Tragischer Vorfall

Selbst oder gerade in Literaturmuseen stößt man auf das Verbrechen. So erging es mir erst kürzlich im Kleist-Museum des in Frankfurt (Oder) geborenen Dichters Heinrich von Kleist (1777–1811). Das Museum wurde 1969 im Gebäude der ehemaligen Garnisonschule eingerichtet und gilt als „eines der schönsten Literatur-Museen in Europa“ (Die Zeit, 2000). In einem der Räume flatterte mir ein kleiner Artikel in die Hände, der einen Kriminalfall beschreibt und von Heinrich von Kleist in seinen „Berliner Abendblätter“ vom 22. Februar 1811 (No. 45) herausgegeben wurde. Er hatte folgenden Inhalt:

„Am 23. Januar, Abends zwischen 5 und 6 Uhr, wurde in Pesth ein Freudenmädchen mit 4 Dolchstichen ermordet und beraubt. Die unglückliche hatte sich unter der Klasse ähnlicher Geschöpfe, welche dort öffentlicher, als in irgend einer andern Stadt der Monarchie Sitten und Gesundheit vergiften, durch einen gewissen Anstrich von Dezenz und durch Sparsamkeit ausgezeichnet, und sie stand sogar im Rufe, einige 1000 Gulden zu besitzen. Der Mörder und Räuber wurde bereits am dritten Tage entdeckt, verhaftet, und zum Geständnisse seiner That gebracht. Es ist ein Mensch von kaum 20 Jahren.“ (Aus: Kleist, Heinrich von: Berliner Abendblätter. Eine Edition des Instituts für Textkritik e. V. Hg. v. Roland Reuß/ Peter Staengle. 2. Band Basel 1997, S. 230.)

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