Der gekränkte Totengräberknecht von Wolfgang Krüger

Johann Philipp Feigel, 22 Jahre alt, war beschäftigungsloser Totengräberknecht in der Reichsstadt Nürnberg. Als im Oktober 1787 eine Stelle vakant war, wetteiferte er mit seinem früheren Arbeitskollegen Langfritz um diesen einträglichen Posten. Zu seiner Enttäuschung entschied man sich für Langfritz, während man Feigel nur die Stelle eines Helfers zugestand. Er war bitter enttäuscht und fühlte sich in seinem Stolz gekränkt. Der Konkurrent mußte aus dem Weg!

Langfritz (den Vornamen wissen wir nicht) machte am Nachmittag des 3. Dezember 1787, erschöpft von der anstrengenden Arbeit, im Totengräberhäuschen ein kleines Nickerchen. Eine günstige Gelegenheit. Feigel schlich sich nun an ihn heran, legte seine Flinte auf den Schlafenden an und drückte ab. Der Schuß verletzte ihn nur leicht am Arm. Sein Kollege ergriff nun eine Hacke und versetzte dem wie benommen daliegenden Knecht damit mehrere wuchtige Schläge auf den Kopf, die ihm den Schädel zertrümmerten. Langfritz war innerhalb weniger Minuten tot. Hierauf lud er den Toten auf eine Karre und fuhr ihn zu einem der vorbereiteten Gräber. Ein paar Sekunden später nahm dieses den erschlagenen Totengräberknecht auf. Dort lag er vier Tage lang, bis man den Vermißten fand. Der Verdacht richtete sich natürlich auf Feigel. Der wurde sogleich zur Haft gebracht und durch das Stadtgericht in Kriminaluntersuchung gezogen. Kaum war diese abgeschlossen, sandte man die Akten an die unfern gelegene Juristenfakultät in Altdorf, deren Richter der einhelligen Meinung waren: Feigel müsse wegen seiner Untat selbst sterben. Diesem Urteil trat der Rat der Reichsstadt bei.

Der durch seine Eitelkeit zum Mörder gewordene Feigel wurde am 18. März 1788 beim Hochgericht vor dem Nürnberger Frauentor mit dem Rad von oben herab hingerichtet. Das heißt der Scharfrichter zerschmetterte ihm mit dem schweren Wagenrad zuerst den Brustkorb und „arbeitete“ sich dann langsam bis zu den Unterschenkeln durch. Dadurch blieben dem Mörder die entsetzlichen Qualen erspart, die ein Rädern von unten auf bereiteten. Wie es aber damals üblich war, wurde der Geräderte enthauptet, der Kopf auf einen Pfahl gespießt, der Rumpf zur Abschreckung aufs Rad geflochten und dieses zur Abschreckung aufgerichtet.

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