Die unmenschlichen Eltern (1751)

Paris, 16. Juni 1751. In Briefen von Rennes vom 9. Juni dieses Jahres wird eine Geschichte berichtet, die fast nicht glaubhaft scheinen kann, die wir aber doch so, wie sie sich zugetragen haben soll, anführen wollen. Es hätte nämlich ein dortiger Partikulier (vermögender Rentner), der vom Podagra geplagt war, nachdem er in einem alten Buch gefunden hat, daß das Kinderfett ein gewisses Mittel dagegen wäre, solches seiner Frau gezeigt, die ihm riet, eines ihrer Kinder von vier Jahren zu töten, dem sie alle beide nicht gut waren. Da nun das Kind während ihrer Unterredung zugegen war und alles, was sie geredet hatten verstand, wäre es aus dem Haus zu einer Nachbarin gelaufen, der das Kind die ganze Sache erzählte. Diese aber, die es dem Kind nicht glaubte, hätte es zu seinen Eltern zurückgebracht, ohne etwas von dessen Erzählung zu sagen, um sie nicht noch mehr gegen das Kind aufzubringen.

In der Nacht wäre der Nachbarin die Erzählung des unschuldigen Kindes wieder eingefallen, weshalb sie aufstand, und an das Haus ging, wohin das Kind gehörte. Man hätte ihr aber lange nicht aufmachen wollen, bis es, weil sie durchaus nicht fort wollte, endlich geschah. Als sie hierauf im Haus hin und her ging, und auch in die Küche kam, hätte sie das Kind schon halb gebraten mit einer Bratpfanne darunter, um das Fett zu bekommen, gefunden.

Nun schrie sie aus dem Fenster um Hilfe, worüber sehr viel Volk zusammen lief, die alle dieses abscheuliche Spektakel sahen. Die unmenschlichen Eltern wären hierauf in Verhaft genommen worden, und das Parlament von Rennes mache ihnen nunmehr den Prozeß.

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