Im 25. Jahr seines Bestehens wurde auch der Verlag Kirchschlager bedingt durch das Coronavirus auf eine harte Probe gestellt. Lesungen wurden abgesagt genau wie die Leipziger Buchmesse, Buchhandlungen mußten zeitweilig schließen. Dennoch konnten Verlag, Herausgeber und Beiträger diesen Sammelband als kleine Festgabe zum Verlagsjubiläum realisieren.
Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen, wie in den meisten Büchern aus dem Verlag Kirchschlager, die Schilderungen wahrhaftiger krimineller Handlungen und Ereignisse. Und wir zitieren in diesem Zusammenhang Harald Korall (1932-2017), der sich durch die Autorenschaft und Herausgabe hervorragender kriminalistischer Bücher einen Namen gemacht hat: „Tatsächliche Verbrechensvorgänge machen betroffener als erfundene, wirkliche Täter bestürzen mehr als erdachte, und die Beschreibungen ihrer Handlungen und Motive sind wohl alles andere als kunstvoll erklügelte Denkspiele. Kriminalfälle, so gesehen, so dargestellt, sind gewiß nicht Teil der Unterhaltungsbranche, sondern haben ihre Chance auf Realismus. Indem sie Grenzfälle unserer Wirklichkeit ins Bild bringen, können sie präzise von sozialen Gegebenheiten und Prozessen erzählen, von Erreichtem und Zurückgebliebenem.“ Kriminalfälle aus mehreren Jahrhunderten und Gesellschaftsformationen dokumentieren zugleich die Entwicklung bzw. den Wandel einzelner Verbrechensarten und deren Tatmotive sowie die Entwicklung in den Rechtsauffassungen und Rechtspraktiken.
Letztere können nicht unterschiedlicher sein, vergleicht man die historischen Kriminalfälle des frühen 20. Jahrhunderts mit denen der Gegenwart. Das Spektrum der beschriebenen Fälle reicht vom Sexual-, Kindes- und Raubmord über Mordversuch, Banküberfälle und andere Gewaltstraftaten. Der Zeitraum erstreckt sich von 1884 bis in die Gegenwart 2020.
Erneut gehen unsere Autoren mit der interessierten Leserschaft an grauenvolle Tatorte, begeben sich auf Spurensuche, haben Teil an schier unglaublichen Mordtaten und Mordversuchen, gewähren uns Einblicke in die Arbeit der Kriminalpolizei und der Gerichtsorgane verschiedenster Gesellschaftsformationen, analysieren Tatmotive und weisen auf die jeweiligen Strafmaße hin. Bei einigen Fällen, besonders denen im ersten Kapitel des Buches „Unter dem Fallbeil“, kannte man mit den Mördern keine Gnade. Das Urteil lautete zumeist: Todesstrafe.
Im Sinne des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte Dritter wurden die Namen der Opfer, Zeugen und Täter – sofern noch nicht veröffentlicht – verfremdet. Wie der Großteil der Veröffentlichungen im Verlag Kirchschlager, so erscheint auch diese Ausgabe in alter Rechtschreibung. Wir verzichten bewußt auf Anglizismen, die Genderisierung der deutschen Sprache oder unsägliches Denglisch.
Aus dem Inhalt
Unter dem Fallbeil
Wolfgang Krüger
Ein Raubmord bei Stedten (preußische Provinz Sachsen, 1884)
Raubmord in Jena (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, 1902)
Doppelter Kindesmord aus Rache in Rengelrode (preußische Provinz Sachsen, 1908)
Raubmord an einem kleinen Mädchen in Bucha (Land Thüringen, 1931)
Raubmord in Erfurt (preußische Provinz Sachsen, 1933)
Todesstrafe für den 71jährigen Brandstifter (Land Thüringen, 1939)
Sexualmord bei Gumperda (Land Thüringen, 1940)
Ein 17jähriger Raubmörder (1941)
Aus Alten Kriminalakten
Frank Esche
Im Zweifel für den Angeklagten (1925)
Ein Liebesdrama vor Gericht (1928/29)
Der doppelte Rattengiftmordversuch (Öpitz, 1941–1952)
Tatort Arnstadt
Michael Kirchschlager
Mord aus Liebe – Geliebter zerstückelt Ehemann (1926)
Mord und Brandstiftung in Arnstadt (1960)
Kriminalisten ermitteln
Wolfgang Tanner
Raubmord in Meiningen (1978)
Explosives Räuberduo – Schwere Gewaltstraftaten in Hessen und Thüringen (1991)
Aus der Kriminaltechnik
Lutz Harder
Rauchen bringt dich ins Gefängnis (Ilmkreis, 1997)
Hochzeitsreise in den Tod (Gotha, 1997)
Für fünf Flaschen Bier getötet (Kreis Gotha, 2004)
Aus dem Gerichtssaal
Sieglinde Schwarzer
Kriegswaffensammler holt Granaten aus der Saale (1973–1998)
Mit der Polizei Katz und Maus gespielt (Jena, 2000)
Mit gezücktem Küchenmesser 25 Euro in der Bäckerei erbeutet (Jena, 2002)
Ehefrau bei Besuch vergewaltigt (Hartmannsdorf, 2003)
Von 17jähriger sexuelle Befriedigung verlangt (Jena, 2004)
Die Gerüchteküche brodelt, der Ehemann wütet (Jena, 2005)
Rentner stoppt Biker mit einer Holzstange (Bad Klosterlausnitz, 2007)
Filmreife „Haltet den Dieb!“-Szene im Burgaupark (Jena, 2012)
An der Ampel rabiat das Auto gekapert (Jena, 2019)
Tatort Erfurt
Udo Brill
Was ein Kind ertragen mußte (Erfurt, 2005)
Kerstin Kämmerer
Der Schatten im Schulhaus (Erfurt, 2008)
Tatort Gera
Der Kriminalbericht
Frank Richter, Hans Thiers und Michael Kirchschlager
Heimtückischer Mord (Gera, 2017)
Ein Augenzeugenbericht
Stephan Werner und Michael Kirchschlager
Brutaler Messerangriff (Gera, 2020)
Ein Gastbeitrag aus Sachsen-Anhalt
Lothar Schirmer
Amoklauf in Magdeburg (1982)
Taschenbuch, 280 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, ISBN 978-3-934277-88-5, Preis: nur 14,95 Euro.