Der verräterische Spießnagel (1817)

Auf einem Dorf starb ein Schmied, ein Mann in den besten Jahren, plötzlich und ohne vorher krank gewesen zu sein, zur Nachtzeit. Die junge Witwe veranstaltete ihm ein ansehnliches Leichenbegängnis, und ehelichte bald darauf den Gesellen, der bisher bei ihrem Mann in Arbeit gestanden hatte.

Nach mehr als dreißig Jahren waren einige Einwohner des Ortes auf dem Kirchhof beschäftigt, ein Grab zu machen, und bei dieser Gelegenheit warfen sie einen Menschenschädel heraus, an dem sie gewahr wurden, daß er sich bewegte. Sie gerieten darüber in Furcht, und trauten sich nicht, den Schädel anzufassen, riefen aber doch den nahe wohnenden Prediger herbei. Während dieser den Schädel aufhob, fiel eine Kröte heraus, die in demselben ihre Herberge gehabt und die Bewegung verursacht hatte. Zugleich fand man nun auch, daß ein großer Spießnagel oben in den Schädel hineingeschlagen war und nach einigem Nachsinnen ergab sich, daß dies die Stelle sei, wo der Schmied vor dreißig Jahren beerdigt worden war.

Der Prediger gebot den Leuten Stillschweigen, nahm den Schädel mit und ließ sogleich die Schmiedfrau zu sich rufen. Nachdem er ihr einige unverfängliche Fragen in Bezug auf ihren ersten Mann und seines schnellen Todes gestellt hatte, sie solche auch dreist beantwortete, fragte er sie endlich, ob sie wohl noch seinen Kopf erkennen würde. Bei dieser Frage stutze sie und verfärbte sich. Der Prediger hielt nun, ohne ein Wort zu sagen, den Schädel vor ihre Augen, und sie sank in Ohnmacht. Hierauf bekannte sie ohne Verzug, daß sie mit Hilfe ihres jetzigen Mannes den vorigen im Schlafe vermittels des Nagels vor dreißig Jahren ermordet hatte.

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