Frank Esche: Der Erfurter Weltfeind (Erfurt, 1938)

Aus: Thüringer Mord-Pitaval, Band I

Er sah am 25. Mai 1938 wie sie sich auf dem Erfurter Markt mit einer Frau unterhielt und beschloß sie auf dem Heimweg zu töten. Der Klempner Erwin Marcinkowski überquerte den Friedrich-Wilhelms-Platz, eilte in das Eisengeschäft von Cemmnitius&Hensel in der nahen Paulsstraße und erwarb dort ein schweres Beil für 1,35 Reichsmark. Sein Weg führte ihn dann auf den Markt zurück, um schließlich die verhaßte 56jährige Frau Alkenbrecher auf ihrem Weg nach Hause hinrichten zu können. Die ahnungslose Frau begab sich alsbald in Richtung ihrer Wohnung in der Ziegengasse. Sie überquerte den Fahrdamm hin zur Andreasstraße und lief weiter zur Weißegasse, ohne ihren Verfolger zu bemerken, der zunächst in angemessener Entfernung hinter ihr blieb. Vor dem Grundstück Weißegasse Nr. 37 erreichte er die Frau und hieb mit dem noch verpackten Beil auf deren Hinterkopf. Dieser erste Schlag streifte die rechte Kopfhälfte des Opfers nur, wobei etwas Kopfhaut abgetrennt und der Schädelknochen äußerlich verletzt wurde. Die Attakierte schrie auf, drehte sich um und erkannte den Angeklagten. Mit voller Wucht schlug dieser sofort ein zweites Mal mit dem Beil auf den Kopf der Frau und zertrümmerte damit deren Schädelknochen. Frau Alkenbrecher stürzte zu Boden und blieb am Rand des Fußsteiges in der Gosse liegen. Der Mörder kämmte nun seine bei dem Verbrechen in Unordnung geratenen Haare, zündete sich eine Zigarette an und blieb gelassen neben seinem Opfer stehen.

Alsbald erschien die herbeigerufene Erfurter Kriminalpolizei am Tatort. Beim Eintreffen des Kriminalkommissars Boskamp stand Marcinkowski ruhig und teilnahmslos neben der immer noch leise röchelnden Frau. Nachdem die Sterbende ins städtische Krankenhaus gebracht worden war, verschied sie bald nach ihrer Einlieferung 11.45 Uhr vormittags an den schweren Zertrümmerungen des Schädels und den Verletzungen des Gehirns. Der Mörder ließ sich widerstandslos ins Polizeipräsidium bringen und schilderte dort lückenkos seine Tat. Das Landgericht Erfurt verurteile den Angeklagten, dem Antrag des Staatsanwaltes folgend, wegen Mordes mit dem Tode. Marcinkowski schrieb am 17. Oktober 1938 an den Oberstaatsanwalt des Landgerichtes Erfurt:

Nun sitze ich schon wieder sechs Wochen hier und warte auf den Henker. Warum nur? Ich bin nicht geisteskrank, ich bin vollkommen normal. Aber ich weiß wohl; man hat Bedenken gegen meine Henkersmahlzeit. Ich will daher gern und großzügig, zu Gunsten des mir nachfolgenden Todeskandidaten, verzichten. Aus diesem Grunde wünsche und verlange ich meine sofortige Hinrichtung ohne jegliche Beigabe. Noch bin ich es nicht; aber wenn ich noch länger unnütz warten muß, da werde ich krank. Aber ich möchte nicht als Kranker, sondern ich will als junger und gesunder Mensch hingerichtet werden. Dieses zu berücksichtigen und mir auch die Fußfesseln abzunehmen, weil ich mit der Zeit steife Glieder bekomme, bittet Erwin Marcinkowski.“

Am 23. November wurde er im Innenhof des Weimarer Gerichtsgebäudes hingerichtet.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.