Peter Danus, ein liederlicher und unwissender Pfaffe zu Sternberg im Mecklenburgischen (1491/1493)

Die Chronikenschreiber der damaligen Zeit erzählen die berühmte Geschichte der Hostienschändung wie folgt: Peter Danus versetzte bei einem Juden einen Kessel, der seiner Konkubine gehörte. Nachdem er sich mit dem Mädchen entzweite, war er außer Stande gewesen, den Kessel einzulösen. Er gestand 1491 dem Juden Eleazar seine Verlegenheit, der ihm versprach, den Kessel und noch Gold dazu zu geben, wenn er ihm ein paar geweihte Hostien und damit den Leib Christi verschaffe. Danus ließ sich dazu willig finden. Der Jude bekam die Hostien und Danus den Kessel und das Gold. Eleazar gab die Hostien seiner Frau zur Verwahrung.

Am Hochzeitstag seiner Tochter eröffnete der Jude seinen Gästen, daß er den Gott der Christen in Form der Hostien im Hause habe. Sie nahmen sich nun vor, ihn zu durchbohren, bewaffneten sich, falls er größer werden sollte, mit Lanzen und Spießen, um ihn sicher zu überwinden. Es wurden Wachslichter angestochen und auf den Tisch gesetzt. Jetzt schmiß Eleazar die Hostien hinzu. Er gab ihnen den ersten Stich mit einem Pfriem, wobei diese rosenrotes Blut vergossen. Die Bestürzung war allgemein. Doch beredete Eleazar noch drei andere, ebenfalls zu stechen. Aus den Wunden floß gleichergestalt rosenrotes Blut. Wie aber der fünfte stach, sprang die Hostie vom Tisch gegen den Balken. Die Juden fielen vor Schrecken zur Erde und liefen bald darauf aus dem Haus.

Eleazar gab die Hostien seiner Frau und diese dem Danus, der, innigst über die Bosheit der Juden gerührt, die Hostien auffressen wollte, aber weder Hand noch Fuß rühren konnte. Er entschloß sich also, sie zu begraben, erhielt dazu das Vermögen wieder und markierte sich den Ort mit einem kleinen Baumzweig. Aus lauter Angst hatte er weder Tag noch Nacht Ruhe. Schließlich bekannte er, die heilige Maria sei ihm erschienen und habe ihm gesagt, daß eine Hostie begraben sei. Er bat sie auszugraben und in die Marienkirche zu bringen. Bald wurden sie in dem noch blutigen Lappen gefunden und in die Marienkirche gebracht. Danus, dem man nichts Gutes zutraute, wurde gefangen genommen und sollte auf die Tortur, bekannte aber bald gütlich den ganzen Vorgang.

Daß das Bluten der Hostie und ihre Sprünge von den listigen Pfaffen erdichtet wurde, sieht jeder leicht. Das Faktum des Verkaufs und die von den Juden durchgeführte Mißhandlung steht wohl außer Zweifel.

Die Juden waren damals eben so dumm in ihrer Art wie der christliche Pöbel. Man baute wegen dieser Hostien eine eigene Kapelle, wo sie unter einem gewaltigen Zulauf von Menschen noch viele Jahre später in einem großen Gefäß als Reliquie gezeigt wurden. Der Kessel hing bis 1638 in der Marienkirche, bis ihn ein schwedischer Offizier wegnahm. Die Hostien wurden zur Zeit der Reformation verbrannt, ohne daß ein Wunder dabei geschah. Der Tisch, worauf sie gestochen worden, befindet sich noch in der Kirche zu Sternberg. Seine Späne sind ein sehr kräftiges Mittel gegen Zahnschmerzen.

1492 empfingen Eleazar und seine Gehilfen ihre Bestrafung. Er wurde nebst 24 Juden und zwei Jüdinnen lebendig verbrannt. Peter Danus wurde in Rostock am 22. Februar 1493 lebendig verbrannt, nachdem er vorher seiner priesterlichen Würde beraubt und mit glühenden Zangen gerissen wurde.

Verbrennung von Juden, Schedelsche Weltchronik, 1493.

Literatur: Mörder / Räuber / Menschenfresser.

Dieser Beitrag wurde unter Kriminalfälle veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.