Michael Kirchschlager im Gespräch mit Petra Klages: Der Rhein-Ruhr-Ripper – Interviews

Michael Kirchschlager im Gespräch mit Kriminologin Petra Klages zu ihrem neuen Buch „Der Rhein-Ruhr-Ripper Frank Gust – Interviews“ (Erscheinungstermin: 15.10.2017 im Verlag Kirchschlager)

Frank Gust, bekannt unter dem Pseudonym Rhein-Ruhr-Ripper, ist ein Serienmörder mit sexuell-sadistischen Neigungen, der in den 1990er Jahren mindestens vier Frauen ermordet und anschließend teilweise ausgeweidet hat. Taten, die zweifelsohne schockieren und einen mit der Frage zurücklassen, wie ein Mensch zu so etwas fähig sein kann. Die Kriminologin Petra Klages geht gemensam mit dem Täter Frank Gust in Interviews diesen Fragen und anderen persönlichen Ereignissen nach. Ich habe Petra Klages zu ihrem neuen Buch befragt.

Liebe Petra Klages, in Deinem neuen Buch gibst Du den Klarnamen des Täters bekannt. Warum erst jetzt?

Bislang ranken sich sozusagen lediglich „Gerüchte“ und zahlreiche Falschmeldungen durch die Medien um den Serienmörder. Unabhängig davon, ob es sich um TV – Interviews handelte oder Berichte der Printmedien. Von daher schien es nur logisch, das Buch auch unter dem tatsächlichen Namen des Täters zu veröffentlichen und auf überflüssige Anonymisierungen zu verzichten. Anonymisierungen nahm ich bislang zwar generell vor, dann allerdings um Opfer- und Angehörigenschutz zu leisten. Da es in dem Buch nicht um grausame Details der Taten geht, gab es keinerlei Anlaß, den Namen des Täters nicht zu nennen. Frank Gust und seine Ehefrau selbst wünschten außerdem, einige Falschmeldungen und Gerüchte zu korrigieren.

Frauen, die einen Serienmörder heiraten – für viele unfaßbar. Was steckt dahinter?

Immer wieder erfahren wir über unterschiedliche Medien von Frauen, die sich in Serienmörder verlieben, ihnen zur Flucht verhelfen oder tatsächlich heiraten. In der Regel lesen wir nie etwas über „Liebe“. Dieses wird den Frauen, die sich in derartige Täter verlieben, vollständig abgesprochen – das ist sicherlich falsch. Vermutlich liegt es einfach daran, daß es für die meisten Menschen absolut unglaublich scheint, sich in derartige Monster – denn so werden sie generell bezeichnet – zu verlieben. Den Medien liegt bedauerlicherweise auch nicht daran, aufzuzeigen und aufzuklären, daß Serienmörder eben auch „Menschen“ sind und bleiben – trotz ihrer grausamen Taten. Neben ihren Taten waren sie beispielsweise ganz „normale“ Menschen: geliebte Söhne, fürsorgliche Väter und verantwortungsbewußte Kollegen. Es ist also durchaus denkbar und somit auch möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der „monströse“ Morde beging, denn diese menschlichen „Anteile“ sind durch die grausamen Taten nicht aufgehoben oder vernichtet worden.

Aber ist es „normal“?

Sicher, es gab sie immer und wird sie auch immer geben: Frauen, die wir mit gutem Gewissen als „Mördergroupies“ bezeichnen. Das war und ist natürlich nicht nachvollziehbar und erregt aus gutem Grund unsere Abscheu vor diesen Menschen. Es ist allerdings voreilig und falsch, diese Motivation allen Frauen zu unterstellen, die sich in derartige Täter verlieben. Man kann eben nicht alle über einen Kamm scheren.

Frank Gust hat geheiratet. Du warst bei der Hochzeit dabei?

Ja – ich war zur Hochzeit eingeladen (steht im Manuskript).
Es war eine Feierlichkeit im kleinen Kreise im Besuchsraum der JVA Werl. Näheres liest Du dann im Buch.

Kann so eine Ehe normal geführt werden?

Eine „normale“ Ehe bleibt den meisten Inhaftierten sicherlich zum Teil auch aus gutem Grunde in der Regel verwehrt.
Die Ehe bedeutet für viele trotzdem einen Bund für´s Leben einzugehen – eben unter völlig anderen Bedingungen. Möglicherweise steckt hinter diesem Bündnis weit mehr Idealismus – vielleicht auch sehr viel mehr Liebe und Vertrauen, als bei einer „normalen“ Eheschließung, gerade weil eben viele Dinge, die für uns üblich sind, nicht stattfinden können. Das kann ich allerdings nicht beurteilen, lediglich vermuten.

Gibt es ein Art Ehealltag?

Viele Aspekte, die wir im positiven partnerschaftlichen Miteinander schätzen, entfallen einfach.
Es ist dem Paar nicht möglich, sich Tag für Tag zu begegnen. Auch ein Familienurlaub bleibt natürlich verwehrt. Gemeinsame Freundeskreise und Veranstaltungen entfallen genauso, wie unglaublich viele Dinge, die für uns eben ganz normal sind. Besteht diese Ehe tatsächlich auf Dauer, muss vielleicht davon ausgegangen werden, daß die Verbindung andere Qualitäten und möglicherweise sogar eine enorme emotionale Tiefe aufweist um unter diesen enorm erschwerten Bedingungen bestehen zu können. Wie erwähnt, das ist rein hypothetisch und ich denke, von Eheschließung zu Eheschließung Inhaftierter sieht es absolut unterschiedlich aus.

Ich danke Petra Klages für das Gespräch. Ihr Buch erscheint Mitte Oktober 2017 als franz. Broschur, 136 Seiten, 4 Fotos. Preis: 12,95 Euro.


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