Andrea Kirchschlager – Die Arnstädter Scharfrichter – Genealogie, Hinrichtungen und Richtstätten (Arnstadt in Thüringen)

Die Arnstädter Scharfrichter – Genealogie, Hinrichtungen und Richtstätten

1. Die Scharfrichterfamilien Stöckler, Brand(t) und Kritzler in Arnstadt

In Arnstadt sind die Scharfrichterfamilien Stöckler, Brand(t) und Kritzler nachweisbar. In den Arnstädter Kirchenbüchern tritt Heinrich Stöckler als Feldmeister und Scharfrichter ab 1639 in Erscheinung. Der erste als Bürger 1727 aufgenommene Scharf- und Nachrichter war Johann Nicolaus Kritzler aus Neustadt/Orla. Der letzte Arnstädter Scharfrichter Johann Christian Wilhelm Kritzler starb 1822. Da die Scharfrichter oft unter „ihresgleichen“ heirateten, vererbte sich das Amt über Generationen. Verwandtschaftliche und berufliche Beziehungen sind u.a. bei den Taufpaten zu erkennen. Die Scharfrichter waren zuständig für Leibes- und Todesstrafen, u.a. Pranger- und Prügelstrafen, Rädern, aufs Rad flechten, Vierteilen, Häuten, Köpfen, Hängen, Anwendung von Folterwerkzeugen bei Verhören in Hexenprozessen und Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.

Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Versorgung der Gefolterten nach der Tortur. Dies erforderte anatomische und medizinische Kenntnisse. Obwohl sie zu den gesellschaftlichen Randgruppen zählten, von der sozialen Gemeinschaft gemieden wurden, als unehrlich galten und kein öffentliches Amt bekleiden durften, suchte die Bevölkerung ihren medizinischen Rat. Die Tätigkeit des Scharfrichters war häufig mit der des Abdeckers verbunden.1 Oft wohnten die Scharfrichter mit Familien und Gehilfen am Stadtrand, öfters auch an der Stadtmauer.

Stöckler (Stickler, Steckler, Stückler)

In den Arnstädter Kirchenbüchern sind Geburten (*)/ Taufen (~), Trauungen (∞) und Sterbefälle (†)/ Bestattungen (▭) der Scharfrichterfamilie Stöckler verzeichnet.

1. Ehefrau: ▭ 26.12.1646 Elisabeth, Heinrich Sticklers, Feltmeister Weib, 26 Jahr (Sterbebuch, S. 362)

▭ 12.5.1671 Heinrich Stickler, der Nachrichter mit einer Leich Predigt Welche Herr M. Hedenus gethan … seines alters 56 Jahr 5 Monath (Sterbebuch, S. 690)

2. Ehefrau: Barbara Catharina, geb. Döring, Heinrich Stöcklers Nachrichters Witbe, bürtig aus Salzungen, ist Zu Großen Simmern gestorben Febr. 1693 (Seelenregister (S) I 947)

Unterschrift Heinrich Stöckler

Kinder von Feldmeister Heinrich Stickler u. 1. Ehefrau Elisabeth (Eheschließung in Arnstadt nicht zu ermitteln)

-Heinrich Andreß, ~ 8.7.1639, Gevattern (Taufpaten) Heinrich Fuchs, Feltmeister Zu Planckenhain, Andres (N.N.) Feltmeister Zu Gossel u. Margaretha, Valten Schollen, Feltmeister Zu Stadt Jllm weib (Taufbuch, S. 610), ▭ 30.7.1640, Heinrich, Heinrich Sticklers Feltmeister Söhnlein, 1 Jahr 3 Wochen (Sterbebuch, S. 313)

-Johannes Heinrich, ~ 26.3.1641, Gevatter u.a. Hans Wahl, Scharffrichter Von Erffurt (Taufbuch, S. 639), ∞ Aufgebot Dom. XVIII. Trinitatis 1664 Hans Heinrich Stöckler Feltmeister Zu Schweinitz, Heinrich Stöcklers Scharffrichters alhier eheleiblicher sohn Vnd J. Maria Elisabetha, Michael Rendtens Scharffrichters Zu Schweinitz seel. hinterlaßene eheleibliche Tochter. Diese sind nicht alhier copulirt worden (Traubuch, S. 384 f.)

-Hans Melchior, ~ 9.5.1642, Gevattern u.a. Hans Melchior Fahner (ohne Berufsangabe-Scharfrichter zu Salzungen?), Taufbuch, S. 656, ∞ Dom. Quasimodogeniti 1670 Hanß Melchior Stickler, ein ledig gesell, Vndt scharffrichter Zue Rotha bey Jehna, Heinrich Sticklers scharffrichters Alhier Ehl. Sohn Vndt Fr. Anna Maria, Hanß Geörg Schichters Scharffrichters daselbst hinterlaßene Wittibe, sind nicht hier Copulirt (Traubuch, S. 439)

-Thomas Jacobus, ~ 16.8.1643 Gevattern u.a. Jacobus Kieser, Schäffer, Thomas (N.N.), Feltmeister Zu Weimar, Margaretha, Nicol Jllings Rothgerbers weib (Taufbuch, S. 675), ∞ Feria II. pentecostes 1680 Meister Thomas Jacob Stickler, nachrichter in Zeits, Meister Heinrich Sticklers, nachrichters Alhier Seel. hinterlaßener Eheleibl. Sohn Vnd Jungfer Maria, Meister Andres Schönens, Bürgers Vnd Zeichmachers in Ronnenburgk Seel. hinterlaßene Eheleibl. Tochter, diese sindt Zue Zeitzs Copulirt worden (Traubuch, S. 527)

-Maria Elisabeth, ~ 27.12.1644, Gevattern u.a.: Valentin (N.N., Lobenherbst), Feltmeister Zu Ohrdruff Hausfraw, Rebecca, Jacob Rößer, Schaffmeister alhier Eheweib (Taufbuch, S. 695), ▭ 1.5.1645 Maria Elisabetha, Heinrich Sticklers, Feltmeisters Töchterlein … 4 Monat (Sterbebuch, S. 348)

-Elisabeth Catharina, ~ 8.3.1646 „Waren wegen Kriegsvnruhe keine Gevattern so darzu erbethen worden, aber an Stadt derselben verrichtete es Andreas Jahnen Weib, bei dem Riethor wohnend“ (Taufbuch, S. 718), ∞ Aufgebot Dom. I. post Epiphaniae 1673 Christoff Firitz, ein ledig gesell Vndt feltmeister in Lommatsch, Georg Firitzens gewesenen Feltmeisters daselbst hinterlaßener Eheleibl. Sohn Vndt Jungfer Elisabeth Catharina, Heinrich Stöcklers gewesenen Scharffrichters Alhier Sel. hinterlaßene Eheleibl. Tochter, sind nicht hier Copulirt Worden (Traubuch, S. 462); Elisabetha, Ehefrau von Nachrichter Christoph Vieritz ▭ 11.5.1695 (Sterbebuch, S. 969)

Kinder von Heinrich Stöckler u. 2. Ehefrau Barbara Catharina:

∞ Aufgebot Arnstadt Dom. XXI. Trinitatis 1648 Heinrich Stickler, Ein Wittiber Vndt Nachrichter alhier Vndt J. Barbara Catharina, Jacob Dörings, Feltmeisters Zu Saltzungen Seel. nachgelassene Tochter, Sindt den 1 Novembris Zu Saltzungen Ehelich worden (Traubuch, S. 217)

-Esther Dorothea, ~ 3.12.1649, Gevattern Johann Wahl Weib in Erphord Esther, Nicolai Meßungen Weib Dorothea von Gotha, Christoph Wentzel, Bürger undt Lohegerber Zu Saltzungen ist nicht personlich da gewesen v. an seiner Stat erschienen Valten Lobenherbst, Feltmeister Zu Ordruff (Taufbuch, S. 820), ∞ 24. Trin. 1669 Hanß Melchior Fahner, ein ledig Gesell Vnd Scharffrichter Zue Saltzungen, Hanß Fahners an itzo Zue Gotha Ehleiblicher Sohn Vnd Jungfer Ester Dorothea, Heinrich Sticklers, Scharffrichters alhier Ehleibl. Tochter (Traubuch, S. 427/437), ∞ 7.1.1683 Hans Heinrich Vder, ein ledig gesell, Vndt Nachrichter Zu Saltzungen, Hans Vders, Nachrichters Zu Jllmenau Eheleibl. Sohn Vndt Fr. Ester Dorothea, weiland Hans Melchior Fahners, Nachrichters alhier Seel. hinterlaßene Wittbe (Traubuch, S. 553)

-Johannes Valentinus, ~ 11.1.1651, Gevattern u.a. Johannes Mathaeus Georgius, feltmeisters Sohn Zu Königsee, Valentin Georgius Lobenherbst, feltmeister zu Ortruff (Taufbuch, S. 852), ∞ 27.2. 1674 Hanß Valtin Stickler, Ein ledig gesell Vndt Scharffrichter Alhier, Heinrich Sticklers Scharffrichters alhier Sel. hinterlaßener Eheleibl. Sohn Vnd Elisabeth Christina, Meister Caspar Möllers, Bürgers Vnd schloßers Alhier Eheleibl. Tochter, dieses Paar ist nur Ein Mahl Vff gebothen Worden, hernacher, Wegen Friezeittigen Beyschlaffs Freytags … Uff Vorhergehente Kirchen Buße Copulirt Worden (Traubuch, S. 471)

-Judith Margaretha, ~ 20.(?).10.1652, Gevattern u.a. Hans Zitters Von Sula weib Judith, Margaretha, Antreas Lohns fuhrmanns Weib, Michel Günther, feltmeister Zu Gotha (Taufbuch, S. 914), ∞ Dom. XXV. Trin. 1676 Hanß Mattes Uter, ein ledig gesell vnd Nachrichter, Hanßen uders nachrichters in Greißen Sel. hinterlaßener Eheleibl. Sohn Vndt Jungfer Juditha Margaretha Meister, Heinrich Sticklers Scharffrichters Alhier Sel. hinterlaßene Eheleibl. Tochter (Traubuch, S. 494)

-Heinricus Christophorus, ~ 9.12.1654, Gevattern Otto Heinrich Fuchs, feltmeister Zu Blanckenhain, Christoph Fritz, feltmeister Zu Stadt Jlmen, Anna Catharina, Melchior Lobenherbst, feltmeisters Zu Gotha weib (Taufbuch, S. 1006), ▭ 2.3.1655, Ein Söhnlein Heinricus Christophorus … 12 Wochen des feltmeister Heinrich Stöcklern (Sterbebuch, S. 456)

-Anna Dorothea, ~ 30.4.1656, Gevattern u.a.: Hans Erhard Teutsch (?), Feltmeister Zu Goßel, Dorothea, Christoph Fritzens, feltmeisters Zu Stadt-Jlmen Hausfraw (Taufbuch, S. 1056), ∞ Dom. Septuagesima 1675 Hanß Baltzer Brandt, ein wittiber, Vndt Scharffrichter Zue Salburgk im Voigtlande Vndt J. Anna Dorothea, Meister Heinrich Sticklers Scharffrichters Alhier Sel. hinterlaßene Eheleibl. Tochter, sind zue Salburgk … copulirt worden (Traubuch, S. 481)

-2 Junge sohne im Hauße Von H. Johan: Kircheim Diacono genottaufft 22.2.1658, 1. Johannes Conradus 2. Johannes Heinricus, Gevatter zu 1: Hieronymus Heyder, Goltschmied alhier, Conradus Trautmann, Einwohner Zum gehren vnd F(rau) Anna, Heinrich Trautmann, feltmeister doselbst R(elicta) als Conrad Trautmans oben mutter, Gevatter zu 2: Johan Eisenfest, feltmeister Von Gotha, Heinrich N. feltmeister Von Hain hinter Gotha, der feltmeister alhier wußte nicht den Nahmen (Taufbuch, S. 1123), Zwillinge:▭ 8.3.1658 Ein söhnlein Johan Conrad … 16 tage des feltmeisters Heinrich Stecklers (Sterbebuch, S. 506), ▭ 12.4.1658 Ein söhnlein Johan Heinricus des feltmeisters Heinrich Stecklers 6 Wochen alt (Sterbebuch, S. 509)

-Zwene zwillings söhne … im Hauße Von H. Oswalt: Kiesewettern Diacono genottaufft, 14.7.1659, 1. Johan: Hieronymus 2. Johan: Heinricus, Gevattern zu 1. u.a. Hieronymus Heider, Göltzschneider, Anna Maria, Simon Francken, Rothgerbers weib, Johan: Utter, Scharffrichter Zu Blanckenhain, Gevatter zu 2. J. Eua Martha, Nicol Roths des Möllers Tochter alhier, Valten Lobenherbst, feltmeister Zu Ohrdruff sohn Johan: Michael, des feltmeisters Georg Meßung Zu Catterfeld sohn Heinricus (Taufbuch, S. 1172 ), ▭ 22.7.1659 Ein sechswochen v. zwillings Kindlein Johan Heinricus des feltmeisters Heinrich Stöcklers (Sterbebuch, S. 526)

Ein seltenes Dokument über die Aufstellung der Kosten für die Hinrichtung und Verbrennung der Cattarina Hätzel in Stockhausen durch Scharfrichter Heinrich Stöckler in Arnstadt 1669 befindet sich im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt:

„Specificattion/ Wegen deß lohns, Vndt Auff gewender Kosten so/ Jch Endes Vnder schriebener, Von Cattarina Hätzelin/ Von Stockhausen Zu Fordern Vndt Vertindt habe Wie/ sie den 8den Junius ist Mit dem schwerdt Vom/ leben Zum dotte. Vndt der Körper Mit dem feüwr/ verbrandt worden, wie folget.,/

3. f. ist der lohn wie sie ist mit dem schwerdt Von leben/ Zum dotte gebracht worden./

3. f. ist der lohn Vom dotten Körper Zu Ver Brennen/

2. f. der Knecht lohn so Meine gehülffen geweßen/

1. f. Vom Pfal ein Zu graben Vndt Zu setzen./

1. f. Vom Holtz hauffen Zu Machen./

1. f. 6 g. ist der lohn wie sie ist Mit Karn Vndt pferdt Vor gerichte, Vndt Von daahn Vff/ den Richt blatz Vndt Zum hauffen gefahret worden./

1. f. Vor den gebührenten lohn der Ahn Clage/ Vor dem Hoch Notht Peinlichen Halßgerichte./

2 g 6 d Vor stricke Vndt bindt seünen./

4 f. 16 g. 10 d. habe ich/ Vor die Zehrung Auß geleget Vom/ 7den biß vff den 9den junius. Vor/ Essen Vndt trincken, haffer Vndt/ ander futter Vor die pferde ist/ Auff gangen. Actum Arnstadt/ den 8den junius Ao 1669/ Heinrich Stöckler/ SR (Scharfrichter) doselbsten/

Suma thudt/ 17 f 4 g 4 d/“2

Hans Hieronymus Stöckler, Feldmeister, oder Nachrichter, * 14.7.1659 Arnstadt, wohnt in der „Meisterey“3, Tod nicht zu ermitteln (möglicherweise trat er die Nachfolge seines Schwiegervaters an)

∞ 27.9.1685 Mstr. Hans Hieronymus Stöckler, ein ledig gesell, Vndt Nachrichter alhier, weiland Mstr. Heinrich Stöcklers Nachrichters alhier Seel. hinterlaßener Sohn Vndt Jfr. Beata, Weiland Mstr. Otto Göbels, Nachrichters Zu Sondra in Heßen Seel. hinterlaßene Eheleibl. Tochter, Vom H. M. Joh. Quirin Hedeno, Archi Diac. … copuliret. (Traubuch, S. 577)

Kinder:

-Georgius Otto, ~ 21.11.1686, Gevattern u.a. Görge Otto Göbel, nachrichter Zu Sontra, Görge Georgii, Nachrichter Zu Eisenach, Jfr. Anna Barbara Hirschfeldern Zu Sondra. War obigen Ersten Gevatters desponsata (Verlobte). (Taufbuch, S. 693)

-Johannes Christophorus, ~ 3.9.1688, Gevattern Hans Leonhard Jahn, Schuhflicker, Heinrich Christoph Glaser, Scharfrichter von Weymar, Johann Paul Brands, Scharffrichters Zu Erffurt weib Esther Magdalena (Taufbuch, S. 746)

-Catharina Dorothea, ~ 13.10.1691, Gevattern Hans Heinrich Glaser, Nachrichter in Suhl, Hans Jacob Zeters, Nachrichters Zum Gehren Weib, Anna Catharina, Hans Heinrich Wahls, Nachrichters Zu Hayn an der Neße weib, Dorothea (Taufbuch, S. 852), † 1.3.1698, ▭ 3.3.1698 Ein Schulmägdlein, Catharina Dorothea, Hans Hieronymus Stücklern, dem Nachrichter … 6 Jahr 4 Monat undt 3 Wochen (Sterbebuch, S. 1052)

-Johannes Heinricus * 14.12.1693, ~ 16.12.1693, Gevattern u.a. Hanß Heinrich Wahl, Nachrichter in Schmalkaden, Joachim Bambs, Nachrichter Zu Goßel weib Catharina (Taufbuch, S. 53)

-Maria Catharina, * 3.10.1699, ~ 4.10.1699, Gevattern Hans Heinrich Glaser, Nachrichter Zu Suhl, Hans Sperber, der Hufschmied, Hans Nicol Schollen, Nachrichters Zu Stadt Jllmen weib, Catharina, Hans Michael Binders, Nachrichters Zu Sondra in Heßen Tochter, J. Maria Dorothea (Taufbuch, S. 224)

Kritzler (Krizler, Gritzler)

Johann NicolausKritzler, Bürgeraufnahme 17.3.1727, Nach Richter, Gritzler, lediger gesell, gewesener Königl[ich] Preußischer Stabs-Nachrichter und itzo Scharff- und Nachrichter allhier, Meister Johann Simon Kritzlers, Nachrichters in der Neustadt an der Orla Eheleibl. jüngster Sohn erster Sohn, ∞ 24.11.1709 Frau Anna Dorothea, weyl. Mstr. Hanß Balthasar Brandts, Scharff- und Nachrichters allhier, nachgelaßene Wittwe (Tochter von Scharfrichter Mstr. Heinrich Stickler, Arnstadt, sie ~ 30.4.1656, ▭ 14.7.1723, 67 Jahr 2 Monat und 12 Tage, ∞ Wwer. Aufgebot 25.11.1725 Frau Maria Dorothea, des seel. Johann Heinrich Wahls, Scharff- und Nach-Richters in Hayna nachgelaßene Wittwe (Tochter von Georg Albert Schär, Nachrichter in Reichensachsen), ∞ 27.11.1725 Hayna, sie † 28.1.1739, ▭ 30.1.1739, 46 Jahr, […] 8 Primani trugen die Leiche. Sie war reformatae Religionis. (Sterbebuch, S. 823), er † 30.12.1747, ▭ 1.1.1748, 70 Jahr […] wurde frühe auf den Gottes-Acker getragen von 8 Schülern, des Sonntags Nachmittag, wie gewöhnlich, hingeläutet […] (Sterbebuch, S. 1083), wohnt in der Meisterei, S I 947/S II a 1974

Kinder aus Ehe Brand:

-Johann Ludwig (∞ 26.11.1702 Großen Sömmerda), Hans Ludowig Brand, ein ledig gesell, Bürger Zu Groß Sömmerda, Mstr. Hans Balthasar Brands, Nachrichters alhier, eheleibl. ältester Sohn und Jgfr. Anna Rosina, Hans Andreas Wettichs, Bürgers Zu Groß Sömmerda eheleibl. Tochter (Traubuch 1702, S. 12);

Brüder Hans Jacob und Hans Ludwig heirateten am gleichenTag in der Barfüßerkirche und wurden von M. Hedenus getraut.

17.9.1714: „Ein Mann Hanß Ludewich Brandt aus Großen Sömmern, begraben Worden, kundten aber keine träger bekommen, Weil es des Nachrichters Sohn, Sonst Zu großen Sömmern Wohnhafft. Die Vorwercks drescher so anno 1708 d. 21ten Aug. den Vater getragen, ließen sich lieber in Thurm stecken, dann daß Sie gegen die gebühr getragen hetten, daher erbothen sich die Frembde von der Langewiesen allhier gewesene drescher: Hanß Heinrich Guntschmann, Hanß Michael Machold, Hanß Marten Ehrhard v. Hanß Michael Heinze Jhn Zu tragen, da Er biß uf den 6ten Tag gestanden, dann solcher … d. 17. 7br. begraben v. den 12ten … frühe … gestorben.“ (Sterbebuch, S. 213)

-Heinrich Balthasar (∞ 23.11.1705 in Gehren o. Hartenstein),

-Johann Jacob, Bürgeraufnahme 16.5.1703, Taglöhner, Mstr. Hans Balthasar Brands, Nachrichters alhier eheleiblicher dritter Sohn, ∞ 26.11.1702 Jgfr. Anna Maria, Christian Roths, Bürgers undt Roß-Händlers alhier, eheleibliche Tochter, S I 9885

-Maria Dorothea, ∞ Barfüßerkirche 12.1.1710 Johann Heinrich Blahr, Weyl. Meister Johann Christoph Blahrs, Scharff- und Nachrichters der Ämter Kelbra, Heringen v. Roßla, nachgelaßener Eheleibl. Sohn und Maria Dorothea, weyl. Meister Joh. Balthasar Brandts, Scharff- und Nachrichters allhier, nachgelaßene Eheleibl. Tochter (von M. Hedenus getraut, Ehebuch 1710, S. 97)

-Rebecca Magdalena, ∞ September 1715 Meister Georg Michael Gritzler, Scharff- v. Nachrichter Zu Neustadt an der Orla, Meister Hanß Simon Kritzlers, Scharff- und Nachrichters daselbst, Eheleibl. ältister Sohn, anderer Ehe und Jgfr. Rebecca Magdalena Brandtin, des seel. Meister Hanß Balthasar Brandts, Scharff- v. Nachrichters allhier, nachgelaßene Eheleibl. jüngste, itzo aber Meister Johann Nicolai Kritzlers, auch Scharff- v. Nachrichters, allhier, Stiefftochter (Traubuch, S. 183), S I 947, Kind: Johann Heinrich * 7.12.1717 Arnstadt, ~ 9.12.1717

Hanß Balthasar Brandt ▭ 21.8.1708, […] NB. die Leiche wurde uf Befehl des Consistorii denen Fuhrwercks treschern (Vorwerksdreschern) Zutragen auferleget, doch daß solche Jhre gebühr bekommen., Sterbebuch, S. 93, war Scharfrichter in Saalburg/Vogtland6

Im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt ist eine Quittung vom 27. Mai 1704 überliefert, aus der hervorgeht, daß der Scharfrichter Hanß Baltzar Brand „Ein duzend baar Handschue“ an die Gräflich Schwarzburgische Kanzlei geliefert hat., mit dem Vermerk „also auch dergleichen uf Voriges 1703 Jahr“. (Signatur Nr. 1272, Bestand 5-14-1210). Scharfrichter hatten durch ihre Abdeckertätigkeit Zugang zu Tierhäuten.

Kinder aus Ehe Kritzler:

-Andreas Christoph, * 24.8.1726, Paten u.a.: Jgfr. Anna Catharina Schärin, Georg Albert Schärs, Scharff und Nach-Richters Zu Reichensachsen tochter

-Johann Gabriel, * 10.7.1728, ~ 11.7.1728, Gevattern Johann Martin Zetters, Medic. Pract. uxor in Mühlberg und Johann Gabriel Kritzler, Scharff und Nach-Richter

-Catharina Margaretha, * 22.4.1731 („Schwachheits halber Zu Hause getauft“), ∞ Nov. 1749 Joh. Caspar Glaser, Scharff- und Nach Richter Zu Dreißigacker, bey Meiningen, Weyl. Jeremias Glasers, Scharff- und Nach Richters daselbst nachgelaßener eheleibl. einiger Sohn und Jgfr. und Jungfrau Catharina Margaretha Kritzlerin, Weyl. Johann Nicol Kritzlers, Scharff- und Nach Richters allhier nachgelaßene eheleibl. ältere tochter, sind in Meiningen copul. (Traubuch, S. 748)

-Anna Dorothea, */~ 10.12.1734 (ist ehelich)

Andreas Christoph Kritzler, Bürgeraufnahme 24.9.1748, * 24.8.1726, ~ 25.8.1726, Scharff- und Nachrichter allhier, weyl. Johann Nicol Kritzlers, Scharff- und Nachrichters allhier eheleibl. älterer Sohn, ∞ Aufgebot 11.5.1749 Fr[au] Maria Elisabetha, weyl. Johann Wilhelm Wittichs, gewesenen Scharff- und Nachrichters in Hayna nachgelaßene Wittwe, ∞ Langensalza, er † 13.2.1772, nachmittags um 3. Uhr, […] vor dem Rieththore wohnhafft […], ▭ 15.2.1772, 45 Jahr 5 Monat 2 Wochen u. 5 Tage, Wwe. † 18.2.1786, Abends nach 6 Uhr (geb. Meßing), […] fiel […] in der Meisterey, zur Treppe herunter, Zerschlug sich den Kopf und blieb tod. (Sterbebuch, S. 863), ▭ 20.2.1786, wohnt in der Meisterei, S II a 1977

Kinder:

-Johanna Dorothea Christiana, * 21.3.1750, ~ 24.3.1750, Gevattern: Heinrich Christian Meßing, Scharff- und Nach Richter in Langensaltza, Adam Wittichs, Scharf- und Nach Richters in Weißensee Eheweib Fr. Barb. Elisab., Fr. Dorothea Elisabethe Wittichin, Scharff und Nachrichters in Weimar Wittwe, als Groß Mutter (Taufbuch, S. 6), † 24.9.1769, früh um 2 Uhr, ▭ 25.9.1769, „früh in der Stille“, 19 Jahr 6 Monate und 3 Tage, ledige Weibs Person, Jgfr. (Sterbebuch, S. 950)

-Tobias Christoph, * 5.6.1752, ~ 7.6.1752, Gevattern Johann Tobias Locke, Gastwirth Zur gülden Gans, Johann Christoph Gräser, Stadt Fähndrich und Seiler, Wilhelm Friedrich Neubeck, Apotheker (Taufbuch, S. 77), Königl[ich] Preuß[ischer] Unter Officier, Bürgeraufnahme 10.8.1787, […] um […] Erbantheile an den zu der alhiesigen Meisterey gehörigen Grundstüken, rite veralieniren zu können […]8

-totgeborenes Töchterlein, ▭ 16.10.1755

-Johann Christian Wilhelm, * 8.12.1756, ~ 11.12.1756 (Taufbuch, S. 227), ∞ 29.4.1788, gest. 5.11.1822

-Maria Christiana, * 10.5.1759, ~ 12.5.1759, (Taufbuch, S. 335), Paten u.a. Christoph Schneiders, Eines Edlen Raths Mitgliede und Lohgerbers in Erfurt Eheweib, ∞ 4.7.1776 Johann Gottlob Oette, Scharfrichter in Suhl, S I 947/S II a 197

Im Aktenbestand der Gemeinde Haarhausen (Nr. 79) ist eine Akte mit dem Titel „Wegen des von dem Nachrichter zu Arnstadt zu leistenden Bothenlohns bei Ansagung eines gefallenen Stück Viehes 1760.“ überliefert. Daraus geht hervor, daß Andreas Christoph Kritzler auch Besitzer der Meisterei in Gossel nach dem Tod des dortigen Nachrichters Esaias Dietrich Pamße war.

Eine Akte im Stadt- und Kreisarchiv beinhaltet eine Beschwerde des Nachrichters Andreas Christoph Kritzler vor dem Stadtgericht 1768: „Wie oft und vielfältig mir die beyden hiesigen Hirten in meiner, Gnädigster Herrschaft lehnenden Cavillerey-Gerechtigkeit Eintracht thun, ist nicht genug zu beschreiben. Sie decken Hunde und Schaafe ab und entziehen mir die Häute und Jnschlich. (Unschlitt, Talg, Eingeweidefett, Rohstoff u.a. für Kerzen, Seifen, Wagenschmiere) Noch letzhin hätte mir der Hirte … einen noch lebenden Bock, den er im Sack zu sich geschafft, entzogen, wenn derselbe durch sein Geschrey dieses nicht verrathen hätte. Aus Furcht weil er geschrien und er nicht sicher zu seyn glaubte, hat er solchen bey mir angezeiget, mit dem Einwandt, wie in seiner Abwesenheit, diesen Jemand bey ihm eingethan, damit er diese Leuthe, bey den er solchen in dem Sack abgeholet und so Strafe verdienet, nicht verrathen wollen. Aus dem Ochsen, welchen Mstr. Krumbhardt hinter der Ganß selber tüchtig gemästet, und der auch sehr fett gewesen und auf 1. Centner Jnschlich bey sich, aber beym Schlachten … die beyden Hirten, wie ehedem mit dem Metzger Handwerg ausgemacht worden, gegen ½ Mf. folgendes abgezogen und mir ihn, abgezogen, oder excl. der Haut, so der Metzger behält, mit allem Zubehör und Jnschlich überliefern sollen, haben sie mehr, denn drey Butten voll Jnschlich herausgenommen, es nach Hauße geschaffet und mir entzogen.“ (Signatur 092-64-1, Bl. 1/RS)

Johann Wolfgang Christoph Scheermeßer, Stiefsohn von Andreas Christoph Kritzler,EhefrauFr[au] Maria JulianaScheermeßerin geb. Müllerin, Bürgeraufnahme 15.7.1757, * 17.5.1736, ~ 18.5.1736 (Vater Capitain Lieutenant), H[err]n Johann Christoph Möllers, F[ürstlich] Schw[arzburgischen] Hauptmanns, eheleibl. 3te Tochter alh[ier], ∞ […] frühzeitigen Beyschlafs halber, auf F[ü]rstl[ich] gnädigste Verordnung […], ∞ Neue Kirche 12.7.1757 Johann Wolfgang Christoph Scheermeßer, Musquetier alhier, Andreas Christoph Kritzlers, Scharf- und Nachrichters alhier, Stief Sohn, sie † 6.12.1802 Ohrdruf, er * 25.12.1736 Sangerhausen, † 14.12.1809 Ohrdruf, miles, […] ist in Jlmenau Scharfrichter worden […], wohnt in der Meisterei, gegen dem Schwan, S II a 197/2799

Am 20. April 1792 fungierte der Nachrichter (N.N.) Kritzler bei der Bürgeraufnahme von Fuhrmann Johann Wilhelm Michael Roth als Bürge.10

Johann Christian Wilhelm Kritzler, Bürgeraufnahme 10.8.1787, * 8.12.1756, ~ 11.12.1756, lediger Gesell, Scharf und Nachrichter allhier und in dem Herzogl[ich] Sachsen Gothaischen Amte Jchtershausen, weyland Andreas Christoph Kritzlers, gewesenen Scharf und Nachrichters allhier und in dem Herzogl[ich] Sachsen Gothaischen Amte Jchtershausen, wie auch Bürger allhier, nachgelaßener eheleiblicher jüngster Sohn, ∞ Barfüßerkirche 29.4.1788 Jungfer Johanne Katharine, Johann Henning Roths, Bürgers und Fuhrmanns allhier, eheleibliche älteste Tochter, sie * 8.11.1757 (abends zwischen 5 und 6 Uhr), ~ 9.11.1757, † 14.10.1807, Nachmittags 2 Uhr, ▭ 16.10.1807, 49 Jahr 11 Monat 6 Tage, er † 5.11.1822, Mittags 11. Uhr, ▭ 8.11.1822, 65 Jahr 11 Monat weniger 3 Tage, Krankheit Auszehrung, Brauverwandter allhier, S II d 7411

Kinder:

-Christian Heinrich Theodor, * 25.12.1788 (Vormittags halb 11 Uhr), ~ 26.12.1788, Bürgeraufnahme 3.10.1810, Lohgerbergeselle, Johann Christian Wilhelm Kritzlers, Scharf- und Nachrichters allh[ier] ehel. ältester Sohn, ∞ (im Fürstl[ichen] Konsistorium in Unehren) 9.10.1810 Marthe Christiane Catharine, Mstr. Johann Christoph Sprengpfeils, Tuchmacher allh[ier] ehel. 2te Tochter, sie * 25.6.1788 (Vormittags 11 Uhr), ~ 27.6.1788, Ehe kinderlos, er † 4.1.1837, Vormittags halb 11 Uhr an Brustwaßersucht und Geschwulst, ▭ 6.1.1837, 48 Jahr 11 Tage, ∞ Wwe. Oberkirche 28.6.1838 Mstr. Friedrich Christian Silber, Lohgerber-Meister allhier, bisher unverheirathet, Vater Weyl. Johann Joachim Silber, Kauf u. Handelsherr, S II d 46512

-Zwillinge * 10.3.1790 (früh 2 Uhr) Marie Wilhelmine † 26.3.1790 und (halb 3 Uhr) Carl Christian † 11.4.1790, ihre Taufpaten: Scharf- und Nachrichters von Erfurt Eheweib, Marie Magdalene Döring und Johann Wilhelm Otto, Scharf- und Nachrichter in Königsee, seine Taufpaten: Johann Christian Roth, Scharf- und Nachrichter in Blankenhayn und deßen Eheweib Johanne Karoline

-Johanne Christiane Augustine Magdalene, * 19.12.1791 (Nachmittags 3 Uhr), ~ 21.2.1791, Bürgeraufnahme 3.11.1824 wegen väterlicher Erbschaft, † 10.10.1830, Abends 11 Uhr, ▭ 13.10.1830, 38 Jahr 9 Monat weniger 10 Tage, Jungfr.13

-Henriette Christiane Friederike Wilhelmine, * 26.10.1793 (Abends 10 Uhr), ~ 28.10.1793, † 14.11.1793

-Ernst Heinrich Anton, * 8.10.1794 (Nachmittags 3 Uhr), ~ 10.10.1794, Bürgeraufnahme 7.6.1823, Weisbäcker, Brauverwandter, bisher unverheurathet, 3tes Kind von Weiland Christian Wilhelm Krizler, Scharf- und Nachrichter allhier und zulezt auch Brauverwandter allhier, ∞ Oberkirche 18.4.1826 Auguste Friedericke geborne Zacharias, bisher unverheurathet, 2tes Kind von Anton Christian Gottfried Zacharias, Weisgerber-Meister allhier (20.9.1826 Scheidung, sie * 23.10.1804, Vormittags ¼ auf 11 Uhr, ~ 25.10.1804, ∞ 25.1.1835 Erfurt mit Weißbäckermstr. Christian Wilhelm John ebd., † Nov. 1847 ebd.), ∞ II. Oberkirche 17.8.1835 Rosine Friedericke geborne Reithe aus Blankenhayn gebürtig, bisher unverheirathet, 2tes Kind von Johann Joachim Christoph Reithe, Pachtmüller und Mehlhändler in Blankenhain, er † 17.2.1870, Nachts ½ 12 Uhr an Altersschwäche, ▭ 20.2.1870, 75 Jahre 4 Monate 9 Tage, Wwe. † 3.6.1886, nachts ¾ 12 Uhr an Schwäche, ▭ 6.6.1886, 79 Jahre 8 Monate, S II e 229, Kind 1. Ehe Georgine Auguste * 16.12.1826, † 23.12.1826, Kind 2. Ehe Johanne Mariane Hulda * 1.6.1841, † 24.4.185114

-Katharine Friederike Ernestine, * 21.4.1797 (Nachmittags 4 Uhr), ~ 23.4.1797, Bürgeraufnahme 3.11.1824 wegen väterlicher Erbschaft, ∞ Sept./Okt. 1816 Sondershausen Herr Johann Martin Carl, Hautboist bey der 1sten Compagnie des Fürstl[ich] Schw[arzburg] Sondersh[äusischen] Linienbataill[ons], weyl. Gottfried Carls, mitnachbarl[ichen] Einwohners in Groß-Fahnern nachgel[aßener] ehel. ältester Sohn, so noch ledig, sie † 3.12.1869, Abends 11 Uhr an Wassersucht, ▭ 6.12.1869, 72 Jahre 7 Monate 12 Tage, er * 16.7.1793 Großfahner, † 24.9.1873, Morgens 4 Uhr an Altersschwäche, ▭ 26.9.1873, 80 Jahre 2 Monate 8 Tage, pensionirter Fürstl[icher] Hautboist, S II d 27815

-Benjamin Jacob, * 12.5.1799 (Nachts 10 Uhr), ~ 14.5.1799, Bürgeraufnahme 18.11.1822, Zimmermannsgeselle, H[err]n Johann Christian Wilhelm Kritzlers, Scharf und Nachrichters allhier, ehel. jüngster Sohn, ∞ (im Fürstl[ichen] Konsistorium in Unehren) 25.9.1819 Johanne Marie Friederike, Adam Heinrich Martin Schwabens, Bürgers und Handarbeiters allhier, ehel. einzige Tochter, sie * 13.2.1796 (Vormittags ½ 10 Uhr), ~ 15.2.1796, er † 4.10.1836, Morgens 6 Uhr an Abzehrung, ▭ 7.10.1836, 37 Jahr 4 Monate 3 Wochen 2 Tage, sie hatte unehel[iches] Kind */† 1839, ∞ Wwe. Oberkirche 8.2.1842 Johann Georg Christian Michael Ludwig Schiffer, Schuhmacher-Geselle allhier, bisher unverheirathet, ältestes Kind von Adam Christoph August Schiffer, Wallacher allhier, er * 17.10.1815 (Früh 8 Uhr), ~ 22.10.1815, † 26.8.1860 […] erhänkte sich auf dem preußisch[en] Gottesakker bei Ichtershausen […], Schweinschneider, sie † 22.2.1861, Abends halb 10 Uhr an Abzehrung, ▭ 25.2.1861, 65 Jahr und 9 Tage, S II d 414, S II e 660, Kinder: Tochter Johanne Christiane Friederike, * 21.1.1821, deren uneheliches Kind Ernestine, * 7.12.1847, † 22.12.1847 (S III 34) u. Sohn Christian Friedrich Martin August, * 1.10.1822, Mühlenbauer, ∞ 6.7.1856 Johanne Sophie Louise, geb. Frischmuth, * 18.5.1829 Dielsdorf b. Großrudestedt (S III 519)16

Die Söhne des letzten Scharf- und Nachrichters Johann Christian Wilhelm Kritzler ergriffen andere Berufe.

Wasenmeister und Meisterknechte

In der Meisterei vor dem Riedtor wohnten auch die Wasenmeister und Meisterknechte.

Wasenmeister (Abdecker, zuständig für die Beseitigung von Tierkadavern und deren Verwertung) Johann Georg Reinhardt, „bürtig aus Barchheim zum Bißthum Eichstedt gehörig“, Maria Walpurgis geb. Büchner vxor, „bürtig von Bachberg in der Grafschafft Schönborn gelegen“, ab 1773 wurden die Kinder in Arnstadt geboren, „dieser ist cum familia ao 1781 von hier wieder weggezogen“17

Kinder:

-Johann Philipp, * 26.4.1766 Nordheim

-Anna Catharina, * 27.9.1768 Mühlhausen, † 20.2.1772, Abends um 10 Uhr, ▭ 22.2.1772, 3 Jahre 4 Monate 3 Wochen und 2 Tage (Sterbebuch, S. 132)

-Sibylla, geb. * (o. D.) Witzenhausen

-Johannes, * 7.2.1773 (früh um 1 Uhr) Arnstadt, ~ 8.2.1773, Paten: Johannes Büchner, bürtig aus Baschberg, der Wöchnerin Bruder, auch ein Wasenmeister, „Es war dieser Gevatter benebst der beyden Eltern, Römisch-Catholischer Religion, und darum durffte derselbe bey der heil. Taufhandlung die Pathenstelle nicht selbst, sondern durch die Wehmutter, Fr. Corona Elis. Böttnerin, geb. Brücknerin alhier, auf ihr besonderes dazu beschehenes Anerbieten, vertreten laßen.“ (Taufbuch, S. 168)

-Johann Theodor Christoph, * 29.1.1775 (früh um 6 Uhr), ~ 31.1.1775, Paten: Johann Christoph Untermann, der Scharfrichter und Pacht Jnnhaber der Meisterey in Cranichfeld und deßen Ehefrau, Eva Dorothea Untermann, geb. Blödin, diese letzte aber war abwesend. (Taufbuch, S. 282), † 27.12.1779, Abends 10 Uhr, ▭ 29.12.1779 „früh in der stille“, 5 Jahr weniger 1 Monat (Sterbebuch, S. 555)

-Johanna Maria Magdalena, * 25.2.1777 (Abends um 5 Uhr), ~ 27.2.1777, Paten: Anna Maria Schleghof, geb. Weber, Johann Schleghofens, des dermaligen Meister Knechts in Erfurt, Eheweib, bürtig aus Stadt Lengsfeld, Johann Michael Gottlieb Brand, der Knecht in der Meisterey zu Stadt Jlm, bürtig aus Leutenberg und deßelben Eheweib, Sophia Magdalena Brandin, geb. Schrothin (Taufbuch, S. 415)

-Johann Gottlieb Bartholomäus, * 24.7.1779 (Abends 6 Uhr), ~ 26.7.1779 (Vater Wasenmeister und Pacht Jnnhaber der Kritzlerischen Meistery alhier), Paten: Anna Maria Schleghofin, geb. Weberin, Johann Schleghofs, Meisterknechts in Dallwitz 4. Meilen von Cöthen gelegen (Frau), Johann Michael Brand, Wasenmeister und dermaliger Pacht Jnnhaber der Meisterey in Stadt Jlm und deßen Bruder, Johann Bartholomaeus Brand, Meisterknecht in Stadt Jlm, bürtig aus Leutenberg (Taufbuch, S. 596)

Johann Nicolaus Sauer,Wasenmeister und Pachter der Kritzlerischen Meisterey, bürtig aus Römhild, † 31.8.1816 als Tagelöhner, ▭ 2.9.1816, 65 Jahr, Ehefrau Anna Margaretha, geb. Kohluß aus dem Reichs Freyen Ritter Ort Marisfeld bürtig, * 5.4.1742, † 1.6.1830, Morgens 4 Uhr an Altersschwäche, ▭ 4.6.1830, 88 Jahr 2 Monate weniger 5 Tage18

Kinder:

-Johann Heinrich, * 6.11.1771 Themar

-Johann Georg, * 6.4.1775 Schmalkalden, ∞ Fürstl. Konsistorium 18.1.1804 in Unehren mit Johanne Margarethe Böttnerin aus Crawinkel

-Johanna Margaretha Catharina, * 25.1.1782 Arnstadt, ~ 27.1.1782, Paten: Anna Catharina Hofmann, geb. Wagner, Johann Lorenz Hofmanns, dermal. Knechts in der Meisterey zu Suhl und Johann Andreas Schaafhäuser, dermaliger Knecht in der Meisterey zu Jlmenau, ∞ 18.4.1809 mit Dorfführer (in der Günthersmühle) Johann Gottfried Böttner aus Crawinkel, sie † 9.3.1812, früh 1 Uhr, ▭ 31.3.1812

-Johann Andreas David, * 8.3.1786 (Mittags 1 Uhr), ~ 10.3.1786, Paten: Johann Andreas David Büchner, Scharf- und Nachrichter in Kahle, „Dieser war abwesend, deßen Stelle vertrat der Scharfrichter v. Jllmenau Schafhäuser.“ (Taufbuch, S. 24), † 6.3.1788, 1 Jahr 11 Monate 29 Tage

-Johann Nicolaus, * 6.6.1790, ~ 7.6.1790, Paten: Johann Nicolaus Rottenbach, Fuhrmann allhier u. deßen Eheweib Joh. Elis., geb. Rödiger, † 9.2.1856, Nachmittags halb 3 Uhr an Abzehrung, ▭ 12.2.1856, 65 Jahre 8 Monate und 3 Tage, ledig, Bedienter hier

Johann Martin Braun, Meisterknecht und Ehefrau Christine Magdalene, geb. Wackerhagen (o. D. o. O)19

Kind:

-Johanne Justine, * 3.8.1785 Arnstadt, ~ 5.8.1785, † 3.11.1785, früh 10 Uhr, ▭ 4.11.1785, 3 Monate

Johann Ernst Schlehuber, Freyknecht (ging dem Scharfrichter zur Hand, bestattet die Leichen Hingerichteter, Abdeckerknecht, beseitigte Tierkadaver) aus Zeil im Bambergischen und Ehefrau Johanne Marie, geb. Fuchsin aus Ruppin20

Kind:

-Johanne Marie, * 26.4.1810 Arnstadt, ~ 29.4.1810, † 1.8.1919, Nachmittag 3 Uhr, ▭ 3.8.1819, 9 Jahre 3 Monate und 5 Tage, „wegen Armuth nichts bezahlt“ (Sterbebuch, S. 926)

Johann Jacob Deubler, Meisterknecht und Ehefrau Johanna Dorothea Elis., geb. Schumann21

Kind:

-Johann Andreas * 2.1.1783 (Abends 9 Uhr), ~ 4.1.1783 (Vater Meisterknecht in der Nachrichterey vor dem Rieththore“ (Taufbuch, S. 877), Paten: Johann Andreas Schaafhäuser, Wasenmeister und dermahl. Eigenthümer der Nachrichterey zu Jlmenau und Anna Margaretha Sauer, geb. Kohluß, Johann Nicolaus Sauers, des Wasenmeisters und dermahligen Pacht Jnnhabers der Kritzlerischen Nachrichterey alhier, Eheweib (Taufbuch, S. 878)

Johann Samuel Frischmuth, Bürgeraufnahme 16.6.1823, […] der die hiesige Meisterey erkaufte Nachrichter […] aus Gotha […] zum hiesigen Bürger, weil er sich künftighin auch hier aufhalten würde, auf- und angenommen […], 1837 Verkauf der Meisterei (Abdeckerei) vor dem Riedtor an A. Monnier22

Pierre Louis Alexander Monnier, Bürgeraufnahme 9.3.1831, * 27.9.1805 Friedrichsdorf bey Homburg vor der Höhe, Weisgerber-Meister allhier, bisher unverheirathet, Vater H[err] Pierre Philippe Monnier, Doct[or] Medicinae in Friedrichsdorf, ∞ Neue Kirche 23.4.1833 Regine Wilhelmine, geborne Frech, bisher unverheirathet, 4tes und jüngstes Kind von Weyl. Johann Christoph Frech, Tuchmacher-Meister allhier, sie * 2.9.1803 (Vormittags 9 Uhr), ~ 4.9.1803, Tod nicht zu ermitteln, Wegzug (?), letzte Geburt Kind in Arnstadt 11.5.1843, Meistereibesitzer, S II e 468, 1837 Kauf der Meisterei vor dem Riedtor von Johann Samuel Frischmuth, 1852 Verkauf der Meisterei (Abdeckerei) und Kavillereigerechtigkeit an die Stadt.23 Im gleichen Jahr kam es zur Ablösung des Meistereizwangs: „daß … die auf dem Meistereigrundstücke des bisherigen Besitzers Monnier haftende Meisterei- und Cavillereigerechtigkeit über die zum Arnstädter Bezirke gehörigen Städte, Ortschaften und Höfe u.s.w. mit allen Rechten und Verbindlichkeiten, so wie sie dem Monnier zugestanden hat, nachdem diese Gerechtigkeit für die Gemeinde Arnstadt erworben worden ist, behufs ihrer Uebergabe an die letztere von dem bisher mit ihr verbundenen Grundstücke abgetrennt und auf das von der Gemeinde Arnstadt hierzu ausersehenen Gemeindegrundstück in der Nähe des unteren Dornheimer Hölzchens, „das neue Gericht“ genannt, gelegt werden, auch die Gemeinde Arnstadt befugt sein soll, auf diesem Grundstücke das Meisterei- und Cavillerei-Geschäft betreiben zu lassen.“ (Bestand Gemeinde Rockhausen Nr. 96).

Zwischen der Stadt Arnstadt und der Gemeinde Kettmannshausen wurde am 23. Oktober 1852 folgender Vertrag abgeschlossen: „Es verkauft die Stadt Arnstadt die ihr über die Ortschaft Kettmannshausen zu stehende Wasen- Meisterei- und Kavillereigerechtigkeit mit allen Rechten und Verbindlichkeiten, so wie sie bisher ausgeübt worden ist … an die Gemeinde“. Die Kaufsumme betrug 30 Taler und die Übergabe der Meistereigerechtigkeit erfolgte am 1. November des Jahres. (Bestand Gemeinde Kettmannshausen Nr. 135)

Die Wohn- und Arbeitsstätte der Scharfrichter und Gehilfen wurde als Meisterei bezeichnet.Emil Baumberg schrieb in seinem Büchlein „Alt Arnstadt. Eine Wanderung durch die Stadt vor siebzig Jahren“:

„Wir sind bei der Günthersmühle angelangt, zwischen der und dem Concordiagarten in östlicher über den überbrückten Mühlgraben, von Gartenmauern rechts und links umgrenzt, der Weg nach der Meisterei24 der früheren Scharfrichterwohnung, führt. Dieser Weg ist im Sommer wegen des sich aus den in der Meisterei zum Trocknen aufgehängten Thierhäuten entwickelnden bestialischen Geruchs kaum zu passiren und wird deshalb von Allen, die nicht unbedingt vorüber müssen, gemieden.25

2. Hinrichtungen in Arnstadt vom 16. bis 19. Jahrhundert (Auswahl)

Johann Christoph Olearius vermerkte zahlreiche Kriminalfälle und Hinrichtungen in seinem Buch „Historia Arnstadiensis. Historie der alt-berühmten Schwartzburgischen Residencz Arnstadt.“ (Arnstadt 1701), auch mehrereHexenverbrennungen werden erwähnt.

17.6.1525: „es wurden alsofort neun Auffwiegler und Räthleins-Führer [welche an statt des Fähnleins ein Pflug=Rath nach der rebellischen Bauren Exempel führeten und davon den Nahmen hatten] auff öffentlichen Marckte ohnen alle Gnade und Entschuldigung geköpffet/ 44. in Thurm gestecket/ welche nach etlichen Wochen/ gegebener Geld=Straffe/ und vielen Versprechen/ gehorsam zu seyn/ wieder loß kamen. (Olearius, S. 276 f.)

Im Verlauf des Bauernkriegs Hinrichtung von „9 arm Menschen“ auf dem Marktplatz (Jacoff Scherff, Hans Heile der Byhm von Marlizhausen, der smid vf der pfuzen, der mecheltmann, her Apels Keiner, Heintz Holbock, Heintz Keyser, Mertten Molnhelm, Lenhardt Kerssener oder Korßner). Als Lohn erhielt Scharfrichter Hans von Jhene 28 Schock an 20 Gulden. Am 2. August nochmals Enthauptung von fünf aufständischen Bauern (Adam Metzold, Günther Raßmann aus Hettstedt, Kunz Richter aus Langewiesen, Schneider aus Hammersfeld, Melchior Mahnen).26

23.2.1583: „wurden allhier zwey falsche Müntzer/ Ventur Francke und Claus Francke / Gebrüdere/ verbrant/ zugleich auch zwey ausgestäupet.“ (Olearius, S. 307)

Stadtknecht Jobst/Just Hörcher, Bürgeraufnahme 22.10.1589, NB. Jst Zum Schelmen vnd Diebe vnd gehenckt worden.27

16.2.1590: „wurde ein Schuster Val. Winter von J. P. seinem Gaste in seinem eigenen Hause Abends 9. Uhr erstochen/ da er 66. Jahr alt war/ darauff der Mörder den 25. Febr. auff dem Marckte geköpfft worden/ zugleich auch A. S. wegen seines vielfältigen Meineydes auff dem Siechhofe enthauptet.“ (Olearius, S. 311)

14.12.1591: „hat sich Balthasar Fischer ein diebischer Bothe von Salfeld mit einem Messer im Gefängniß unterm Rathhause ermordet/ welcher den Tag drauf unterm Galgen verbrant worden.“ (Olearius, S. 312)

21.6.1592: „wurde Casp. Sittich von Geusenheim bey Schleusingen gelegen bürtig/ allhier auffm Siechhofe geköpfet/ weil er falsche Münze gemachet; damahls auch Catharina/ Claus Vollmanns Tochter von Karsbach bey Winsburg gelegen/ unter dem Wehre an dem Herrschafftlichen Garten in einem Sacke ersäuffet/ weil sie ihre zwey vorige Männer ertsochen/ und mit genannten Sittichen ins 7. Jahr unehlich gelebet hatte. Beyde wurden hernach auff dem Siechhoff begraben.“ (Olearius, S. 313 f.)

13.6.1597: „ermordete eine Stiefmutter B. R. ihre Tochter von 4. Jahren/ darauff sie den 30. Aug. enthauptet wurde. (Olearius, S. 315); Barbara Rost, Bürgeraufnahme 13.6.1595, Jungfraw, von Harhausen, 14.6.1597 Hammel töffeln ein Meidgen begraben seines Altters 4 Jahr, die Stiefmutter Barbara Rosts von Harhausen hatts vmbbracht vndt ist den 30 Augusti mit den schwert gericht worden […] (Sterbebuch, S. 157)28

30.1.1607: „ist H. L. wegen der Blutschande/ so er mit seines Eheweibes leiblichen Mutter geübet/ für dem Siechhoffe mit dem Schwerd gerichtet worden/ und auff Befehl der Gnädigen Herschafft auff den Gottes=Acker mit denen Schülern und Gesang: Mit Fried und Freud ich fahr … biß ans Thor begleitet worden.“ (Olearius, S. 319 f.)

Thomas Albrecht, Bürgeraufnahme 16.4.1585, von Nornbergk, ∞ Barfüßerkirche 27.10.1583 Wendelina, Claus Bothen tochter, (1611) hatt vff Mittwoch den 19 Iuny vmb 6 vhr vfn abent, seine Hausfraw […] mitt einem brottmeßer erstochen, vnd ist die nacht gein Holtzhausen kommen Aldar er 10 tage im Thürm geseßen, vnd […] freitags nach Johannis Baptiste den 28. Iuny von Holtzhausen hieher gefurtt worden, Freitags 21. Iuny vfn abent do es acht geschlagen, Jstt sie durch 6 Menner, do man die Bierglocke geleutt ohne schuller vfn Gottesacker getragen vnd begraben worden, Er aber ist den freitags nach Mariae Heimsuchung [5.7.1611] mitt dem schwert gerichtt, vnd vfn Gottesacker begraben worden […] (Sterbebuch, S. 420)29;[A.C.1611]den 26. Jun. ist Wendelin Boten/ von ihrem Ehemanne Thomas Albrechten Abends um 5.Uhr mit einem Brodtmesser in Meister Jacob Rörers des Becken Haußthüre in der kleinen Joh[annis] Gassen unter dem Marckte ermordet worden. Welche/ weil sie sehr truncken gewesen/ und sonsten kein gut Zeugniß und Nahmen gehabt/ ohne Ceremonien Abends 8. Uhr begraben/ der Thäter aber nachts 11.Uhr zu Holtzhausen gefangen worden/ und bald drauff mit dem Schwerdt den 5. Jul. vor dem Siechhofe gerichtet worden/ wiewohl das Urtheil ihm den Sack zu erkant/ welche Straffe aus Gnaden geändert.(Olearius 1701, S. 323)

16.9.1614: „wurde Margaretha Schmidin eine ledige Dirne von Richheim/ für dem Siechhofe enthäuptet/ weil sie ihr unehlig Kind zu Rockhausen heimlich ermordet. War sonsten im Christenthum wohl unterrichtet.“ (Olearius, S. 327)

Freytages t. 27. January [1654] Jst Nicodemus Franck, des Burgk Voigts Erasmi Francken sohn, so bishero in seinen Lehrjahren bey den Buchtrucker H[errn] Peter Schmiten alhier geweßen tecollirt vnd mit den Schwert gerichtet worden, darumb das Er am Vergangenen Fest der H[eiligen] 3. Könige in der Truckerei fewer angeleget, welches […] ist wieder geleschet worden, Darauff Er Franck, Weil man ihn in Verwahrung vnd Verhafft genommen worden, Welcher bekant, das Er solches gethan, deswegen Er nach Vrthel vnd Recht seine Straffe bey den Sichhoffe empfangen, nach empfangener Straffe ist er vff den Kirchhoff bey der Stadt getragen vnd von 2 Predicanten, den H[errn] Cantore vnd einen […] Mitcollegen dahin begleitet worden […] (Sterbebuch, S. 442), Erasmus Franke, Gräffl[ich] Schwartzb[urgischer] Burgvoigt alhier, Ehefrau Martha Sophia, geb. von Reitzenstein, ▭ 25.3.1641, 38 Jahr, ∞ Wwer. Aufgebot 26.9.1641 Anna, Matthes Zeissings, Musici Zu Gotha Eheleibliche nachgelassene Tochter, er ▭ 20.4.1657, 67 Jahr 30; 8.1.1654: „wurde ein Feuer in Peter Schmids/ Buchdruckers Hause/ zum grossen Christofel genannt/ auffm Riethe angeleget/ welches auch nach des Thäters Willen in dem Stalle auffgieng. Der Thäter gieng auff den Berg vor der Stadt und freuete sich zu zusehen/ wurde aber ergriffen/ und den 27. Jan. vorm Lazareth/ weil er ein junger Mensch war/ geköpffet.“ (Olearius, S. 354 f.)

10.5.1660: „wurde ein neuer Galgen an dem Dornheimer Wege gerichtet/ und daran den 11. Maj. Hans Joachim/ von Königsberg bürtig aus Preussen/ daran gehencket. Bey Auffrichtung des Galgens hat sich was schmertzliches zugetragen/ indem Joh. Casp. Keul/ ein Knabe von 11. Jahren/ auch hinaus gehet und ohngefehr von einem tollen Hunde gebissen wird/ an welcher Wunde er den 29. ejusd. auch gestorben. Der Hund soll eine Hexe gewesen seyn.“ (Olearius, S. 356); Ein Schulknab Johan Caspar, 10. Jahr als des Rathsschencken, H[errn]Caspar Keils, so vor 3. Wochen von einen Rasenden Hund gebißen worden […], ▭ 31.5.1660 (Sterbebuch, S. 537, Olearius 1701, S. 356) 31

30.3.1669: „ist Catharina Klettbachin unter der Walckmühlen auff den Rasen verbrandt worden.“ (Olearius, S. 360); Gerge Schnitzhut, Bürgeraufnahme 29.12.1645, von Gotha, […] hatt alhier in der mühle gearbeitet, hernach aber Zu Gotha gearbeitet … hatt R[e]l[icta] Nicol Berkmans geheyrahtet […], ledig gesell, Caspar Schnitzhuts, Bürgers vndt Müllers Zu Gotha nachgelassener Sohn, ∞ 18.1.1646 Catharina, Nicol Bergkmans, Bürgers alhier wittibe32; 30.3.1669: „die als Hexe bezichtigte Maria Klettbach, Georg Schnitzhuts Weib, wird […] unter der Walkmühle, zwischen dem Wasser hinter der Walkmühle und dem Hammer auf dem Rasen verbrannt, weil sie sich in ihrem Garten vor dem Riedtor dem Teufel ergeben, Schande mit ihm getrieben und sonst viel Böses begangen[…]“33

6.4.1669: „Ein altes Weib von Dannheim, die Hirschköpfin genannt, stirbt in der Tortur.“ 34

25.5.1669: „ist eine Hexe von Rockhausen verbrannt und hernach den 8. Jun. noch eine vor dem Lazarett decolliret und auff dem Scheiderhaufen verbrand worden.“ (Olearius, S. 360, Witwe Elisabeth Keul u. Catharina Hettstedt35)

12.7.1669: „ist Barb. Elis. Futterschneiderin geköpfet und hernach verbrannt worden.“ (Olearius, S. 360); Nicolaus Schulz, Bürgeraufnahme 19.4.1646, von Newroda, […] hatt Gerge Schneiders tochter geheyrahtet […], Futterschneider, Ehefrau Catharina ▭ 29.7.1690, 53 Jahr 4 wochen undt 2 tage, er † 4.10.1694, abends Zwischen 4 undt 5 Vhr, ▭ 6.10.1694, 79 Jahr36; 12.7.1669: Barbara Catharina (Elisabeth), Nicol Schulze, Futterschneiders Weib, genannt die Futterschneiderin, wird wegen Hexerei vor dem Siechhof geköpft und anschließend verbrannt37

21.1.1673: „ist ein Mann von Günthersleben ausgestrichen worden/ welcher mit seiner Stieff=Mutter Ehebruch getrieben.“ (Olearius, S. 362)

4.4.1673: „ist Margaretha Justina Steinin [Claus Steinens/ Hoffmeisters auff der Eichenburg Tochter] vor dem Lazareth geköpffet worden/ weil sie ihr Kind in den Brunnen auf dem Eichfelde geworffen/ und hernach todt gefunden worden/ von der Wache von Espenfeld.“ (Olearius, S. 362 f.); ▭ 28.11.1672 Ein Vngetaufft Kindt welches auß dem Zie Brunn Vff den Euchfelte ist gelanget worden […] deß Hoffmeisters Clauß Steins Tochter ist an Jhren Fleisch, vndt blut Zur Mörderin worden, hatt vermeinet Jhre schande damit Zue Zue decken, aber der liebe Gott hatt solches offenbahret vndt an daß tages Licht kommen laßen […] (Sterbebuch, S. 703), 4.4.1673: […] ist wegen Jhres Kindes Mortadt mit dem schwert Von leben Zum Tode gebracht worden, in 16 Jahr Jhres Alters […] (Sterbebuch, S. 710), ~ 1.2.1657 Arnstadt38

3.8.1675: „ist Barbara von Stadt Jlmen mit dem Schwerdt vor dem Lazareth gerichtet worden/ weil sie ihr Kind umgebracht und es im hiesigen Gasthofe zum Schwane ins heimliche Gemach (Abort) geworffen. (Olearius, S. 363); „Barbara Catharina Langstedin Von stadt Jllmen Welche Jhr Kindt imgebracht und in Ein heimlich gemach im Schwan geworffen, mit dem Schwert Von leben Zum Tode gebracht worden“ (Sterbebuch, S. 733)

3. August 1677: „Barbara Wendeln Von Jngersleben ist wegen Hexerey nach Vrthel Vnd recht mit den Schwerdt Enthauptet, Vndt der Cörper Verbrandt Worden.“ (Sterbebuch, S. 750)

14. September 1677: „Maria Scheibeln Von Jngersleben Wegen Hexerey nach Vrthel Vnd recht mit dem Feuer Verbrandt worden.“ (Sterbebuch, S. 753)

30.4.1680: „Ein armer Sünder Hanß Geörg Möller d. schlößer, Welcher Wegen seiner Vbeldat willen mit den Schwerdt Vom leben Zum Tode gebracht worden“ (Sterbebuch, S. 789); Johann Georg Möller, Bürgeraufnahme 5.7.1666, ~ 27.3.1643, ledig gesell, Schlößer, Hanß Möllers, Bürgers vndt Schlößers alhier Ehleiblicher Sohn, ∞ Aufgebot 28.10.1666 Anna Sibilla, Valtin Blittermans, Jnwohners Zue Stockhausen Ehleibliche Tochter, Wwe. † 13.2.1700, abends umb 8 Vhr, 62 Jahr 6 Monat, ▭ 15.2.1700 39

Wolffgang ChristophBieler, Bürgeraufnahme 19.9.1645, ~ 1.10.1623, ledig gesell, Schneider, Christoph Bühlers, Bürgers vndt Schneiders alhier nachgelassener Sohn, ∞ Aufgebot 18.1.1646 Catharina, Hansen Heiders, Bürgers vndt Fuhrmans alhier nachgelassene Tochter, sie ▭ 22.5.1680, 56 Jahr, ∞ Wwer. Aufgebot 12.6.1681 Margaretha, Hans Kramers, inwohners in Großen Hetsted witbe, sie † 26.11.1695, […] wegen Hexerey, bey denen Hexenseulen geköpfet undt der Cörper hernach daselbsten eingescharret worden[…], er † 29.8.1701, morgens halweg 6 Uhr, ▭ 30.8.170140

21.4.1682: „wurde eine Magd vor dem Lazarethe geköpffet/ welche ihr Hurkind in einer Wasser=Kanne ersticket und solches ins Holz bey Reinsfeld geworffen hatte.“ (Olearius, S. 365)

8.6.1686: „ist Peter Lincken seine Tochter von Sültzenbrücken mit ihrem Stieff=Sohne gerichtet worden/ welche Ehebruch mit einander begangen/ sonst von Haarhausen.“ (Olearius, S. 167)

15.7.1686: Ein Armer Sünder, Nahmens Görge Wenigerkind, Gräfl[icher] Kutscher, welcher im hiesigen Forwerge vor dem Kutschstall d[en] 30 May in der nacht ümb 1. Vhr seinen neben Kutscher mit einer Stall-Krücke durch etliche Schläge uf dem Häupt dermaßen verwundet daß er des folgenden Montags nachmittage ümb 2 Vhr todes verblichen, uff dem Marckte nach Urthel undt recht mit dem Schwerd ist hingerichtet worden, wurde bald drauff durch 4 Personen nach dem Gottesacker nechst am Erffurtischen thore getragen, woselbst Er auch begraben liget, war von Großbrüchtern bürtig, und uff 32 Jahr alt.(Sterbebuch, S. 861), A.C.1686. den 30 Maj. in der Trinitatis-Nacht nach 12. Uhr ist Hans Melchior Ludwig/ ein Gräfl[icher] Kutscher/ von seinem Cammeraden George Wenigerkinden/ von Großbrüchtern bürtig erschlagen worden/ welcher hernach den 15. Jul. auf dem Marckte gerichtet wurde. (Olearius 1701, S. 367) 41VeronicaLudwig, Bürgeraufnahme 10.11. 1687, Demnach sowohl von Gnädiger Herrschafft, alß auch Hochlöbl[icher] Regierung vor Veronica Ludwigs, Hanß Melchior Ludwigs Wittbe, alß eine arme und miserable Persohn deren Mann unschuldig todtgeschlagen worden, einige Vorbitte eingeleget, daß sie alß Bürgerin möchte auffgenommen und wegen des Bürgergeldts ein Christlicher Erlaß geschehen möchte. Alß hat der Rath in unterthänig Respect gn[ä]d[iger] Herrschafft und in betracht dieser armen Wittbe ellenden Zustande […] nicht mehr alß 1 ½ thlr in die Cammerey, nebst denen gewöhnl[ichen] Rahtsgebührn von ihr genommen, daß übrige aber erlaßen., er Gräfl[icher] Kutscher, ▭ 2.6.1686, 42 Jahr, Dieser mann ist von Seinem Mitt Kutscher, Görge Wenigerkind, in dem Gräffl[ichen] Forwergsthore allhier mit einer starcken Krücke in der Trinitatis nacht, nach 12 Vhr auf dem Haupt undt Hirnschädel also Zerschlagen worden, daß Er nachmittage montags den 31. May ümb 2 Vhr todes verblichen […]., ∞ Wwe. Barfüßerkirche 3.2.1695 Hanß Krug, Witber, Bürger alhier, sie ▭ 29.5.1718, 70 Jahr 1 Monat42

6.12.1687: „wurde Christian Göritz von Rockhausen wegen Ehebruchs auffm Marckte decolliret.“ (Olearius, S. 368)

20.1.1690: „ist Anna Maria Barbara Krausin wegen Diebstahls gehencket/Abends 6. Uhr wieder abgenommen und drauff nach Jena in Herrn D. Wedels Anatomie gebracht worden.“ (Olearius, S. 369)

3.9.1690: „ist Catharina Hojern von Witzleben/ eine Hure und Kindermörderin vorm Längwitzer Thor geköpffet worden.“ (Olearius, S. 369)

16.7.1691: „Ein Weib Von Rockhausen, Susanna Hornin, so wegen Zauberey nach urtel undt Recht lebendig Verbrandt worden.“ (Sterbebuch, S. 920)

17.10.1691: „Eine Adliche Weibs Person, Anna Elisabetha Von Marschalck, so wegen infanti cidii (Kindstötung) nach Urthel undt recht mit dem Schwert hingerichtet worden, die Justification undt Gerichts Session wurde im Schloßgarten des morgens Zwischen 7 vndt 8. Vhr Verrichtet.“ (Sterbebuch, S. 923)

26.3.1692: „Zwey Maleficanten wegen Hetzerey, alß Margaretha Schmiedeknechtin undt Anna Neubauerin nach urthel undt Recht mit dem Schwert gerichtet undt hernach auf den Scheider hauffen verbrand“ (Sterbebuch, S. 932); Lorenz Schmiedeknecht, Bürgeraufnahme 14.7.1651, ~ 5.7.1627, Leineweber, Christoph Schmiteknechts, Hutmans alhier eheleiblicher Sohn, ∞ Aufgebot 21.9.1651 Margaretha, Caspar Möllers, Bürgers vnd Leinewebers in Ordruff nachgelaßene Tochter43

JeremiasGöttling, Bürgeraufnahme 22.11.1688, Barchend und Leinweber, von Jchtershausen, Meister, ledig gesell, Mstr. Lorenz Göttlings, Einwohners undt Leinwebers Zu Jchtershausen Eheleiblicher Sohn, ∞ 25.11.1688 Elisabetha Catharina, Mstr. Balthasar Trotten, Bürgers, Zeugmachers undt Leinwebers alhier Witbe, 20.9.1695: […] wegen Hexerey lebendig verbrandt worden[…] (Sterbebuch, S. 1002), er ▭ 10.3.1696, 32 Jahr 6 Monat44

10.9.1696: „ist ein Weib von Dornheim/ wegen beschuldigter Hexerey nach der Tortur, im Gefängniß todt gefunden worden.“ (Olearius, S. 377)

20.9.1696: „Ein weib Von dorn heim, Barbara Elisabetha Moring, so wegen Hexerey torqviret (verdrehen) worden, nach der tortur aber den 19 ejusdem im gefengnüß des Morgens tod gefunden worden, ohne Klang undt gesang abends in der demmerung uf den Gottes Acker, hinten wo das Beinhauß gestanden, begraben worden.“ (Sterbebuch, S. 1021)

Albertus Nehrlich, Bürgeraufnahme 29.10.1664, von Rudischleben, Tagelöhner, Fuhrmann, ledig gesel, Gregory Nehrlichs, Jnwohners Zu Rudisleben eheleiblicher Sohn, ∞ Aufgebot 6.11.1664 Sabina Catharina, Matthes Möllers, Bürgers alhier eheleibliche Tochter, ∞ 2.11.1664 Rudisleben, er † 6.5.1696, nachmittage ümb 2 Vhr, 53 Jahr 6 Monat undt 5 Tage, ▭ 8.5.1696, Wwe. * 28.10.1638, 25.9.1696: […] wegen Hexerey enthauptet undt hernach der Cörper verbrand worden […] (Sterbebuch, S. 1021) 45

7.10.1698: „wurde Andr. Höpfner von Espenfeld/ wegen Ehebruchs vorm Längwitzer Thore decolliret.“ (Olearius, S. 378)

12.12.1698: „ist Hans Erhardt Schön/ ein Meurer aus Erffurt bürtig/ wegen vielfältigen Diebstahls gehencket und hernach im Lazareth von Hn. D. Sommern anatomiret worden.“ (Olearius, S. 378); „ein Mann, Hans Erhard Schön, seines Handwergs ein Maurer, Zu Erffurt wohnhafft, wegen Tieberey nach Urthel undt recht mit dem Strange hingerichtet worden, Er wurde an den Galgen an dem Elxleber Wege gehangen.“ (Sterbebuch, S. 1067)

9.6.1713: „Jst der Arme Sünder Jacob Klinghammer von Gerbitzhausen, So die Kirche Zu Roda bestohlen, auf den Markte enthauptet worden.“ (Sterbebuch, S. 184)

„d. 19. Jan. (1779) vormittags 9. Uhr ist ein Maleficant, weyl. Johann Christian Remus, gewesener mitnachbarlicher Einwohner in dem zum Hochfürstl. Schwarzburg=Arnstädtischen Landes=Antheil gehörigen Amtsdorfe, Hausen, ein Ehemann und Hirtens Sohn, vormalen im Marktflecken Tannenroda gebohren und anjetzt 24. Jahr alt, [welcher in dem zwischen vorgenannten Dorfe, Hausen, und Stadt Jlm gelegenen sogenannten Diebsthale im Monat Juny 1778. mit seinem Mord=Consorten, nahmentl. Adam Christoph Trautmann, der als Jnquisit am 21ten 7bris 1778. im Gefängnis alhier, … Tod gefunden und hernach, seines verübten Verbrechens wegen, durch des Nachrichters Knecht auf den Schind=Anger begraben worden, einen Juden meuchelmörderischer Weise angefallen, jämmerlich um sein Leben gebracht und ausgeplündert hatte,] nach eingehohlten Urthel und Recht und respective Hoch=Fürstl. gnädiger Milderung auf dem Marckte alhier durch das Schwerd vom Leben zum Tode gebracht, hernach deßen Cörper und Kopf auf des Schinders Karn geladen, zu den – von den lengwitzer Thore am Elxleber Wege gelegenen neuaufgerichteten und bestätigten Hochgerichte gefahren und daselbst zur gerechten Strafe, jeden frechen Sünder aber zur wahren, busfertigen und Gott wohlgefälligen Sinnes Aenderung, der Cörper auf das Rad geflochten und der Kopf auf den Pfahl gestecket worden.“46

Im Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt ist eine 371 Blätter umfassende Fallakte überliefert. Eine Auswertung steht noch aus. Darin befindet sich u.a. folgendes „Attestat“ des Fürstlichen Amtes Arnstadt vom 13. Februar 1779: „Auf ziemendes Ansuchen des Scharfrichters Joh. Gottlob Dörings zu Erfurth, wird demselben andurch wahrheitsgemäß bezeuget, daß er, die ihm allhier übertragene Exekution des Schwerds an dem Straasen Räuber Johann Christian Remus, unterm 19 Januar dieses Jahres, wie sich gebühret, seines Ortes vollbracht und das Haupt des armen Sünders mit einem Hieb, ohne daß derselbe die geringste widerwärtige Bewegung gemacht, abgeschlagen – den anscheinenden Fehler aber, daß die Haut des Halses nicht ganz durchgehauen gewesen, sondern solche erst vollends, da der Cörper bereits auf der Erde gelegen, mit dem Schwerd durchschnitten werden müßen, nicht so wohl er selbst, als vielmehr nur derjenige begangen hat, welcher das Haupt beim Haarschopf gehalten, aber mit solchem den armen Sünder zu schnell vom Stuhle auf die Seite darnieder- und solchergestalt den Hals dem Schwerde zu früh entzogen hat, daß solches nicht vollkommen durch reichen können.“ 47 Am Tag der Hinrichtung hatte Döring das Wort mit Erlaubnis des Landrichters vor dem Hochnotpeinlichen Halsgericht ergriffen: „so will ich um ein sicher Geleit gebethen haben, im Fall es mir wieder Verhoffen mißlingen sollte daß sich Niemand an mir oder den Meinigen vergreifen mag.“ Der Landrichter antwortete hierauf: „Jm Namen des Durchlauchtigsten Fürstens und Herrn … Christian Günthers …wird dem Nachrichter ein frey sicher Geleit gegeben, dergestalt, und also, da es über Verhoffen ihme oder den Seinigen an Vollstreckung des Urthels mißlingen sollte, daß sich Niemand an ihm oder denen Seinigen vergreifen, sondern ihn so gut als er zur Gerichtssatt gehet, wieder heim gehen laßen solle, bey leib- und lebens Strafe. Nach diesem führte der Nachrichter den armen Sünder … zum Gerichts-Platze.“ Der Landrichter hob daraufhin das Halsgericht auf. „Hierauf stand der Landrichter, Amts Commissarius und Schöppen auf, lehnten die Stühle an den Tisch der arme Sünder wurde zur Föhmstadt gebracht, welchen Richter und Schöppen nebst dem Amts Commissario und Fiscal in den grosen Creis folgten, worauf denn der arme Sünder sich ganz getrost auf den Stuhl setzte und zwar mit dem ersten Hieb vom Leben zu Tode gebracht, der Kopf aber noch mit einem kleinen Hiebe vollends vom Cörper getrennet wurde. Nach der Exekution fragte der Nachrichter: Herr Richter habe ich recht gerichtet? Der Landrichter August Friedrich Schoenewek antwortete, Ihr habt das Urthel exequiret!“48

Das man den Erfurter Scharfrichter beauftragte hatte, könnte damit zusammenhängen, daß der Arnstädter Scharfrichter Andreas Christoph Kritzler bereits 1772 verstorben und sein Nachfolger Sohn Johann Christian Wilhelm Kritzler 1779 erst 22 Jahre alt war und vermutlich noch wenig Erfahrung hatte.

Am Tag vor der Hinrichtung, den 18. Januar 1779 kam es „zur Aufstellung des nothforderlichen neuen Hochgerichts, an dem … dazu angewiesenen Orte, aufm Rasenflecke, linker Hand, wo der Weg nach Elxleben, in der so genannten Oberdunk, von dem nach Dornheim gehenden Wege durchschnitten wird, und wo vor diesem bereits ein abgefaulter Galgen gestanden … auch der bishero von den Handwerksleuten zubereitete Pflock zum Rade, nebst dem Rade selbst, durch die Herrschaftl. hiesige Bau-Pferde, in locum … sammt übriger Geräthschaft unter Anweisung des hiesigen Aufsehers beim Herrschaft. Bauwesen, des Hofzimmermanns und Rathsbauherrn Rauchs, dahin angefahren …“ (wie Anm. 48, Bl. 340)

21.9.1778: „d. 21.7br:, frühe zwischen 8. und 9. Uhr ist eine Ehemann, Adam Christoph Trautmann, mitnachbarl. Einwohner in Gerbitzhausen, bürtig aus dem Dorfe Wüllersleben, ein dermahliger Delinquente wegen eines – ohnweit den Schwarzburg-Arnstädt. Amtsdorfe, Hausen, von ihm mit erschlagenen Judens, in dem Gefängnis auf dem Lengwitzer-Thor-Thurme in seinem 39ten Lebens-Jahre plötzlich gestorben und todt gefunden worden, auf hochobrigkeitlichen Befehl, in der Nacht vom 21.7br: zum 22.ten 7br: d. J. allda vom Meisterknecht ahgehohlet, auf den Schindanger gebracht und daselbst eingescharret worden.“49

„…den 4ten October 1811 ist der zeithero allhier inhaftirt gewesene Maleficante Johann August Taubert, ein Zimmermann aus Dosdorf, welcher den 20ten Septbr: 1810. sein armes junges Weib, Dorotheen Elisabethen geb. Lichtin, eine Tochter des Jnwohners Friedrich Lichts zu Doßdorf vergiftete, indem er für 3 gl. Rattengift in eine Kartoffel-Suppe schüttete, (welchen er in Rudisleben von einem Kammerjäger gekauft hatte,) nach deren Genuß sie die schrecklichsten Leiden und Schmerzen empfand, und des andern Tages Nachmittags 4 Uhr starb, nach eingehohlten Urtheil und Rechte und resp: gnädigster Milderung auf allhiesigen Markte zu seiner wohlverdienten, gerechten Strafe decollirt, hernach dessen Körper auf das am Elxleber Wege befindliche Hochgerichte stehende Rad geflochten und der Kopf auf den Pfahl gesteckt worden. Alter 25 Jahr“50

Da der Arnstädter Scharfrichter Johann Christian Wilhelm Kritzler während seiner Dienstzeit noch keine Enthauptung durchgeführt hatte – die letzte Hinrichtung in Arnstadt fand mit der Enthauptung des Raubmörders Remus aus Hausen am 19. Januar 1779, also 32 Jahre zuvor, statt-, erklärte sich der Scharfrichter Johann Friedrich Kratzmüller aus Weißensee bereit, Taubert zu enthaupten. Freitag, der 4. Oktober 1811 wurde als Termin für die Hinrichtung bestimmt. Die Exekution sollte auf dem Marktplatz stattfinden, das Radflechten aber auf der Fehmstätte (Richtstatt, Gerichtsplatz) des sogenannten neuen Gerichts am Elxlebener Weg.51

Eine öffentliche Hinrichtung war ein seltenes, aber auch „tragisches Schaupiel“. Der Arnstädter Chronist Hatham schrieb, daß „sich zu dieser Decollation52 aus der Nähe und Ferne so viele Fremde als Zuschauer eingefunden, daß auf dem Markte sogar die Dächer der Häuser abgedeckt werden mußten, um den Schaulustigen Plätze zu bereiten.“53

Für die Bewirtung der Menschenströme waren in der Stadt waren 380 Eimer54 Bier, also über 27000 Liter vorrätig, „sämtlich trinckbar und gut“.

Um während der Exekution für Ordnung und Sicherheit zu sorgen, beorderte man 155 Mann vom Fürstlichen Militär und 342 Mann der Stadt- und Landmiliz nach Arnstadt. Diese mußten die Hauptwache, das Schloß, die 4 Stadttore und das Prinzenpalais bewachen, die Gerichtspersonen und den Inquisiten abholen, Rathauswachen stellen und patroullieren. Die übriggebliebenen Truppen formierten den kleinen Kreis um das Hochnotpeinliche Halsgericht55 und die übriggebliebene Mannschaft der Stadt- und Landmiliz den großen Kreis um den Gerichtsplatz. Am Tage der Hinrichtung mußten um 8 Uhr alle Stadttore und das Fischtor geschlossen werden. Niemand durfte mehr hereingelassen werden. Auch ausreichend Sand zum Auffangen des Blutes mußte auf den Richtplatz gebracht werden.

Die Stadtvierleute, als Vertreter der Bürgerschaft aus den vier Stadtvierteln baten den Stadtrat, die Fürstliche Regierung zu fragen, die Hinrichtung nicht wie üblich auf dem Marktplatz stattfinden zu lassen, sondern an einem Ort außerhalb der Stadt, weil bei „Vollstreckung des Urtels eine ungeheure Menge von Menschen auf einem engen Punkte zusammendrängten und dadurch mancherley Unglück zu besorgen stehe, andern Theils aber ein solcher actus an dem Orte, wo Selbiger vollzogen worden, lange Zeit einen höchst widrigen Eindruck zurücklasse und insbesondere Aberglauben und Furcht unter den Kindern verbreite“.56 Das Gesuch wurde abgelehnt.

Im Sonntagsgottesdienst vor der Hinrichtung sollte die christliche Gemeinde Taubert „in ihr andächtiges Gebet mit einschließen und Gott herzlich bitten, daß er nach seiner unermeßlichen Barmherzigkeit den zu seinem Ende durch die Diener des göttlichen Worts bisher zubereiteten Delinquenten der Vergebung seiner großen Mißethat und aller seiner Sünden kräftig versichern ihn zu Gnaden annehmen, und sein schreckliches Schicksal bei allen rohen und heuchlerischen Seelen zu ihrer baldigen und gründlichen Bekehrung und zur Vermeidung eines lasterhaften und ungöttlichen Wesens einen tiefen und bleibenden Einrdruck machen laßen möge“.

Die Obermeister des Arnstädter Handwerks wurden mit der Herstellung aller zur Hinrichtung nötigen Gerätschaften beauftragt, und zwar die Zimmerleute mit Pfahl und Rad, worauf der Körper zu flechten war, die Schmiede mit Hammer, Nägeln und Ketten, die Seiler mit Seilen und Stricken, die Wagner mit Leitern und die Tischler mit dem Richtstuhl mit kurzer Lehne.

Die Hinrichtung folgte einem vorgeschriebenen Prozedere. Mit der Ratsklängel wurde 8 Uhr Morgens zum ersten Mal geläutet und damit das hochnotpeinliche Halsgericht angekündigt. Zum zweiten Mal wurde halb 9 Uhr geläutet, damit die Geistlichen samt Kurrendeschülern sich bei der Frohnveste zur Abholung des Delinquenten einfanden und durch eine Eskorte zum Richtplatz begleitet werden sollten. Zu gleicher Zeit wurden die Gerichtspersonen, u.a. Ankläger, Landrichter und 4 Gerichtsschöppen in einen kleinen Kreis auf den Markt eskortiert, wohin der Amtsdiener die Akten, das Schwert, den eisernen Gerichtshandschuh und das weiße Stäbchen57 vorantrug und vor des Landrichters Stelle auf den Tisch legte. Zum dritten Mal wurde ¾ 9 Uhr geläutet bis der arme Sünder in den Kreis des Gerichts einging, wo das Läuten aufhörte. Beim Halsgericht traten die den Delinquenten begleitenden Geistlichen im Kreis seitwärts, oder gingen mit den Schülern durch in den größeren Kreis. Wenn darauf der Delinquent aus dem kleineren Kreis in den größern geführt wurde, begleiteten ihn die Geistlichen wieder, lassen denselben nach Gelegenheit ein- oder zweimal in der Rundung herum gehen bis zum Richtstuhl. Sollte der zum Tode Verurteilte ohnmächtig werden, hatte der Amtsdiener „etwas zu riechen zu geben“.

Nach geschehenem Schwertstreich wurden die Geistlichen durch 2 bis 3 Mann Eskorte bedeckt und durch das Volk bis in ein selbst gewähltes Haus zur Sicherheit gebracht. Der kleine Kreis blieb so lange geschlossen bis der Gerichtstisch mit Stühlen und übrigen Gerätschaften in Sicherheit und weg gebracht wurde und schloß sich dann an den größeren Kreis an. Nach der Enthauptung blieb der Körper noch ¼ Stunde liegen und wurde um denselben, den Scharfrichter und seinen Gehilfen ein kleiner Kreis bis zur Abholung des Hingerichteten geschlossen, da hingegen der größere Kreis zur Deckung der Fehmstätte und dortiger Radflechtung des Missetäters abkommandiert wurde. Die Kosten der letzten öffentlichen Hinrichtung in Arnstadt beliefen sich auf rund 116 Reichstaler.

(Augenzeugenbericht) Lebenserinnerungen der Rosalie Hübner, geb. Richter:

„Eines aufregenden Tages erinnre ich mich noch aus meiner Kindheit. Ein Giftmörder sollte hingerichtet werden, es war dies seit vielen Jahren das erste Mal wieder in Arnstadt. In unsrer Familie war die Sache nicht viel erwähnt worden, aber schon den Abend vorher kam unser Mädchen mir der Nachricht nach Hause, daß eine Menge fremder Menschen zum Thore hereinströmten. Den andern Morgen war es noch viel schlimmer, auch an unsrer stillen Wohnung wogten die Menschen vorüber. Sogar mein Onkel aus Waltershausen kam unverhofft angefahren. Nun kamen auch meine Eltern auf die Idee mich kleines Mädchen das entsetzliche Schauspiel mit ansehen zu lassen. Ich wurde durch das Dienstmädchen zu meinem Onkel August geschickt, der auf dem Markte wohnte, dem Hause gegenüber war das Schaffot aufgeschlagen, mir wurde es unterwegs schon ganz Angst, durch die dichte Menschenmenge zu dringen. Kopf an Kopf standen sie. Ich bat das Mädchen vergebens, doch wieder umzukehren. Das Schaffot, ein großes Gerüst war mit schwarzem Tuch behangen. Das Armesünderglöckchen höre ich noch heute läuten. Der Delinquent58 sah im Gesicht womöglich noch weißer aus, als sein Anzug, der mit schwarzen Schleifen besetzt war. Mein Onkel, der Consistorialasseßor Kehl ging an seiner Seite, u. soll ihm tröstende Worte gesagt haben. Mein Onkel August, als Stadtsyndikus brach ein weißes Stäbchen entzwei, wohl über seinem Kopfe. Als es an das Köpfen durch das Schwerd ging, schwanden mir die Sinne. Es war ein Glück, daß ich von hinten gehalten wurde, sonst wäre ich ein Stück hoch auf die Straße gefallen.- Unser Arzt hatte mit der Uhr in der Hand daneben gestanden. Der Scharfrichter hatte ihm den abgefallenen Kopf gleich reichen müssen, damit der Arzt an den Augen sehen könne, wie lange die Besinnung wohl noch daure. Nicht weit davon hatten Frauen mit warmen Töpfen gestanden, worin sie das Blut des Gerichteten auffingen, um es ihren in der Nähe harrenden, mit der Epilepsie behafteten Kindern zu trinken zu geben. Diese wurden dann ein paar Stunden ohne Ruh und Rast herumgejagt, und sollten dadurch ihre traurige Krankheit verlieren.“59

Sonstige Fälle:

11.2.1590: „stürzte sich H. B. ein Tuchmacher in der grossen Rosen=Gasse aus dem dritten Geschoß seines Hauses herab auff das Pflaster (daß er gleich todt blieben/ darauff ihn der Schinder auffm Karren geholtet und vor das Längwitzer=Thor bey die Gera verscharret hat. Er lebte mit seinem Weibe in Uneinigkeit und Verdacht/ daß sie eine Ehebrecherin were.“ (Olearius, S. 311)

3.5.1597: „ist Catharina Saurin von Siegelbach im Gefängniß allhier auffm Schlosse gestorben/ nachdem sie vorhero zum Prediger gesagt: Sie wolte auff ihren Buhlen und Unglauben sterben. Das Vater Unser hat sie zwar einmahl nach gebetet/ doch aber bey ferner Zurede geantwortet/ sie wolte auff den Schind=Anger/ were auff Bonifacius getaufft/ der Teuffel sässe in ihren Hertzen/ der gebe ihr solche Reden ein/ wüntschte/ daß der Schinder käme und schnitte ihr das Hertz aus dem Leibe/ damit sie solcher Marter loß würde/ bald darauff ist sie mit Zittern und Beben hingefahren. Da sich denn eine grosse Ratte sehen lassen/ welche mit dem Weibe ins Gefängniß kommen war.“ (Olearius, S. 315)

8.12.1619: „wurde M. B. als eine Geschwängerte ans Halßeisen gestellet/ und von dar ausgepauckt und verwiesen.“ (Olearius, S. 334)

12. Trinitatis-Sonntag 1625: „hat H. M. ein Bürger sich selbst die Gurgel abgeschnitten/ welcher von Arnstadt am Wege bey dem Arnsberge gefunden und bey dem Fischgalgen vom Feldmeister Abends begraben worden.“ (Olearius, S. 342)

18.12.1620: „zur Nacht hat sich der Gefangene H. T. ein Jahrkoch in der Thorstube mit einem zerbrochenen Messer die Gurgel abgeschnitten/ welcher drauff unter den Galgen an der Erffurtischen Strasse begraben worden.“ (Olearius, S. 335)

HansWeise, Bürgeraufnahme 16.7.1667, Thorwärter vfm schloße, Ehefrau Anna ▭ 22.2.1658, 29 Jahr, […] in Kindesnöthen mit den Kind tod blieben[…], ∞ Wwer. 2.10.1659 Anna, Valten Walschlebens Zu Rudisleben nachgelaßene Tochter, sie ▭ 23.10.1662, 32 Jahr, ∞ Wwer. 5.10.1663 Catharina, Heinrich Helmuths, Bürgers Zur Langwießen nachgelaßene Tochter, sie ▭ 3.7.1693, 71 Jahr, […] ohne Klang undt Gesang uf dem Gottesacker an die wand Zu Ende […], NB. Dis weib war wegen Hexerey in verhafft genommen worden, da denn uf urthel undt recht es Zur Tortur kommen, alwo sie alle gradus ausgestanden, aber nichts bekannt, ist 3. wochen hernach nemlich d. 1. July in Jhrem hause gestorben. (Sterbebuch, S. 946), ∞ Wwer. † 7.1.1698, 76 Jahr 7 Monat 3 Wochen, ▭ 9.1.1698, […] der 33. Jahr gewesene Hof=Thorwärter […]60

3. Frühere Gerichts- und Hinrichtungsstätten in Arnstadt

Emil Baumberg schrieb dazu folgendes: „Um aus der Längwitzer Vorstadt in die innere Stadt einzutreten, müssen wir erst noch 2 Thore durchwandern. Das erste Thor … welches sich uns zeigt, ist überbaut und einem Rathsdiener als Wohnung überwiesen.“ (1829 durch Flugfeuer angezündet und sofort abgerissen). Von hier gelangen wir … zum zweiten, mit dem Hexenthurm überbauten Thor und zur inneren Stadt. Der Hexenthurm ist ein viereckiger steinerner thurmartiger Bau, der mit fünf Stockwerken über dem Thore emporsteigt und mit einem nach vier Seiten abgeschrägten Ziegeldache gedeckt ist, unter welchen Hunderte von Feldtauben ihre Nester haben. Dieser Thurm ist das Kriminalgefängniß, wurde aber auch, so lange im Fürstenthum Schwarzburg noch keine Irrenanstalt und kein Krankenhaus vorhanden war, zur Unterbringung Geisteskranker benutzt. Mit dem Hexenthurm zusammenhängend ist die Amtsdienerwohnung. (Anm. Baumberg: Turm und Wohnung wurden, nach Einrichtung des Archivgebäudes in der Rittergasse als Frohnveste 1837 abgebrochen, heute Haus Längwitzer Str. 261 … Im Erdgeschosse des Rathhauses befindet sich der Rathskeller … Daneben ist die Bürgerwache, in der die Nachtwache ihren Aufenthalt hat, und wohin zunächst in der Stadt aufgegriffene Ruhestörer, Trunkenbolde und Bettler in Gewahrsam gebracht werden. Hier ist auch der Aufgang in die oberen Stockwerke des Rathhauses, in welchem links eine eiserne Thüre in die Demnitze führt, ein Gefängniß, in welches schon Verbrecher, aber auch solche, die in der Bürgerwache sich ungebührlich betragen, eingesteckt werden. Nach diesem Aufgang zu den oberen Stockwerken folgen noch die Brot= und Fleischbänke, sowie an der Ostseite die Rathswaage. An dieser Stelle ist das Halseisen zur Bestrafung für Markt- und Felddiebe angebracht. Etwas näher nach der Kirche zu steht hier das Trillerhäuschen, ein den Schilderhäusern ähnlicher Lattenbau, zum Herumdrehen eingerichtet, in welches Hausdiebe und Einbrecher eingesperrt und nach der Größe ihres Verbrechens zur Belustigung des zahlreich versammelten Publikums und der Schuljugend, von letzterer immerwährend herumgedreht wurden, wodurch sie der Seekrankheit ähnliche Zufälle, bekamen. Nicht eher wurden sie aus dieser peinlichen Lage erlöst, bis die festgesetzte Strafzeit verflossen war.62 … Vor den (Wachsenburger) Thore, durch das der Weg nach Gotha, Ohrdruf, der Wachsenburg und den umliegenden, nach Swesten gelegenen Dörfern führt, liegt linker Hand die zum Fürstlichen Kammergut gehörende Schäferei, gewöhnlich der Schafhof genannt (heute Haus Rosenstr. 50). Gehen wir noch etwas weiter vorwärts, so kommen wir an die den Möller`schen Garten umschließende Pferdeschwemme, früher „der Korbteich“ genannt, weil über demselben der zur Bestrafung für Garten- und Felddiebstähle bestimmte Korb … aufgehängt war. In diesem Korb wurden die zu bestrafenden Diebe eingesperrt und, nachdem derselbe durch einen schlagbaumähnlichen Balken über den Spiegel des Teiches gedreht war, eine den Fußboden des Korbes bildene Klappe geöffnet und dadurch die Diebe genöthigt, zur Belustigung der zahlreich versammelten Zuschauer in das Wasser zu fallen. Diese Bestrafung ist aber schon Ausgang des vorigen Jahrhunderts in Wegfall gekommen. Das an diesen Teich in südlicher Richtung angrenzende eingezäunte Ackerland wird „die Setze“ genannt …“63

„Bei der sogenannten Blauen-Apotheke (Hofapotheke) gerade herüber, etwa in der Mitte des Marktes, ist der Richtplatz, der jedes mal, wenn ein Deliquent decollirt werden soll, vorher mit mehreren Wagen Sand überschüttet wird. Etwas weiter unten, in der Nähe des Emmerling`schen Hauses befindet sich aber gewöhnlich das hochpeinliche Halsgericht, welches vor der Decollirung über den Verbrecher den Stab bricht. … Vom Markte nach Mitternacht hin, zwischen dem Rathhause und der neuen Kirche ist auch ein großer freier Platz mit einem großen Brunnen im Hintergrunde. Auf diesem Platze stand ehemals das … Drehhäuschen, in welchem Stadt- und Landdiebe zum abschreckenden Exempel von der ausgelassenen Jugend eine Zeit lang jedes Mal gedrehet wurden.“64

Vor dem Rathaus auf dem Markt stand als Zeichen eigener Gerichtsbarkeit ein langer Steintisch – der lange Stein genannt, wo öffentliche Gerichte abgehalten wurden (1825 beseitigt).65

Hinrichtungen fanden auch auf dem sogenannten Siechhof statt. Dieser befand sich außerhalb der Stadtmauer vor dem Erfurter Tor (anstelle des ehemaligen Forstamtes Arnstadt, Bahnhofstr. 21). Innerhalb von einer Mauer umschlossenen Gebäudegruppe mit kleiner Kapelle lebten im Mittelalter die Siechen (Aussätzige) als Randgruppe. Durch eine Stiftung wohlhabender Bürger wurde der Siechhof im 17. Jahrhundert – auch Lazarett genannt, in ein Altersheim für Arme umgewandelt (Hospital St. Jacob).66

Eine wichtige Quelle zur Gerichtsbarkeit stellen die Arnstädter Stadtstatuten von 1543 dar. Wer einem anderen schwere Verwundungen beibrachte, mußte die Stadt räumen oder verlor seine Hand. Tötete ein Fremder einen Bürger, verlor er seinen Hals. Rauferei, Wegelagerei oder Widerspenstigkeit gegen die Obrigkeit wurden mit Räumen der Stadt bestraft – für eine bestimmte Zeit oder lebenslänglich (§ 1. Verwundunge auff den todtt. 2. Schlecht ein frembder einen burger todt, verwunt oder macht in bluttrunstigk. 3. Verwundungen der bürger, unnd blutrunnst. 4. Vom schlahen und reuffen. 9. Schelttwortt eines frembden. 10. Wegelagerunge. 12. Zetter geschrey. 13. Zetter geschrey one ursach. 19. Dyebstael einem burger gestoln. 21. Von diebstaell so der vom diebe fürder versatzt oder verkaufftt. 25. Aufflaufft in der stadt.). Eine sogenannte Steinbuße konnte auferlegt werden, die zur Ausbesserung der Stadtmauer diente.67

Der Beitrag ist in der Schriftenreihe des Thür. Geschichtsvereins Arnstadt e.V. „Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung 32 (2023), S. 79-110 veröffentlicht.

1 E. Pies: Zünftige und andere Berufe. Solingen 1999, S. 123 f.

2 Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Rudolstadt, Bestand 5-14-1230 Konsistorium Arnstadt, Signatur 00143.

3 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, S (Seelenregister) I S. 947.

4 A. Kirchschlager: Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1700-1753. Marburg 2016, Nr. 1002, S. 202.

5 Bürgerbuch 1700-1753, Nr. 142, S. 36.

6 Wie Anm. 4.

7 Bürgerbuch 1700-1753, Nr. 1788, S. 353.

8 A. Kirchschlager: Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1753-1797. Marburg 2019, Nr. 1562, S. 270.

9 Bürgerbuch 1753-97, Nr. 152, S. 41.

10 Bürgerbuch 1753-1797, Nr. 1812, S. 307.

11 Bürgerbuch 1753-1797, Nr. 1561, S. 270.

12 A. Kirchschlager: Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1797-1850. Marburg 2023, Nr. 729, S. 121 f.

13 Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 1668, S 244.

14 Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 1567, S 228.

15 Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 1667, S. 244.

16 Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 1529, S. 223 f.

17 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, S II a S. 197.

18 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, S II a S. 198.

19 Wie Anm. 18.

20 Wie Anm. 18.

21 Wie Anm. 18.

22 Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 1568 (im Druck).

23 Stadt- u. Kreisarchiv Arnstadt, Bestand Stadt Arnstadt, Meisterei und Cavillerei 1842-1864, Signatur 873-05 u. Bürgerbuch 1797-1850, Nr. 2031 (im Druck).

24 An der Stelle steht das Haus Karolinenstr. 9, früher Kommerzienrat Kiesewetter gehörig, alt Vor dem Riedtor

106.

25 E. Baumberg: Alt Arnstadt. Eine Wanderung durch die Stadt vor siebzig Jahren. Arnstadt 1894, S. 52.

26 A. Kirchschlager/U. Lappe/P. Unger (Hrsg.): Chronik von Arnstadt. Zeittafel/Lexikon. Arnstadt 2003, S. 59;

Gedenkstätten des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse und des antifaschistischen Widerstandkampfes

im Kreis Arnstadt. Arnstadt 1985, Hrsg. im Auftrag des Sekretariats der SED-Kreisleitung Arnstadt vom

Kreiskomitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer u. vom Rat des Kreises Arnstadt, S. 5.

27 A.Kirchschlager: Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699. Marburg 2011, Nr. 189, S. 64.

28 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 309, S. 74.

29 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 86, S. 55.

30 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 1954, S. 268.

31 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 1956, S. 268.

32 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 1861, S. 255.

33 Chronik Arnstadt 2003, S. 78.

34 Wie Anm. 33.

35 Wie Anm. 33.

36 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 1869, S. 256.

37 Wie Anm. 33, S. 78 f.

38 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2550, S. 357.

39 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2353, S. 325.

40 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 1850, S. 253.

41 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2855, S. 408.

42 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2897, S. 416.

43 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2010, S. 275.

44 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2931, S. 422.

45 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2308, S. 319.

46 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, Sterbebuch 1779, S. 518 f.

47 Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt, Bestand Stadt Arnstadt, Straßenraub und Mord an dem Handelsjuden David

Simson 1778/79, Signatur 264-05, Bl. 360/RS.

48 Wie Anm. 47, Blatt 358 RS/359/RS.

49 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, Sterbebuch 1778, S. 506.

50 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Arnstadt, Sterbebuch 1811, S. 639 f.

51 A. Kirchschlager: Vor 200 Jahren: Die Hinrichtung des Giftmörders Johann August Taubert aus Dosdorf am

4. Oktober 1811. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung 20 (2011), S. 49-56.

52 köpfen, enthaupten, vom französischen Dekolleté – tiefer Ausschnitt an Hals, Nacken, Rücken, Schultern

53 A.H.A. Hatham: Arnstadt nach seinen gegenwärtigen Verhältnissen und unter Beifügung vieler

geschichtlicher Notizen, sowie einer kurzen, getreuen Schilderung seiner Umgebung dargestellt. Ein Hand-

und Addressbuch für Einheimische und Fremde. Sondershausen 1841/42, S. 68 f.

54 In Arnstadt enthielt 1 Eimer 72 Liter.

55 bei schweren Verbrechen, das der Urteilsvollstreckung vorausgehende richterliche Zeremoniell, wie es

die Halsgerichtsordnung Karl V. (Carolina) vorschrieb, auch Ort der Vollstreckung.

56 Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt, „Die von den Stadtvierleuten erbethene Hinrichtung des Inquisit Taubert

auser der Stadt und deren abschlägige Bedeutung 1811“, Signatur 092-111-1.

57 Vor der Vollstreckung des Todesurteils wurde über den Delinquenten der Stab gebrochen, als Zeichen für das

Verwirktsein des Lebens vor der irdischen Gerechtigkeit.

58 Straftäter.

59 Die Lebenserinnerungen der Rosalie Hübner, geb. Richter. Hrsg. von Andrea Kirchschlager, Arnstadt 2011, S.

77 f.

60 Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699, Nr. 2382, S. 329.

61 Wie Anm. 25, S. 11 f.

62 Wie Anm. 25, S. 19-22, (Das Trillerhäuschen wurde 1826 beseitigt).

63 Wie Anm. 25, S. 38 f.

64 Wie Anm. 51, S. 149.

65 Chronik Arnstadt 2003, S. 269 f. (M. Kirchschlager: Gerichtsbarkeit).

66 Ebenda, S. 423 f. (U. Lappe: Siechhof).

67 A. L. J. Michelsen: Rechtsdenkmale aus Thüringen. Jena 1863, S. 42-47.

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