Im alten Rußland brach während der Herrschaft Iwans IV., den man auch den „Strengen“ oder den „Schrecklichen“ nannte, eine Zeit unerhörtester Grausamkeit an. Iwan wurde am 25. August 1530 geboren. Anfangs regierte er unter der Vormundschaft seiner Mutter. Am 16. Januar 1547 wurde er zum Zaren gekrönt und unterwarf 1552 Kasan im mittleren Wolgagebiet und 1554 Astrachan am Kaspischen Meer. Unter ihm begann auch die Eroberung Sibiriens. Seine Außenpolitik war durch einige Fehlschläge geprägt. Zeitweilig lud er deutsche Gelehrte, Künstler und Handwerker nach Rußland ein. Iwan begründete die Militärverfassung der Strelitzen, (ruß. Strjelzy, „Schützen“), seine Leibwache. Die Strelitzen bildeten einen Kriegerstand, der mit Frau und Kind in einer Vorstadt Moskaus lebte. In der Folgezeit wurden sie zu einer zuchtlosen, unkalkulierbaren Soldateska und empörten sich bei geringstem Anlaß. 1682 übten sie bei dem Thronwechsel nach dem Tode des Zaren Feodor eine Zeitlang politischen Einfluß aus.
Zwar setzte Zar Iwan IV. Reformen im Rechts- und Staatswesen durch und stärkte die Zentralgewalt, aber aufgrund eines ausgeprägten Sadismus gepaart mit Gemütsschwankungen und Depressionen fand er Gefallen daran, seine Feinde zu peinigen und mit „Geschmack und Würze“ zu vernichten. Im Rausch des Sadismus erfand er für sie unbarmherzige Foltern. Man hängte die Menschen mit Füßen nach oben auf, hackte sie zentimeterweise in Stücke, begoß sie mit kochendem oder Eiswasser, schnitt ihnen die Gelenke auseinander, sägte sie mitten durch, riß ihnen die Haut ab oder schnitt ihnen Riemen aus dem Rücken. Man schlug mit der Knute, hackte, hängte, spießte.
Von größter Grausamkeit war der Zar gegenüber seinen des Hochverrats verdächtigten Bojaren (Hochadligen). Eine der qualvollsten Strafen war das Aufspießen auf einen Pfahl, auf dem die Unglücklichen sich manchmal in stundenlangen Qualen wanden, ehe sie starben. So wurde der Fürst Dimitri Iwanowitsch Schewerow den ganzen Tag auf dem Pfahl gemartert. Fürst Boris Telepow steckte fünfzehn Stunden lang lebendig auf dem Pfahl, während vor den Augen des Unglücklichen die Bande der Opritschniki, einer spitzelnden, folternden und hinrichtenden „Geheimpolizei“ gleichen Truppe, die mit Besen (Reinigung) und Hundekopf (Unterwürfigkeit und Spürsinn) als Abzeichen versehen war, seine greise Mutter schändete.
Nicht selten wurden die Hinrichtungen auf Befehl des Zaren mit imposanten Feierlichkeiten verbunden. Am 25. Juni 1570 wurden auf dem Roten Platz über dreihundert Teilnehmer des Aufstandes von Nowgorod versammelt und vor den Unglücklichen fast alle damals bekannten Folterwerkzeuge aufgestellt: Kohlenbecken, rotglühende Eisen, Pechfässer, Zangen, scharfe Seile zum Zersägen menschlicher Körper, Kessel mit siedendem Wasser usw. Zar Iwan erschien mit der ganzen Pracht seines Hofstaates zur Massenhinrichtung, allein das Volk, das zusehen und den Platz füllen sollte, fehlte. Der Zar war außer sich vor Zorn und befahl seinen Opritschniki, sofort die Bürger aus ihren Häusern zu zerren und zur Richtstätte zu treiben. Die „Belustigung“ begann mit der Hinrichtung des Diakons Wiskowatyi, den man mit dem Kopf nach unten aufhängte und in Stücke zerschnitt. Schatzmeister Funikow wurde abwechselnd mit kochendem und Eiswasser übergossen, „bis die Haut von ihm kroch wie von einem Aal“. Nachdem sich Iwan IV. ausreichend an den Qualen des armen Menschen ergötzt hatte, ging er zu Funikows Frau und verlangte Geld von ihr. Als sie keines vorlegen konnte, wurde sie vor den Augen ihrer Tochter entkleidet und nackt auf ein Seil gesetzt, dessen Ende an zwei gegenüberliegenden Mauern angebracht waren. Dann schleifte man die Frau von einer Seite zur anderen. Doch sie hielt die Qualen aus und überlebte, was man als ein Wunder ansah.
Es gab wohl kaum einen Herrscher, der Iwan in der Erfindung immer neuer Foltern überboten hätte. Der Mönch Kornilius aus Pskow und sein Schüler Wassili wurden mit Blocken zerquetscht. Den Bischof Leonidas von Nowgorod ließ er in ein Bärenfell einnähen und anschließend von einer Meute Jagdhunde zerfleischen. Sieben dicke Mönche, die man des Aufruhrs beschuldigte, wurden zum Kampf gegen Bären verurteilt. Natürlich erlagen sie den Pranken und Zähnen der wilden Tiere. Seine siebente Gemahlin, Wassilissa Malentjewa, die ihm die Treue gebrochen hatte, befahl Iwan der Schreckliche ganz mit Schnüren zu umwickeln und ihr den Mund fest zu verstopfen. Dann wurde sie lebendig in einen Sarg gelegt und so begraben.
Ein Ort des Grauens war zu jener Zeit das Dorf Tajninskoje in der Nähe von Moskau. Dort stand an einem Wassergraben die Hütte des Maljuta Skutarow, des Anführers der Opritschnikis. Hier zechte der Zar des öfteren mit seinen Mönchen und quälte und ermordete unbarmherzig Menschen. So galt es als besonders gelungener Spaß, die Opfer in Säcke zu stecken und sie in den Sumpf zu werfen. Noch lange nach dem Tode Iwans waren in Tajninskoje die Spuren von der Erdhütte des Maljuta Skutarows zum Moor zu sehen.
Unbarmherzig ging er auch mit den Einwohnern der alten Stadt Nowgorod um. 1570 ließ er die Stadt, die im Ruf stand, einen Aufstand zu planen, von den Opritschniki einschließen und alle Bürger von Ruf niedermetzeln. Frauen und Kinder wurden gefesselt in den Wolchow geworfen, die, die nicht ertranken, wurden mit Äxten erschlagen oder unter die Eisdecke gedrückt. Fortan nannte man ihn „Grosny“, den „Strengen“, woraus sich der „Schreckliche“ entwickelte.
Für den Zaren war es eine Kleinigkeit, Menschen selbst für kleinste Vergehen den fürchterlichsten Qualen auszusetzen oder sie zu ermorden. Im Sommer 1564 stieß er eigenhändig dem jungen Fürst Dmitri Obolenski, der einige tadelnde Worte gesprochen hatte, ein Messer ins Herz stieß. Ein anderes Mal ließ er einen Fürsten in ein Bärenfell einnähen und auf das Eis bringen. Als seine großen Hunde den vermeintlichen Bären in Stücke rissen, belustigte der Zar sich so sehr, daß er vor Freude nicht wußte, auf welchem Bein er stehen sollte. Einen Bojaren ließ er gefesselt auf ein Pulverfaß setzen und in die Luft sprengen: „So kommt er dem Himmel und den Engeln näher!“, war sein Kommentar. Seinem Hofnarren goß er eine Schüssel heißer Brühe über den Kopf oder ließ dem französischen Gesandten, der vergessen hatte den Hut abzunehmen, diesen auf den Kopf nageln.
Iwan wurde bei seinen Greueln tatkräftig unterstützt. Es fanden sich neben ausgewählten Opritschnikis auch Gefolgsleute, die sich an den größten Schändlichkeiten beteiligten. Iwan ließ sehr oft Frauen aus den Häusern rauben und zum Palast schaffen. Dort wurden sie von ihm und seinem Freund Basmanow oder auch anderen vergewaltigt und dann erwürgt. Die Körper wurden in die Häuser zurückgebracht und über den Tischen aufgehängt, an denen die Gatten und Verwandten der ermordeten Frauen ihre Mahlzeit einnahmen.
Iwans sadistische Unterhaltungsspiele konnten manchmal ein riesiges Ausmaß mit einem theatralischen Charakter annehmen. Als die Geliebte des Zarensohnes sich einmal darüber beschwerte, daß andere Frauen sie auslachten, ließ Iwan hunderte Frauen und Mädchen holen und sie in Anwesenheit seiner Familie und des gesamten Hofstaates entkleiden. Nackt mußten sie dann trotz der furchtbaren Kälte in hohem Schnee spazieren gehen. Auch befahl der Zar einige Frauen zu Tode zu peitschen und ihre Leichen den Bären zum Fraß vorzuwerfen.
Über die Zerstörung der Deutschenvorstadt Moskaus gibt es folgenden Bericht: Die jungen Mädchen wurden vor den Augen des Zaren vergewaltigt und erschlagen. Der Zar durchbohrte seine Opfer mit seinen eigenen Händen und seiner historisch gewordenen Lanze, die er als Stab immer bei sich trug. Viele Frauen wurden blutig gepeitscht. Man riß ihnen die Nägel ab und wenn sie um Gnade flehten, befahl er ihnen die Zungen herauszureißen. Dann wurden sie getötet, indem man ihre Körper mit heißen Lanzen durchbohrte.
Man könnte die Liste der Greueltaten sehr lange fortführen. Abschließend sei nur noch erwähnt, daß Iwan der Schreckliche in seinem Wahnsinn auch vor seinem eigenen Fleisch und Blut nicht haltmachte: Am 16. November 1581 erschlug er im Streit seinen Sohn und Thronfolger, der ebenfalls Iwan hieß, mit der Stahlspitze seines Herrscherstabes. Iwan IV. hatte seine schwangere Schwiegertochter in deren eigenen Gemächern zu leicht bekleidet vorgefunden und hatte sie deshalb geschlagen. Der Zarewitsch versuchte vergeblich seiner Frau beizustehen. In einem Wutanfall traf ihn ein Schlag unglücklich, wobei er in ein Koma fiel und starb. Iwans Worte nach dem Tod seines Sohnes zeugen von großer Reue. „Von Adam an bis zu diesem Tag habe ich sämtliche Sünder übertroffen. Bestialisch und verdorben habe ich meine Seele besudelt.“ Iwan IV. starb am 28. März 1584.