Die Gefängnisgewölbe von Schloß Neideck (Arnstadt in Thüringen)

Schon lange wollte ich der geschätzten Leserschaft die Gefängnisgewölbe von Schloß Neideck in Arnstadt vorstellen. Nun ist es soweit! Kein Geringerer als Graf Günther XLI. »der Streitbare« erbaute auf den Resten der Burg der Vögte von Hersfeld (1273 erwähnt) am nordöstlichen Eck der Altstadt das Renaissanceschloß Neideck (1553-1560). Mit dem Tode des Fürsten Anton Günther II. im Jahre 1716 verlor Arnstadt den Status einer Residenzstadt und es begann der langsame und stetige Verfall des prachtvollen Wasserschlosses.

Der Burgturm der Hersfelder Burg mißt mit barocken Zusätzen (kupferbeschlagene Haube und Helm) die stolze Höhe von 65 Metern. Er wurde in den Jahren 1998/99 einer umfassenden Restaurierung unterzogen und kann bestiegen werden. Heute ist es dem rührigen Neideckverein und seinen ehrenamtlich tätigen Mitgliedern zu verdanken, daß dieses Arnstädter Wahrzeichen zu besichtigen ist.

Die Gefängnisgewölbe lagen einst „unter Wasser“, da sich ein Wassergraben um das Schloß zog. Sie sind aus massiven Kalksteinquadern gebaut und gewölbt. Die Zugänge wurden mit schweren Türen und Querriegeln gesichert. Da Fenster fehlen, muß es hier unten finster gewesen sein. Wie finster, beweist die nachfolgende Schilderung. Der Arnstädter Chronist Olearius verzeichnet für den 3. Mai 1597 folgende Begebenheit: an jenem Tage ist Catharina Saurin von Siegelbach allhier in Arnstadt auf dem Schlosse gestorben, nachdem sie vorher zum Prediger sagte: Sie wollte für ihren Buhlen, den Teufel, und wegen ihres Unglaubens sterben. Das Vaterunser hat sie zwar ein Mal nachgebetet, doch bei weiterer Zurede geantwortet, sie wollte auf den Schindanger, wäre auf Bonifatius getauft, der Teufel säße in ihrem Herzen, der gebe ihr solche Reden ein. Sie wünschte, daß der Schinder käme und ihr das Herz aus dem Leibe schnitte, damit sie solcher Marter loswürde. Bald darauf ist sie mit Zittern und Beben hingefahren. Da hat sich eine große Ratte sehen lassen, die mit dem Weib ins Gefängnis gekommen war. (Olearius, S. 315).

Der heutige Zugang zu den Gefängnisgewölben, die sich unter dem Turm des 13. Jahrhunderts befinden.

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