichen Gefangenen, der sich mit den Initialen H. B. verewigt hat. Er saß während der Regierungszeit des protestantischen Landgrafen Philipp von Hessen hier ein. Mindestens einmal plante er einen Ausbruch aus dem 2,5 x 2,5 Meter großen Gefängnisgewölbe (Mauerstärke über 2 Meter).

Rechts ist deutlich der Fluchtgang zu sehen, der erst 1856 entdeckt wurde. Der weiche rot-graue Sandtein eignet sich durch seine weiche Konsistenz hervorragend für diese Form des künstlerischen Schaffens. Allerdings sollte durch die Verantwortlichen vor Ort den Besuchern das Angrapschen der Ritzungen untersagt werden. Auch befürchte ich eine falsche Sanierung des Turmes mit zementhaltigem Mörtel, was schon teils geschehen ist. Der alte Fehler: Der weiche Sandstein stößt das zementhaltige Material ab und erleidet Substanzverlust. Außerdem sieht es räudig aus. Allerdings soll ein Architekt Vorsitzender des dortigen Fördervereins sein. Man kann nur auf seine Fachkenntnis hoffen.

Wer war der mysteriöse Gefangene H. B.? Ein Adliger, ein unliebsamer Prediger, den man mundtot machen wollte? Wen fürchtete man so, daß man ihn in diesem Loch so viel Jahre einkerkerte? Man weiß es bisher nicht. Alle archivalischen Forschungen verliefen im dunkeln.

Die Figuren sind zweifellos von kulturgeschichtlichem Wert. Anders als die romanischen Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden kann man sie aber besichtigen.

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