Der bayerische Hiasl oder Matthias Klostermayer – Räuberhauptmann, Sozialbandit und Mörder

Der als Bayerische Hiasl weit über die Grenzen Bayerns bekannte Wilderer und Räuberhauptmann Matthias Klostermayer wurde am 3. September 1736 in Kissing in ärmlichen Verhältnissen geboren. Er wuchs in einer von starken sozialen Spannungen geprägten Zeit als Hüterbub auf, diente als Jagdgehilfe und Knecht und verschaffte sich früh durch seine Wildereien und Schießkünste einen Namen (so soll er einer Henne den Kopf ab und ein Kartenspiel auf über zwanzig Schritt Entfernung durchschossen haben). Aber der eigenwillige junge Mann konnte sich nicht in seinen Anstellungen halten und verfiel zusehends der Wilderei (das Jagdrecht war dem Adel vorbehalten), was ihn im Volk im Gegensatz zur absolutistischen Obrigkeit beliebt machte. Man weiß in unserer Gegend zu Genüge, so schreibt es der unbekannte Verfasser unserer Lebensbeschreibung, wie frech er sich an öffentlichen Orten gezeiget, wie man auf das Gerücht seines Daseyns haufenweis zugegangen und zugefahren, um diesen Trotzer einer ganzen Landschaft zu beschauen und zu bewundern. Als man ihn zum Militärdienst pressen und somit aus dem Verkehr ziehen wollte, floh er. Der Beginn einer spektakulären Räuberlaufbahn. Nachdem ein Wildererkumpan von einem Jäger getötet worden war, überfiel Klostermayr mit seiner aus bis zu 30 Personen bestehenden Bande auch Amtsstuben und andere öffentliche Einrichtungen und erpresste vom Amtmann in Täfertingen Steuergelder, die er wieder unter der Bevölkerung verteilte. Trotz seiner später verklärten und zahlreich in Volksliedern und Volksbüchern beschriebenen Räubereien (Friedrich Schiller soll Klostermayer als Vorbild für seinen Karl Moor verwendet haben), begingen er und seine Bandenmitglieder zahlreiche brutale Raubüberfälle, mißhandelten Amtspersonen, rächten sich unbarmherzig an Verrätern und leisteten erbittert Widerstand gegen die sie verfolgenden Gendarmen. Dabei kam es mehrfach zu spektakulären Schußwechseln und Toten. Am 14. Januar 1771 wurde der Bayersiche Hiasl von einem 300 Mann starken militärischen Kommando des Schwäbischen Kreises unter Premierleutnant Josef Schedel im Gasthof Post in Osterzell nach einem Feuergefecht festgenommen. Mittels einer Radbrechmaschine wurde der legendäre Räuberhauptmann und Sozialbandit, der seine Räubereien als gerecht empfand, am 6. September 1771 zuerst erdrosselt, dann gerädert, geköpft und gevierteilt.

Die Radbrechmaschine, mit der der bayerische Hiasl gerädert wurde. Der Verfasser der Lebensbeschreibung kommt zu dem Schluß: „Man hat inzwischen hiebey Gelegenheit genommen, das liegende Creutz, worauf der Delinquent gerädert worden, in Kupfer vorzustellen, nicht eben als ob man diese Maschine, um ihrer Erfindung wegen, als etwas Ausserordentliches der Welt vor Augen legen wollte; sondern daraus zu zeigen, was vor wunderliche Wege der unmenschliche Witz, um sich von andern zu unterscheiden, und etwas besonders zu haben, auch so gar bey so traurigen und abscheulichen Gegenständen einschlage: indem man fast bey jeder Radebrechung nach der Verschiedenheit der Orte, und Zeiten, wo, und wenn eine solche Execution vorgegangen, eine andere Erfindung wahrnimmt; so daß man siehet, daß das Rädern eben sowohl der Mode unterworfen ist, als wie das beständige Ab- und Zunehmen der Größe an den Hüten, und Haarbeuteln, und der Länge an den Röcken und Hosen.“

Literatur / Bildquelle Leben und Ende des berüchtigten Anführers einer Wildschützenbande, Mathias Klostermayers, oder des sogenannten Bayerischen Hiesels, aus gerichtlichen Urkunden gezogen, und mit genau nach den Umständen jeder Begebenheit gezeichneten Kupfern gezieret. Augspurg, Frankfurt und Leipzig 1772.

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