Friedrich Schumann – „Der Schrecken des Falkenhagener Forstes“ von Armin Rütters und Erich Koch

Wir sind kurz vor Beginn der sogenannten „Goldenen 20er Jahren“ im letzten Jahrhundert vor den Toren der deutschen Reichshauptstadt Berlin in Falkenhagen, nahe Spandau. Es ist eine unruhige Zeit um 1919, 1920, nicht nur in Berlin, sondern im gesamten Deutschen Reich. Die Menschen leiden schwer an den Folgen des verloren gegangenen Krieges. Besonders Hunger, Geldentwertung und die ständigen Teuerungen machen ihnen stark zu schaffen. Es kommt immer wieder zu Aufständen und Streiks. Der Erste Weltkrieg hat nicht nur Millionen Menschen verschlungen oder zu Krüppeln gemacht, er hatte auch die Seelen verwundet und manche völlig entstellt.

Hunderttausende, die aus dem Krieg heimgekehrt waren, fanden nicht wieder zurück in ein geordnetes Leben. Ebenso viele fanden keine Arbeit oder scheiterten an den vielfältigen Widrigkeiten des Lebens.

Auch die Wohnungssituation ist für abertausende Familien bedrückend. Teilweise bewohnen vier oder fünf Erwachsene mit den Kindern nur ein Zimmer. In diesem Gewusel wird Wäsche gewaschen und getrocknet. Unter solchen Bedingungen leiden vor allem die Kinder und viele sind daher oft krank.

Besonders die ständige Mangelernährung fordert ihren Preis. Oft müssen sich mehrere Menschen ein Bett teilen und die hygienischen Zustände im Allgemeinen sind erschreckend. Meist befinden sich die Toiletten in den Mietskasernen im Hinterhof oder auf halber Etage.

In jener Zeit verbreitete im idyllisch gelegenen Ort Falkenhagen, mit seinem mitten in einem herrlichen Waldgebiet gelegenen schönen „Falkenhagener See“, ein Serienmörder Angst und Schrecken durch seine entsetzlichen Verbrechen. Bald wird er nur noch „Der Schrecken des Falkenhagener Forstes“ genannt, der scheinbar wahllos harmlose Wanderer, Radfahrer und Liebespärchen mit seiner Pistole regelrecht hinrichtet und beraubt. Die Angst in der Bevölkerung steigerte sich so sehr, daß es zu Haus- und Wohnungsverkäufen in Nähe der Mordorte kam. Ein, in feldgrauer Kleidung umherstreifender Mann, terrorisierte die in der Spandauer Region wohnenden Menschen.

Er will, so die öffentliche Meinung, scheinbar nur eins; vergewaltigen und töten. Doch noch ein anderes Motiv offenbarte der Täter nach seiner Festnahme. Der gnadenlose Mörder störte sich besonders an der Anwesenheit anderer Menschen in „seinem Wald“. Sie hatten dort schlicht nichts zu suchen. Laute Gespräche erregten sein Mißfallen, und wenn jemand aus Lebensfreude im Wald sang, wurde er wütend. Lachen war im Falkenhagener Forst zu dieser Zeit lebensgefährlich. Er selbst war völlig humorlos und haßte das Lachen!

Erst im August 1920 gelang unter dramatischen Umständen seine Festnahme in Spandau in einer Arztpraxis.

Zur Anklage kamen 54 Verbrechen. Darunter 7 Morde und 15 Mordversuche, Brandstiftungen, Notzuchtverbrechen, einfache und schwere Diebstähle sowie mehrere Raubüberfälle.

Der damalige „Staranwalt“ Dr. Dr. Erich Frey übernahm die Verteidigung und hatte mit seinem Mandanten alsbald große Probleme, weil dieser die Verteidigungsstrategie immer wieder unterlief.

So kam es, wie erwartet, im Herbst 1920 vor Gericht zum Todesurteil.

Wenige Stunden vor der angesetzten Hinrichtung zum 27. August 1921 besuchte Erich Frey seinen Schützling ein letztes Mal in seiner Zelle und bekommt dort die „Lebensbeichte“ und die wahre Mordopferzahl von Friedrich Schumann genannt und ist tief erschüttert.

Soweit es die Archive hergaben, wird das Autorenteam Rütters/Koch den Lebensweg des heute fast vergessenen „Schrecken des Falkenhagener Forstes“ Friedrich Schumann im 3. Band der „Historischen Serienmörder“, der im II. bzw. III. Quartal 2011 im Verlag Kirchschlager erscheinen soll, offenlegen.

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