Zwischen 1537 und 1538 schuf der Steinmetz und Baumeister Wendel Roskopf der Ältere (1480-1549) die noch heute bestehende Verkündigungskanzel am alten Görlitzer Rathaus samt geschwungener Treppe, die zum Portal des Gerichtsflügels (Anfang 15. Jahrhundert) führt und als ein Meisterwerk der Frührenaissance gilt. Wendel Roskopf war von 1523 bis 1546 Ratsmitglied und ab 1526 Ratsbaumeister. Das 1591 hinzugefügte Standbild der Justitia diente als Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit des Rates. Die aus Putten und dem Sündenfall bestehenden Verzierungen schuf der Bildhauer Andreas Walther. 1950 wurden die Originale der Reliefplatten durch Kopien ersetzt.
Die Kanzel der Rathaustreppe wurde 1591 durch das Bildnis der Justitia mit Richtschwert und Waage ergänzt. Der Görlitzer Justitia fehlt allerdings die Augenbinde. Wollte uns der Steinmetz suggerieren, daß die Görlitzer Justiz nicht blind sei und mit offenem Auge walte? Ein frommer Wunsch! Das aktuelle Bildnis stellt eine Kopie dar. Das Original wurde im Zweiten Weltkrieg jenseits der Neiße ausgelagert und kehrte nach Kriegsende nicht zurück.
Die Fleischbänke von Zittau. Erstmalig 1361 urkundlich erwähnt, stammt die heutige Anlage aus der Zeit von 1838. Im Hintergrund sieht man auf ein Gebäude, welches einen interssanten Schriftzug aufweißt, denn man stößt überall auf Baudenkmale mit rechtshistorischem Hintergrund. Man sollte selbst solche Schriftzüge mittlerweile dokumentieren, denn man muß annehmen, daß die denkmalrelevanten Gebäude von sogenannten „Spezialisten“ einer grundelgenden „Sanierung“ oder „Restauration“ unterworfen werden (wobei es Restaurierung heißen müßte!!!). Von fachmännischer Restaurierung kann aber in vielen Städten nicht die Rede sein und erst unlängst mußte ich auf einer bedeutenden sächsischen Burg- und Klosteranlage sehen, wie sog. „Spezialisten für Mauerwerksinjektionen“ mit Zementmörtel eine ganze Sandsteinburg dem unausweichlichen Tode übergeben haben.
Im Hintergrund der Zittauer Fleischbänke noch sehr gut zu erkennen: Der Schriftzug POLIZEI-AMT.