Vor kurzer Zeit erschien im Hamburger CARLSEN Verlag ein Comic mit dem Titel „HAARMANN“. Den Tip gab mir Sachbuchautor Armin Rütters. Ich bestellte das Werk und war überrascht: tatsächlich, es handelt vom einst berüchtigten „Fritze Haarmann“. Auf 166 gebundenen Seiten widmen sich Peer Meter (Szenario, Text) und Isabel Kreitz (Zeichnungen) den letzten Monaten des berüchtigten deutschen Serienmörders, Fritz Haarmann. „Atmosphärisch dichte Bilder lassen das Hannover der Zwanzigerjahre wieder lebendig werden und offenbaren nicht nur die seelischen Abgründe seiner Bewohner, sondern auch einen bodenlosen Justizskandal.“
Denjenigen, die sich täglich mit Mördern und (ganz zu schweigen) mit deren Taten beschäftigen müssen, ist dieser „Comic“ als Literatur- bzw. Kunstform nur schwerlich schmackhaft zu machen. Dafür ist das Genre des Comics bei uns in Deutschland wohl nur solchen Figuren wie Asterix und Obelix vorbehalten, aber der CARLSEN Verlag geht mit seiner Reihe „graphic novel“ neue, interessante und gewagte Wege. Neben Haarmann findet man auch „Comics“ über „CASTRO“ und „CHE“. Mehr Infos dazu bei www.carlsen.de.
Doch zurück zu Fritz Haarmann. Tatsächlich gelingt es Isabel Kreitz mit schwarz-weißen Illustrationen ein düsteres Zeitgemälde zu entwerfen, welches durch Texte und Dialoge, teilweise in Mundart und damaliger Umgangssprache, drastisch verstärkt wird. Die Lebensgeschichte von Haarmann, die Entdeckung der zahlreichen Knochen in der Leine, das Verhältnis Haarmanns zu Hans Grans usw., auch der Justizskandal, sind zwar bekannt, aber auf morbide Weise spannend und sehr gesellschaftskritisch wiedergegeben. Dieser „Comic“ dürfte „Kultstatus“ erlangen… Ob das zu wünschen ist, wage ich nicht zu beurteilen. Am Ende des Bandes hat Peer Meter nochmals übersichtlich alle wichtigen historischen Fakten zum Fall sowie einige Fotos zu Haarmann zusammengetragen.
Peer Meter & Isabel Kreitz: HAARMANN. CARLSEN Verlag, Hardcover, 176 Seiten. Preis: 19.90. ISBN 978-3-551-79107-8
PS Die Fallbeilmaschine, mit der Haarmann gerichtet wurde, diente der „Kriminalchronik des Dritten Reiches I“ von Wolfgang Krüger als Titelbild.