Das Fallbeil, das Geschichte schrieb (Teil 2)

Es begann mit den Septembermorden an den Royalisten, die nicht eher aufhörten, bis am 21. Januar 1793 das Haupt des Königs fiel. Dieselbe Guillotine machte 9 Monate später, am 14. Oktober, der unglückseligen Maria Antoinette ein Ende, die stumm und tapfer das Todesurteil des Revolutionstribunals hinnahm und das Blutgerüst, als sie es bestieg, verächtlich bespuckte. Und immer schlimmer wurde das Blutvergießen im Streit der Revolutionäre untereinander. Unter dem historischen Fallbeil starben 1794, von Robespierre zum Tode verurteilt, Hébert und Danton. Aber auch den grausamen Robespierre selbst schonte das Schicksal nicht. Er mußte seinen Kopf am 27. Juli 1794 unter dasselbe Fallbeil legen, das im Jahre zuvor den König enthauptet hat.

Französische Guillotine auf einer historischen Ansichtskarte, Sammlung Kirchschlager

Von tapferen und zitternden Todeskandidaten kann das mordende Messer erzählen. Von der Frau, die tobte und schrie und noch auf dem Blutgerüst um Gnade flehte, bis man ihr Haupt an den Haaren auf den Richtblock zerrte – es war die berühmte Madame Dubarry – und von jener mutigen Gräfin, die den Henker ohrfeigte, weil er sie in ihrem letzten Gebet unterbrechen wollte. Nur ein einziges Mal versagte die Hinrichtungsmaschine. Es war, als ein 16jähriges Mädchen, die Enkelin des königlichen Finanzministers, geköpft werden sollte, deren Schönheit und Unschuld sogar den schaulüsternen Pöbel rührte. Bei der Auslösung versagte, ob durch Zufall oder Absicht ist unbekannt geblieben, der Hebel. Man brachte die Verurteilte wieder zurück in den Kerker. Als man ihr am nächsten Tage mitteilen wollte, daß sie begandigt sei, fand man sie an einem Betthaken erhängt vor.

Französische Guillotine auf einer historischen Ansichtskarte, Sammlung Kirchschlager

Nun also setzt der Wettstreit ein um den Besitz dieses Dokumentes einer blutigen Zeit. Das französische Revolutionsmuseum Carnevalet, dessen einzigartige historische Sammlung aus den Tagen der Revolution weltberühmt ist, macht große Anstrengungen, um in den Besitz der Guillotine zu kommen. Wahrscheinlich wird es aber die Angebote amerikanischer Sammler, die in großer Zahl einlaufen, nicht überbieten können. Unter den Agenten, die sich bemühen das Stück zu erwerben, soll sich auch ein Vertrauensmann Henry Fords befinden. Ein kanadischer Millionär und ein New Yorker Sammler haben telegraphisch 15 000 Dollar geboten. Wieviel Anziehungskraft hat doch so ein schartiges Stückchen Eisen, das vor 150 Jahren täglich vom Blut der Verurteilten gerötet wurde! A. B.

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