Heinrich Dorfmaler, ein Bergmann, lebte mit seiner Familie um 1880 in einem Dorf bei London. Seine Familie war arm und Heinrichs Verdienst reichte kaum aus, seine Frau und die sieben Kinder zu ernähren noch seinen Vater von 70 Jahren zu erhalten.
Heinrich arbeitete früh und spät, um sich und seine Familie ernähren zu können, allein es reichte nicht, noch konnte er seine Schulden begleichen. Dadurch kam Heinrich in Mißkredit und stand nun in aller seiner Not von jedermann verlassen da, sich und seinen Vater verfluchend, daß dieser ihn nicht mit Reichtum gesegnet, sondern ihn als armen Menschen auf diese Welt gesetzt hatte. Der Bergmann murrte gegen Gott und seine Vorsehung, daß er ihn nicht zum reichen Mann machte, und daß manche so viel besäßen und er nichts habe, daß er seine Not lindern könne. Er war mißmutig und zweifelhaft gegen Gott und glaubte zuletzt an gar nichts mehr.
Heinrich verkaufte bei der Teuerung nach und nach Mobilienstücke, um den vorhandenen Hunger zu stillen, er versetzte Kleidungsstücke, Alles, um die Not zu decken. Sein Verdienst ließ nach und da er nicht mehr einkaufen konnte, mußte er sich auf das Darben beschränken. Die Not stieg in dieser verarmten Haushaltung am höchsten. Es war am 3. Februar, als er mit seinen sieben kleinen Kindern das letzte Stück Brot verzehrt hatte, das ihre Speise für den ganzen Tag war. Da schickte er sein ältestes Kind, ein Mädchen von zehn Jahren, zu einem Bäckermeister, um einen Laib Brot zu holen. Allein der hartherzige Mann gab dem Kind, weil es kein Geld hatte, kein Brot und als es weinend und ohne Brot nach Hause kam und zu seiner Mutter sagte: „Jetzt, liebe Mutter, müssen wir verhungern, denn wir bekommen nichts mehr ohne Geld.“ Fluchte der Vater wie ein Türke und es tauchte ein Plan in ihm auf, schwärzer als die Nacht.
Heinrich verwünschte sich und seine Familie und schwor, ein Ende daraus zu machen. Die Mutter weinte, denn sie wußte keine Hilfe, noch Rat. In der kommenden Nacht, als alle in tiefem Schlaf versunken waren, stand der Bergmann eilends auf, sein schauderhaftes Verbrechen zu vollführen. Er ergriff einen auf der Bank liegenden Hammer und versetzte mit einem heftigen Streich seinem Weib den entsetzlichen Todesschlag. Unter einem lauten Schrei gab sie ihren Geist auf. Seine sieben Kinder sprangen mit einem entsetzlichen Jammergeschrei aus dem Bett, welche alle sogleich ein Opfer ihres Vaters wurden. Der Alte wollte noch schwankend aus dem Bett steigen, da ergriff ihn der Mörder und versetzte seinem eigenen Vater den Todesstoß.
Der Mörder stellte sich am nächsten Tag selbst dem Bürgermeister des Ortes, zeigte hier seine gräßliche Tat an und sagte: „Mich trieb die Not zu diesem furchtbaren Verbrechen. Ich stehe nun hier als Mörder meiner eigenen Familie. Ich war verlassen von der Menschheit, ohne Rat und Hilfe, arm, ohne vermögen, ohne Geld, ohne Kredit, ohne Verdienst und ohne Mitleid meiner Nachbarschaft. Da sah ich wohl ein, daß ich meine Familie nicht mehr ernähren konnte, darum faßte ich den bösen Entschluß, ein Mörder meiner Frau und Kinder und meines eigenen Vaters zu werden. Ich selbst hätte mich gerächt für meine Tat und wollte mich zum Selbstmörder hingeben, wenn ich nicht überlegt hätte, andere Unschuldige aus diesem Verdacht zu ziehen. Überliefern Sie mich nun dem Gericht, daß ich meinen gerechten und verdienten Lohn empfange und mein Dasein ein Ende hat.“
Der Bürgermeister stand und hörte nun diese entsetzlichen Dinge. Er schickte nach der Obrigkeit, die in Begleitung von Gensd`armen beim Bürgermeister ankam. Man besah nun die in ihrem Blut liegenden Opfer und fesselte den sich selbst gestellten Verbrecher, der darauf nach London ins Gefängnis gebracht wurde. Er saß nun hier in Ketten geschmiedet, ein Geistlicher wurde ihm beigeordnet, der ihm zur Vorbereitung in die Ewigkeit sehr willkommen war.
Am 9. März wurde er vor das englische Kriminalgericht gestellt, wo er seine Schuld anerkannte und freiwillig erklärte, daß er den Tod gerne leiden und für die grausam Tat auf dem Schafott büßen wolle. Die Geschworenen ließen das Todesurteil über ihn ergehen, welches nach drei Tagen vollzogen werden sollte. Nachdem der Verbrecher sich mit seinem Schöpfer ausgesöhnt hatte, rückte der Todestag heran. Er war der 12. März.
Eine große Volksmenge eilte zum Gefängnis und zum Schafott. Um acht Uhr wurde er den Scharfrichtern übergeben, die ihn in Begleitung seines Geistlichen zum Schafott führten. Er betete noch mit seinem Geistlichen inbrünstig zu Gott, daß er seiner Seele Gnade und Barmherzigkeit erweisen möge. Hierauf entfernte sich der Geistliche und in wenigen Augenblicken war er dem Tod übergeben. So endete der Familienmörder sein gottvergessenes Leben, wohin ihn die Not und die drückende Armut geraten ließen.
Der Herausgeber dieser Geschichte fügt abschließend an: Möge dies doch ein Jeder zu Herzen nehmen und seinen verarmten Mitbrüdern in der teuren Zeit ein Wenig Hilfe leisten, damit ihnen nicht auch böse Gedanken aufsteigen, ein solches Übel zu verrichten, und sucht doch in den teuren und jammervollen Jahren das Böse mit Gutem zu überwinden, daß nicht bei uns auch ähnliche Fälle eintreten mögen.
Das BKA nennt solche Täter „Familienauslöscher“. Pro Woche wird in der Bundesrepublik Deutschland eine Familie „ausgelöscht“.