„Man muß die Ämter mit Leuten und nicht die Leute mit Ämtern versehen.“ – Kurfürst August von Sachsen (1526-1586)
Schon mit dem Baubeginn des Schlosses Augustusburg ließ Kurfürst August drei, unter der Erdoberfläche liegende Kerkerräume erbauen, in denen sich heute auch eine Ausstellung über Folter befindet. Natürlich vollgestopft mit schaurigen Repliken, worunter auch ein Kessel zum Sieden eines zum Tode Verurteilten zu sehen ist. Allerdings dienten die Zellen wohl eher bei sogenannte Empörungen der Handwerker; heute würde man das Streiks oder Arbeitskämpfe nennen. Auch auf den Baustellen früherer Zeit mußten die Arbeiter stets um ihre Rechte kämpfen, nicht anders heute. Allerdings hätte man die Keller auch für Bierfässer nutzen können… Ein Freibier für Arbeiter wäre für die Motivation deutlich besser als Arrestzellen, das hätte ich dem klugen Kurfürsten jedenfalls empfohlen. Dennoch hat Vater August mit Weitblick regiert, und sein Fürstentum sowohl wirtschaftlich und kulturell entwickelt, wovon Sachsen heute noch profitiert. So manchem Stadtrat wäre diese Weitsicht zu wünschen, aber wir Menschen sind in unserem Geist leider manchmal zu beschränkt.
Ebenfalls rechtshistorisch interessant: die Schlosslinde von 1421. Einer Legende nach soll sie verkehrt herum eingepflanzt worden sein – mit den Wurzeln nach oben und mit den Ästen nach unten. Ein Angeklagter hoffte dadurch auf ein Gottesurteil, um seine Unschuld zu beweisen, wenn sie dennoch erblüht. Die vitale Linde ist heute ein Naturdenkmal (Text nach einer Informationstafel).
Vor dem Schloß befindet sich ein Pranger mit Halseisen. Das Halseisen sieht ziemlich neuzeitlich aus, also eher eine Replik. Sehr schön allerdings der schmiedeieiserne Zaun mit dem Hinweis PRANGER darum. Von 1399 bis 1874 wurde die niedere Gerichtsbarkeit im Amt Augustusburg ausgeübt. Das Torhaus diente als Fronfestegefängnis, was man an den vergitterten Fenstern noch gut erkennen kann.
Interessant ist auch eine hölzerne Kerkertür mit modernen Graffitis (Foto unten, alle Fotos Michael Kirchschlager, Januar 2023).
Ebenfalls vor dem Schloß befindet sich das Haus eines Buchbinders (1609), eines Chronisten (1712) und später Verlegers (1860), in welchem 1720 ein ausgebrochener Bär das 10jährige Mädchen Marie Sophie Klotz tötete und eine Nachbarin so schwer verletzte, daß sie verstarb.