Lothar Schirmer warnt: VORSICHT vor falschen POLIZISTEN!!!

Leseproben aus dem Buch: Die Tricks der Gauner und Ganoven von Kriminalrat a. D. Lothar Schirmer

FALSCHE POLIZISTEN

Die Polizei dein Freund und Helfer – so ist die Wunschvorstellung unserer Bürger und auch von unseren Ordnungshütern, doch manchmal tauchen da Typen auf, die sich als Polizisten oder Kriminalbeamte ausgeben, in Wirklichkeit aber gewiefte Betrüger sind. Opfer sind häufig Menschen, die aus ihrer Lebenserfahrung heraus mächtigen Respekt vor den staatlichen Ordnungshütern haben und so kaum wagen Bedenken anzumelden, wenn da jemand mit dienstlicher Mine vor der Tür steht und behauptet, er sei von der Polizei. Die Betrüger machen oft reiche Beute, denn nicht wenige Leute haben größere Bargeldsummen zuhause. Durchlebte Kriege und damit verbundene Inflationen haben dafür gesorgt, dass ihr Vertrauen in die Banken nicht sonderlich groß ist und sie glauben, dass das Geld zuhause besser aufgehoben ist.
Die falschen Polizisten sind mit Sicherheit Leute mit einem extrem gestörten Verhältnis zum Eigentum Anderer. Häufig hatten sie eine Beschäftigung, in der Kommunikation gefragt war, z.B. im Verkaufsbereich oder sie haben zeitweise in Drückerkolonnen gearbeitet. Auf alle Fälle sind sie in der Lage ihre Opfer wortgewandt „einzulullen“ mit dem, was sie ihnen erzählen.

Polizeibeamte sind grundsätzlich verpflichtet sich auszuweisen. Es gibt aber ein paar kleine Unterschiede.
Ein uniformierter Polizist, der Sie bei seiner normalen Streifentätigkeit oder an Ihrer Haustür anspricht muss sich mit seinem Namen und seiner Amtsbezeichnung (z.B. Polizei-Hautwachtmeister Mustermann) vorstellen. Den Dienstausweis braucht er nur auf ausdrückliches Verlangen von Ihnen zu zeigen. Fragen Sie danach, muss er ihn vorweisen.

Ein Kriminalbeamter oder ein Polizeibeamter in Zivil hat unaufgefordert seine Kriminalmarke oder seinen Dienstausweis vorzuzeigen und seinen Namen und die Amtsbezeichnung zu nennen.

Sie sollten, wenn da jemand an Ihre Tür klopft, sagt daß er Kriminalbeamter ist und in Ihre Wohnung will, einen kühlen Kopf behalten und ein paar Dinge, die wichtig sind, hinterfragen.
Lassen Sie sich den Dienstausweis zeigen und vergleichen Sie das Foto mit der Person, die da vor Ihnen steht. Lesen Sie sich den Namen genau durch, sagen Sie höflich, dass Sie noch nie einen Dienstausweis der Polizei gesehen haben und Sie deshalb, was der Beamte sicher versteht, seinen Führerschein oder Personalausweis zum Vergleich sehen möchten. Wie diese Dokumente aussehen wissen Sie und wenn sie auf denen den gleichen Namen finden wie auf dem Dienstausweis, dann können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, das der Polizist echt ist. Wenn nicht, dann können Sie später der Polizei wenigstens den Namen des Betrügers nennen. Alternativ können Sie auch bei der zuständigen Polizeidienststelle anrufen und nachfragen, ob es diesen Kollegen tatsächlich gibt. Aber Vorsicht, von dem Mann vor der Tür können Sie sich gern seine Dienststelle nennen lassen, die Telefonnummer sollten Sie jedoch sicherheitshalber aus dem Telefonbuch heraussuchen oder sogar die 110 wählen, wenn Ihnen die Sache verdächtig vor kommt.
Natürlich funktioniert die ganze Prozedur nicht, wenn Gefahr im Verzug ist, die Polizeibeamten einen Täter verfolgen oder z.B. eine Schlägerei schlichten müssen. Da heißt es für den Betroffenen erst einmal die Maßnahme auszuhalten und anschließend die Legitimation einzufordern.

Die falschen Polizisten, die Sie um Ihr gut verdientes Geld gebracht haben oder Ihre Wertsachen mitgehen ließen, erwarten neben einer Anklage wegen Diebstahls auch noch Sanktionen wegen Amtsanmaßung. Und das klingt nach § 132 StGB so:

Wer unbefugt sich mit der Ausübung eines öffentlichen Amtes befasst oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Auf Straßen und Plätzen

Zivilfahnder auf dem Automarkt

Sie haben wieder einmal zugeschlagen, Ganoven, die sich als Polizeibeamte ausgaben. Ihr Aktionsfeld suchten sie sich bei einem Automarkt auf der „grünen Wiese“. Diese legale aber häufig riskante Art sein Fahrzeug los zu werden oder einen guten Gebrauchten für wenig Geld zu bekommen ist recht beliebt. Das aber auch bei Leuten, die andere übers Ohr hauen wollen. An einem Wochenende tauchten dort drei Herren in Zivil auf die sich gegenüber zwei potentiellen Autokäufern als Kriminalbeamte ausgaben. Mit der Begründung, dass auf diesem Markt häufig Falschgeld auftauche, forderten sie, zum Zweck der Kontrolle, die Herausgabe ihres Bargelds. Bereitwillig händigten beide insgesamt 9.000 € aus.
Die vermeintlichen Polizisten setzten sich in ihr Auto, um dort angeblich mit einem Gerät die Echtheit zu prüfen. Kaum hatte der Letzte Platz genommen, wurden die Türen zugeknallt und die drei Betrüger rasten davon. Zurück blieben zwei geprellte Mittzwanziger, die ein teures Lehrgeld gezahlt haben. Da nütze ihnen auch nicht, dass Sie sich das Kennzeichen gemerkt haben; das war nämlich von einem anderen Fahrzeug gestohlen.

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, sollten Sie wissen, dass Kriminalbeamte sich ausweisen müssen; mit Namen, Amtsbezeichnung und ihrer Kriminalmarke oder dem Dienstausweis. Was Sie dabei beachten müssen, verrate ich Ihnen in einer der nächsten Geschichten.

Touristen abgezockt

Sie haben wieder einmal zugeschlagen, die falschen Polizisten. Ihre Opfer waren ausnahmslos Touristen aus asiatischen Ländern. Manchmal wurden sie durch einen Mann angesprochen, der nach einem Weg fragte, in anderen Fällen bat ein Mann die Touristen darum ihn mit seiner Kamera zu fotografieren. War dies geschehen verschwand der Mann. Kurz darauf tauchten zwei Herren auf, die sich als Kriminalisten ausgaben und erklärten, dass es sich bei dieser Person um einen Drogendealer handelte. Und weil sie mit dem Herrn Kontakt hatten, mache sich eine Durchsuchung der Sachen der Touristen erforderlich. Bereitwillig ließen die Gäste ihre Taschen und Geldbörsen kontrollieren. Was sie erst später bemerkten war, dass sie nur noch einen Teil ihres Geldes im Portemonnaie hatten oder Gegenstände aus der Tasche oder dem Rucksack fehlten. Die falschen Polizisten waren zwischenzeitlich schon über alle Berge.

Sollten Sie einmal eine solche Zeremonie beobachten, dann schauen sie sich das Treiben genau an und helfen sie unseren Gästen, damit ihre Urlaubserinnerungen an Deutschland von der Hilfsbereitschaft der Deutschen und nicht von deren unlauteren Absichten gekennzeichnet sind.

Die selbstgebastelte Kriminalmarke

Drogenfahnder zu sein ist geil, müssen sich zwei 19-jährige aus unserer Region gesagt haben, denn die beiden Burschen fertigten sich eine Kriminalmarke an, die erstaunliche Ähnlichkeit mit der echten hatte. Das gute Stück hielten sie zwei 16-jährigen unter die Nase, gaben an von der Drogenfahndung zu sein und
durchsuchten die Rucksäcke und Geldbörsen der beiden. Das Spielchen wäre vielleicht Möchtegernbeamten auch gut gegangen, wenn nicht einer der Durchsuchten nach dem vermeintlichen Amtsakt 15 € aus seinem Portemonnaie vermisste. Ein Anruf bei der Polizei genügte und die beiden falschen Fahnder wurde von echten Fahndern festgenommen. An dieser Stelle mal meine Meinung zu einer Kriminalmarke. Macht was her, das Ding – aber mich könnte keiner damit beeindrucken. Wer weiß schon, wie so eine echte Marke aussieht?

Meine Empfehlung: Hält Ihnen mal jemand dieses ovale Stück Messing unter die Nase und sagt, dass er von der Kripo sei, dann sagen Sie ihm, dass sie viel mehr daran interessiert wären, seinen Dienstausweis zu sehen. Auf dem ist nämlich auch das Bild des Kripo-Mannes. Was dabei noch zu beachten ist erfahren Sie nach der nächsten Geschichte.

Der Falschgeldfahnder

Und da war er wieder einmal, der vermeintliche Falschgeldfahnder von der Kripo, der im wirklichen Leben als Zeitschriftenwerber in einer Drückerkolonne arbeitete.
Offensichtlich brachte ihm das Geschäft mit den Abos nicht genug Geld ein und so entschloss er sich seine Redegewandtheit und Kontaktfreudigkeit zu perfektionieren, indem er als Kriminalbeamter oder Sparkassenangestellter auftrat. Unter der Legende, dass verstärkt Falschgeld im Umlauf sei und nun die Polizei (oder in manchen Fällen die Banken) angehalten sind die Bargeldbestände der Bürger auf Echtheit zu prüfen, klingelte er an der Haustür vorwiegend älterer Bürger. Ist das nicht eine schöne Geschichte. Da gibt sich dieser Tunichtgut als Sachverständiger für Falschgeld aus, beschlagnahmt angeblich unechte Geldscheine, stellt dafür freundlicher Weise sogar eine von ihm unterzeichnete Quittung aus und verschwindet dann mit dem Geld der Leute. Nun brauchen Sie keine Angst haben das dieser Mann bei Ihnen auftaucht, denn zwischenzeitlich sitzt er hinter Gittern und hat kaum noch Gelegenheit sich Geldscheine auch nur anzuschauen. Aber Sie wissen ja wie das ist mit den falschen Männern oder Frauen vom Amt, die bei Ihnen an der Haustür klingeln. Sie wachsen immer wieder nach und deshalb für die, die es nicht wissen noch einmal die Kurzformel für das Erkennen solcher Strolche: Dienstausweis verlangen, genau anschauen und den Namen merken, dann nach dem Personalausweis oder dem Führerschein fragen. Wenn sie den nicht rausrücken, dann stimmt mit Sicherheit etwas nicht. Ganoven schreiben nur sehr selten ihren echten Namen auf das gefälschte Dokument.

Wenn Ganove so einfach strukturiert sind, dass sie Ihren echten Namen auf einen gefälschten Dienstausweis schreiben, dann können Sie der Polizei wenigstens verraten, wie der, der Sie übers Ohr gehauen hat heißt.

Einfach mal so die Tasche kontrolliert

Diesmal hat es zwei Bürger aus einer Kleinstadt ganz in der Nähe erwischt, die von einem dreisten Betrüger um ihr Geld gebracht wurden. Als Tatort hat sich der Mann eine belebte Straße im Stadtzentrum ausgesucht und vielleicht war das auch der Grund, dass ihm sein Opfer, ein 67jähriger Hallenser, nicht misstraute. Der Betrüger gab sich als Polizeibeamter aus, erklärte dass er die Einkaufstasche des Rentners durchsuchen müssen und suchte flugs das Weite, nachdem er dem verdutzten Passanten das Portemonnaie aus der Tasche entwendet hatte. Ähnlich erging es einem 52jährigen. Besagter Möchtegernbeamte hielt dem Mann auf einem Parkplatz einen grünen Ausweis unter die Nase, behauptete, dass er zu schnell gefahren sei und verlangte den Führerschein. Als der Fahrer seine Geldbörse mit den Papieren heraus holte, griff der Ganove zu und verschwand mit seiner Beute.
Kann jedem passiere … sollte aber nicht. Gerade solche Delikte, bei denen sich Betrüger als Polizisten ausgeben, häufen sich in letzter Zeit, deshalb ergreifen Sie, wenn Sie von vermeintlichen Polizeibeamten angesprochen werden die Initiative.

Lassen Sie sich in aller Ruhe den Ausweis zeigen und kommen sie den Forderungen erst nach, wenn Sie absolut sicher sind, dass der Beamte auch echt ist.

In Heimen, Krankenhäusern und Geschäften

Der Besuch im Altenheim

Diesmal hat es eine Bewohnerin eines Altenheimes getroffen, die auf einen falschen Kriminalbeamten hereingefallen ist. Angefangen hat es mit einem Telefonanruf.
Der angebliche Polizist fragte, ob sie ihre Geldbörse vermisse. Und tatsächlich ist der Frau vor längerer Zeit eine Geldbörse abhanden gekommen. Der angebliche Beamte kündigte seinen Besuch an und klopfte auch kurze Zeit später an die Tür der alten Dame. Das Portemonnaie das er vorzeigte, gehörte ihr allerdings nicht. Jetzt erklärte der Betrüger, dass der Verdacht bestehe, dass ihr Falschgeld untergeschoben wurde. Seiner Aufforderung, ihm ihr Bargeld zu zeigen, kam die Frau auch prompt nach. Nachdem das Geld auf dem Tisch lag, bat er die Lady mit zu seinem Auto zu kommen, da er dort noch andere Geldbörsen habe, die er ihr zeigen wolle. Als die Frau in ihr Schlafzimmer ging, um sich eine Jacke über zu ziehen, schnappte sich der vermeintliche Polizeibeamte das Geld und verschwand. Ich weiß – Ihnen wäre das nicht passiert. Aber glauben Sie mir, diese falschen Polizeibeamten lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen um sie dazu zu bringen Ihr Geld heraus zu rücken. Seien Sie da knall hart und verlangen sie den Dienstausweis und dazu noch den Personalausweis oder Führerschein.

Echte Polizisten zeigen Ihnen die geforderten Dokumente, die falschen werden frech und verschwinden ….. ohne Ihr Geld.

Den Generalschlüssen fürs Krankenhaus ergaunert

Ich habe ihn gesehen, auf einem Täterlichtbild und Sie können mir glauben, er sah nicht unbedingt attraktiv aus. Etwa 177 cm groß, ein Doppelkinn dass den Hals verschwinden lässt, hängende Schultern und einen noch mehr hängenden Bauch. Soviel zur Personenbeschreibung des Mannes, der sich als verdeckter Ermittler das Vertrauen einer Krankenschwester erschlich. Auf der Lederhülle seines selbstgemachten Polizeiausweises prangte zwar ein glänzender Polizeistern, wie ihn die echten Polizisten an der Mütze tragen aber die Aufmachung des vermeintlich amtlichen Dokumentes hätte doch Misstrauen wecken müssen. Hat es aber nicht, denn dem falschen Ermittler gelang es, von der Krankenschwester, unter Zusage absoluter Verschwiegenheit, den Generalschlüssel für eine Klinik abzuzweigen. Unvorstellbar! Damit besuchte er zur Nachtzeit des mehrmals die Zimmer der Patienten und Aufenthaltsräume des Personals. Was er bei seinen Stippvisiten mitgehen ließ, reichte ihm für das Überleben auf Mittelklassestandard. Allerdings nicht ewig, denn da gab es noch eine andere Krankenschwester die aufmerksam war und den unerwünschten Gast in der Klinik zur Rede stellte. Sein Fluchtversuch wurde von echten Polizeibeamten vereitelt, denn beim Davonlaufen brach er mit seinem gewichtigen Körper nicht gerade Rekorde.
Mein Tipp an das Personal von Krankenhäusern: Hinterfragen Sie ruhig einmal die Anliegen vermeintlicher Polizeibeamter und rufen Sie bei der Polizei an, um sich Gewissheit zu verschaffen.

Wenn Sie Personen auf den Fluren Ihrer Einrichtung bemerken, dann fragen Sie einfach mal ob Sie helfen können. Bösewichte verzetteln sich da schnell und suchen das Weite, bevor sie Beute machen können.

Die chemische Keule zur Falschgelderkennung

Es ist schon fatal, was Obrigkeitshörigkeit so alles bewirken kann. Wieder einmal hat ein falscher Kriminalbeamter sein Unwesen getrieben und damit dem Leiter eines Supermarktes die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Um sein Auftreten echt wirken zu lassen hat der 46jährige, per selbst in den Postkasten eingeworfenem Brief mit gefälschtem Kopfbogen, den Besuch eines angeblichen BKA-Beamten zur Prüfung von Unregelmäßigkeiten im Geldverkehr des Supermarktes angekündigt.
Bei dem Treffen wies er sich mit einem gefälschten Dienstausweis aus, erzählte eine recht geheimnisvolle Geschichte von Falschgeld und Geldwäscheversuchen und forderte den Filialleiter auf, am darauffolgenden Freitag alle großen Geldscheine im Tresor zu behalten, weil diese einer chemischen Untersuchung unterzogen werden müssen. Zum verabredeten Termin erschien er auch und brachte, nebst weißer Schutzkombi auch ein Köfferchen mit Chemikalien mit. Zur Untersuchung des Geldes forderte er das Personal „aus Sicherheitsgründen“ auf, den Raum zu verlassen. Das war für ihn die Gelegenheit gute 111.000 € durch Papierschnipsel auszutauschen. Der Raum wurde dann von ihm mit einer scharf riechenden Substanz vernebelt und erklärt, dass die nächsten zwei Stunden keiner mehr den Raum betreten dürfe. Dann verabschiedete er sich und wäre mit dem Geld sicher verschwunden, wenn der Geschäftsführer nicht vorher schon Lunte gerochen hätte.
Der hat das gemacht, was man bei solchen Vorhaben machen sollte. Nämlich sich bei der Polizei erkundigt, ob das alles rechtens sei, was dieser angebliche BKA-Beamte da vor hatte. Und nun war alles nur noch ein Kinderspiel. Handschellen um, Geldkoffer weg und Bösewicht hinter Gitter.

Wer sich nicht traut im Zweifelsfall bei der Polizei anzurufen, der findet garantiert einen Vorgesetzten oder Kollegen, bei dem er sich Mut für einen Anruf holen kann.

In der eigenen Wohnung

Der angekündigte Besuch von Kriminalbeamten

Es gibt sie als Einzeltäter und es gibt sie als ganze Bande, die Gangster, die sich als Polizeibeamte ausgeben und so Mitmenschen um ihr ehrlich verdientes Geld bringen. In dem neuesten Fall, der mir bekannt wurde, haben sich drei dieser Typen die Arbeit geteilt. Einer hat ein vermeintlich lohnendes Wohnobjekt in einer Siedlung ausgesucht und seine Mittäterin hat die Telefonnummer zu dieser Adresse aus dem Telefonbuch herausgesucht, den Bewohner angerufen und ihm eine Geschichte von einem Einbruch in seinem Haus und einem dazu ermittelten Täter erzählt. Sie kündigte den Besuch von zwei Kriminalbeamten an, die ihn dazu befragen und Spuren sichern müssten. Und diese beiden Herren standen auch kurze Zeit danach vor der Tür. Einer setzte sich mit dem Eigentümer in das Wohnzimmer, erzählte was der vermeintlich gefangene Täter gestanden habe und stellte Fragen über Fragen.
Der andere, ausgerüstet mit einer Tasche, in der augenscheinlich kriminaltechnische Ausrüstung war, stolzierte durch die Wohnung, sah sich Fenster und Türen an und vergaß nicht nebenbei Schubladen und Schränke zu inspizieren und alles einzustecken was wertvoll war. Nach knappen fünfzehn Minuten war der Spuk vorbei und die beiden Beamten verabschiedeten sich. Zurück blieb der verdutzte Hausbesitzer, der erst in den Abendstunden den Verlust seiner Brieftasche, des Handys, eines Laptops und seiner Digitalkamera bemerkte. Na ja, dumm gelaufen, die Sache. Hier wäre ein Anruf bei der Polizei schon nach der telefonischen Ankündigung gut gewesen. Gemeinsam mit echten Polizisten hätten Sie die Betrüger empfangen können.
Sie wissen was kommt: Dienstausweis und Personalausweis zeigen lassen und die Daten vergleichen. Sollten dennoch Zweifel bleiben, dann lassen Sie sich die Abteilung nennen, in der die Beamten arbeiten und fragen telefonisch nach, ob alles rechtens ist.

Ach ja, noch etwas: Die Telefonnummer sollten Sie sich nicht von Ihren Besuchern sagen lassen sondern besser aus dem Telefonbuch heraussuchen, sie wissen ja ….

Die Tasche als „Banktresor“

Eigentlich könnte man meinen, dass die Täter, die in einer Großstadt diese Betrugsmasche abgezogen haben, genau wussten, das dort viel Geld zu holen ist
doch die 84jährige, der dieses Unglück widerfuhr, schwört, dass niemand von ihrem gesparten Reichtum wusste. Aber der Reihe nach. Frau W. kam vom Einkauf nach Hause und bemerkte im Treppenhaus einen fremden Mann, der nach einem vermeintlichen Versuch in der Wohnung über ihr jemanden zu erreichen, das Haus wieder verließ. Erst dann betrat sie ihre Wohnung. Kaum hatte sie die Wohnungstür geschlossen, da klingelte das Telefon. Am Apparat war ein Mann, der sich als Kriminalbeamter vorstellte und erklärte, dass in Ihre Wohnung eingebrochen worden sei. Man habe den Täter und das entwendete Geld. Die Rentnerin bestätigte daraufhin, dass sie tatsächlich eine hohe Summe in einer Tasche zuhause aufbewahre und dass sie zudem einen Fremden im Hausflur gesehen habe.
Der Anrufer sagte, dass sie nichts anfassen solle, es müsse jeden Moment ein Kollege von ihm kommen, der Spuren suchen würde. Just in diesem Moment klingelte es auch schon an der Haustür und der vermeintliche Kollege des Beamten stand vor der Tür. Die Frau zeigte ihm die Tasche, in der sie das Geld aufbewahrte, der Möchtegernkriminalist zog sich Handschuhe über, um angeblich keine Spuren zu vernichten, und machte sich mit der Tasche voller Geld aus dem Staub.

Na ja, die war weg, mitsamt der runden – und jetzt mal genau lesen – 190.000 € in 500er Scheinen. Ich weiß, Ihnen und mir würde das nicht passieren; schon allein, weil wir gar nicht so viel Geld haben.

Mit einem netten Plausch fing es an

Es fing ganz harmlos an, für den 84-jährigen Rentner. In einer Aldi-Filiale sprach ihn eine etwa 50jährige Frau an, plauderte mit ihm über die alltäglichen Sorgen des Lebens und fragte ganz beiläufig nach Möglichkeiten zu Hause sein Bargeld gut zu verstecken. Man verabschiedete sich und der Rentner ging nach Hause. An seiner Wohnungstür sprach ihn ein älterer Herr an, der sich als Kriminalbeamter ausgab und sich mit einem vermeintlichen Dienstausweis auswies. Besagter Mann erklärte, dass der Rentner Opfer einer Trickdiebin geworden sei, die Geld aus seiner Wohnung entwendet habe. Jetzt müsse nur noch überprüft werden ob aus der Wohnung noch mehr fehle. Mit vor Aufregung erhöhtem Pulsschlag ließ der alte Herr den angeblichen Polizeibeamten ein und zeigte ihm im Schlafzimmer sein Geldversteck. Zu seinem Erstaunen waren aber die dort versteckten 34.000 €, nebst wertvoller Armbanduhr und 6 Goldbarren alle noch vorhanden.
Der Kriminalbeamte forderte den Rentner auf sich weiter in der Wohnung umzuschauen, ob dort etwas fehle, während er sich hier alles notieren würde.
Na ja, Sie ahnen was kommt. Sichtlich erleichtert darüber, dass wohl doch nichts fehle, verabschiedete sich der Rentner nach einer Weile von seinem Gast. Als er kurz danach allerdings sein Schlafzimmer aufsuchte stand er kurz vor einem Herzinfarkt. Sein geheimes Versteck war von dem falschen Kriminalisten ausgeräumt worden. Erstaunlich, wie raffiniert Betrüger ihren Coup oft vorbereiten und dann, mit den Informationen, die sie von ihren Potentiellen Opfern bekommen, zuschlagen.

Mein Tipp: Nicht so redselig sein – und schon gar nicht, wenn’s um’s liebe Geld geht.

Der Strafzoll für das Messerset

Sie kennen den Bekanntentrick: Irgend welche Typen sprechen ältere Bürger an, geben sich als angebliche Bekannte aus und verkaufen ihnen dann minderwertige Ware zu einem absolut überteuerten Preis. Genau dass passierte einem Mann im Landkreis. Die beiden Herren vermachten ihm für 1.500 € einen Besteckkasten, einen Satz Messer, ein Topfset und zwei Wolldecken. Der Umstand, die eifrigen Geschäftsleute nach dem Geschäft den Besteckkasten klamm heimlich wieder mitgenommen haben, war bei der Geschichte eigentlich nur das kleinere Übel. Am Tag nach dem Kauf tauchte ein Herr auf, der sich als Zollbeamter ausgab und verkündete, dass für die Waren 7.000 € Zoll zu zahlen sein. Weil der völlig überforderte Mann Zweifel anmeldete, rief der vermeintliche Zollbeamte, um die Ernsthaftigkeit der Forderung zu unterstreichen, von der Wohnung aus seinen angeblichen Vorgesetzten an und gab dem Zweifler das Telefon. Dieser fiktive Vorgesetzte des Betrügers bestätigte die Rechtmäßigkeit der Aktion und drohte sogar damit die Polizei zu verständigen, wenn die Zahlung nicht erfolgen würde.
Was kaum zu glauben ist, nahm nun seinen Lauf. Der Rentner ging zur Bank, nahm einen Kredit über 7.000 € auf, bekam das Geld auch gleich ausgezahlt und übergab es auf der Straße dem vermeintlichen Zollbeamten. Auf die versprochene Quittung über die nicht unerhebliche Zahlung wartet der Mann heute noch.

Na ja, ich weiß schon: Sie glauben mir die Geschichte nicht. Hätte ich an Ihrer Stelle vielleicht auch nicht. Können Sie aber ruhig, denn Sie wissen ja, als Kriminalrat a.D. darf ich einfach nicht lügen – jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.

Wenn Polizeibeamte ihren Besuch ankündigen

Also wenn da wer, wem Unrecht antut, dann ärgert mich das in jedem Fall.
Geben diese Übeltäter sich dann noch als Polizisten aus, dann potenziert sich aus verständlichen Gründen mein Zorn. Die fügen anderen nicht nur Schaden zu, sie schädigen obendrein noch das Image der Polizei. So geschehen unlängst in einer Neubausiedlung einer Großstadt. Bei einer älteren Dame meldete sich telefonisch ein Herr, der sich als Kriminalbeamter vorstellte und vorgab in Sachen „Einbruchdiebstähle“ zu ermitteln. Er vereinbarte mit der Frau einen Termin bei ihr zu Hause und kündigte an, dass er gemeinsam mit einem Kollegen kommen würde.
Pünktlich tauchte er an dem Haus der Dame auf, zeigte kurz einen Ausweis als Legitimation vor und betrat gemeinsam mit seinem Kollegen die Wohnung. Hier erzählte er eine Geschichte von einem Einbrecher der gestellt wurde und dem etliche Einbrüche, in eben dieser Wohngegend, zur Last gelegt werden. Da nicht auszuschließen wäre, dass er auch im Haus der älteren Dame war, bat er sie darum, alles Bargeld und den Schmuck vorzuzeigen. Beeindruckt von dem Ermittlungsdrang der beiden falschen Kriminalbeamten, legte die Frau die geforderten Dinge auf den Tisch. Gegen eine formlose Quittung steckten sich die Möchtegernkriminalisten die Sachen ein, einer riss heimlich den Stecker des Telefons aus der Wand und beide verschwanden. Ein böses Ende für eine Frau, die eigentlich nur der Polizei bei den Ermittlungen helfen wollte. Natürlich kann es passieren, dass ein Beamter seinen Besuch telefonisch ankündigt. Dann sollten Sie sich aber seinen Namen und seine Dienststelle genau notieren und über die Vermittlung der Polizei einen Rückruf starten.

Spätestens bei einem Rückruf vor dem angekündigten Besuch wäre der Schwindel aufgeflogen und Sie hätten, gemeinsam mit echten Polizisten, in Ihrer Wohnung die Gauner in Empfang nehmen können.

Und wieder zu viel Bargeld zu Hause

Manchmal bin ich dicht daran zu verzweifeln. Ganz besonders dann, wenn ich über einen üblen Trick schon hundert Mal gewarnt habe und es Gaunern wieder gelungen ist, mit genau dieser Masche Erfolg zu haben. So geschehen unlängst in Eilsleben. Ein unbekannter Mann rief bei einem älteren Ehepaar an, stellte sich als Kriminalbeamter vor und teilte mit, dass Diebe angeblich unbemerkt in ihre Wohnung gelangt sind. Er kündigte den Besuch von zwei seiner Kollegen an, die sich um die Sache kümmern würden. Besagte falsche Kriminalisten standen dann auch kurze Zeit danach vor der Tür, wiesen sich mit einem runden Metallstück und einem angeblichen Dienstausweis aus und ließen sich von dem Ehepaar ihr Bargeld zeigen. Stolze 9.000 € kamen da in einer Metallkassette zum Vorschein.
Nun kam, was kommen musste. Das Ehepaar wurde abgelenkt und die falschen Polizisten verschwanden mit dem Geld. Ich weiß, es ist manchmal schwierig Gut von Böse zu unterscheiden.

Meine Bitte an Sie: Neben dem Prozedere, das falsche Polizisten entlarvt, sollten Sie vorbeugen, indem Sie die Geldbestände zu Hause auf ein Minimum beschränken.

Vom Supermarkt bis nach Hause verfolgt

Sie hatten alle gut bürgerliche deutsche Namen, die fünf Männer zwischen 30 und 61 Jahren, die jetzt hinter Gittern über das Verwerfliche Ihrer Taten nachdenken können. Fast in ganz Deutschland waren sie mit immer derselben Masche unterwegs. In Einkaufszentren suchten sie bewusst ältere Bürger aus, verfolgten diese bis zu ihrer Wohnung, erfuhren so ihren Namen und riefen dann über die Rufnummer aus dem Telefonbuch an. Bei dem Telefonat gaben sie sich als Kriminalbeamte aus und erklärten, dass während der Abwesenheit des Wohnungsinhabers Unbekannte in der Wohnung waren, jedoch die Einbrecher festgenommen werden konnten. Sie suggerierten dem verdutzen Mieter, dass er unbedingt seine Wertsachen überprüfen solle, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Diebe etwas mitgenommen haben. Durch eine geschickte Gesprächsführung bekamen die falschen Kriminalbeamten heraus, ob der Angerufene Geld oder Wertsachen zu Hause hat und in manchen Fällen sogar wo er sein Geld versteckte. Erschien ihnen das Opfer als gutgläubig, dann kündigten sie den Besuch eines „Kriminalbeamten“ an. Oft klingelte es noch während des Telefonates an der Tür und zwei falsche Kriminalbeamte baten um Einlass.
Sie ließen sich das Geld und die Wertsachen zeigen und nahmen alles, unter dem Vorwand Spuren sichern zu müssen, mit.
Na ja, ich weiß, Ihnen wäre das nicht passiert aber bei vielen anderen haben die Gauner einen Schaden von insgesamt über 110.000 € angerichtet. Die Bande sitzt jetzt hinter Gittern aber Sie können mir glauben, es gibt noch mehr solche Schlitzohren.

Sollten sich bei Ihnen vermeintliche Kriminalbeamte telefonisch melden, dann rufen Sie bei Ihrer nächsten Polizeidienststelle an und erkundigen sich, ob an der Geschichte wirklich etwas dran ist, bevor sie falsche Polizisten in Ihre Wohnung lassen.

Die Tränengasbombe im Geldverstek

Er treibt sein Unwesen an den verschiedensten Orten Deutschlands. Zuletzt war er in einem kleinen Ort, nahe der Landeshauptstadt, der falsche Polizeibeamte, der mit seiner „Tränengasmasche“ bei so manch einem älteren Menschen Geld gestohlen hat. Vor einem Reihenhaus fragte er einen Rentner, ob seine Frau zu Hause sei. Als der Mann ihm daraufhin antwortete, das sie gerade beim Arzt wäre, stellte er sich als Polizeibeamter vor und zeigte dazu einen personalausweisgroßen, vermeintlichen Dienstausweis, auf dem in dicken Lettern „POLIZEI“ stand. Dann erzählte er dem Senior eine Geschichte von einem Einbrecher, der in dieser Wohngegend in mehreren Häusern war und unbemerkt Geld gestohlen habe. Um zu überprüfen ob der Rentner auch betroffen sei, forderte er ihn auf, ihm zu zeigen, wo er sein Geld aufbewahrt. Ohne misstrauisch zu werden ließ der Mann den falschen Polizeibeamten in die Wohnung und zeigte ihm ein Versteck, in dem er 2.000 € aufbewahrte. Jetzt zog sich der Betrüger Einweghandschuhe an und forderte den Hauseigentümer auf zurück zu treten, weil der angebliche Einbrecher häufig Geld mit Tränengas präpariert habe und davon eine Explosionsgefahr ausgehe. Das war dann selbst dem Rentner ein zu starker Tobak und er meldete lautstark seine Zweifel über die Echtheit des Polizeibeamten an. Das wiederum veranlasste den Betrüger schleunigst und ohne Geld das Weite zu suchen.

Ein bisschen spät aber dennoch richtig gehandelt. Laut werden, wenn sich Zweifel auftun, kann Wirkung zeigen, denn Betrüger wollen klamm heimlich an Ihr Geld und nicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.

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