“Die Leiche vor dem Essen” ein Kommentar von Eberhardt Pfeiffer (Thüringer Allgemeine)

Zur „Nacht des Kommissars“ lud der Verlag Kirchschlager in die „Goldene Henne“ nach Arnstadt ein. Serienmörder und Thüringer Büfett – eine gewöhnungsbedürftige Mischung, die aber über 80 Besucher am Sonnabend in die „Goldene Henne“ lockte.

Vor dem Essen gab es zunächst mehrere Leichen. Wie viele genau, konnte auch der Sachbuchautor Armin Rütters in seinem Fachvortrag nicht genau beziffern. Denn die Zahl der Opfer des Serienmörders Carl Großmann aus dem Berlin zu Beginn der 20er Jahre ist bis heute ungeklärt. Mitten im Prozess gegen den Mann mit den stechenden Augen setzte dieser seinem Leben in der Gefängniszelle selbst ein Ende.

Die Schilderung eines Verbrechens dieses Ungeheuers hätte ausgereicht, um einem normalen Menschen jeden Appetit zu verderben. Aber wenn der Verleger Michael Kirchschlager zur Lesung bittet, kommen auch keine normalen Menschen, sondern solche, die auf die Spezialitäten des Verlages stehen: Die Beschäftigung mit dem Bösen. Meist sind es authentische Fälle, die Kirchschlagers Bücher füllen. So auch die Erinnerungen des Kriminalisten Klaus Dalski, dessen Buch „Der Kopf in der Ilm“ im Mittelpunkt des zweiten Teils des Abends standen, nach dem Essen eben. Dabei ist die Titelgeschichte ebenso blutrünstig wie jene aus Berlin, doch das Buch birgt durchaus auch unterhaltsame Kost, geeignet selbst für die Lektüre durch sensible Gemüter. Verbrechen ist eben vielfältig, könnte man als Resümee aus diesem Abend mitnehmen.

Nebenbei wurde am Sonnabend auch noch der 15. Geburtstag des Verlages Kirchschlager gefeiert. Und dessen Chef erwies sich bei der Lesung im Zwiegespräch mit Klaus Dalski nicht nur als guter Gastgeber, sondern auch netter Unterhalter. So ist wohl auch weiterhin einiges aus diesem Verlag zu erwarten. Nicht immer leichte Kost, aber das Interesse an Mord und Totschlag scheint ungebrochen.

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